Wilder Sex und heiße Küsse
war sehr eigensinnig gewesen, aber hinter der rauen Schale hatte man immer den weichen Kern erkennen können. Dieser Mann hingegen …
“Was ist aus eurer kleinstädtischen Gastfreundlichkeit geworden?”, erkundigte er sich und blickte verdrossen die von Ulmen gesäumte Straße hinunter. “Willst du mich jetzt hineinbitten oder wie einen Trottel hier stehen lassen?”
Die Frage holte sie in die Realität zurück. “Du siehst schrecklich aus”, sagte sie, da sie sich nicht zu mehr Freundlichkeit verpflichtet sah, als er ihr entgegenbrachte. “Warum bist du hier?”
“Bestimmt nicht, damit du mein Aussehen beurteilst”, versicherte er und trat einen Schritt vor.
“Wer sind Sie denn?” Mücke baute sich beschützend neben Jessica auf.
Daniel antwortete nicht, sondern starrte den Jungen nur an.
“Alles in Ordnung, Jess?”, erkundigte Mücke sich besorgt, während er Daniels starren Blick erwiderte.
“Sicher.” Jessica und Daniel waren nie richtige Freunde gewesen. Eher scharfzüngige Gegner. Trotzdem hatte er ihr nie Angst gemacht. “Ich bin okay. Mücke, das ist …”
“Ein alter Freund von Jessica”, erklärte Daniel mit Bestimmtheit.
Mücke schwieg einen Moment. Dann sagte er: “Ich bin Nathan, aber alle nennen mich Mücke.”
“Wie typisch für Iowa.”
“Ja”, meinte Mücke leicht verstimmt, immer noch mit misstrauischem Unterton. “Soll ich hierbleiben?”, fragte er zu Jessica gewandt.
“Nein”, entgegnete sie zögernd. “Du musst doch noch die Futtersäcke abholen.”
“Schon, aber …” Mücke blickte wieder argwöhnisch auf Daniel. Schwarz galt in Iowa nicht als Farbe. Mückes Hemd war sonnenblumengelb mit roten und lila Mohnblumen. Das waren Farben! “Bist du sicher?”
“Der Laden macht um sechs Uhr zu”, erinnerte sie ihn.
“Na gut.” Mücke schob sich langsam an Daniel vorbei, ging die Verandatreppe hinunter und warf den beiden einen letzten Blick zu, ehe er in den Buick seines Vaters stieg und losfuhr.
“Dein Sohn?”, erkundigte sich MacCormick.
Sie machte ein entgeistertes Gesicht. “Wer?”
“Moskito.”
Sie überlegte einen Moment. “Mücke? Natürlich nicht. Himmel, Daniel! Du bist verrückt wie eh und je. Was ist aus deinen detektivischen Fähigkeiten geworden? Ich dachte, du wärst ein toller Reporter oder so was. Er hat mich Jess genannt.”
Daniel zuckte mit den Schultern, und ihr fiel ein, dass er seinen Vater zeitlebens William genannt hatte. “Also nur du und das Baby?”
“Wie?”
Daniel deutete auf das Fläschchen in ihrer Hand, das sie längst vergessen hatte. “Du und das Baby, seid ihr die Einzigen, die hier wohnen, oder hängt der glückliche Vater hier auch irgendwo herum?”
Jessica wurde wütend. Vielleicht war sie nicht mehr so schlagfertig wie zur Highschoolzeit, aber ihr lag bereits eine scharfe Antwort auf der Zunge, als sie ein Kitzeln an ihrem nackten Bein spürte und ein hungriges Blöken hörte.
“Kein Vater”, sagte sie, kniete sich hin und gab dem Lamm das Fläschchen. “Nur ich und das Baby. Daddy ist mit einem Schaf durchgebrannt.” Sie schnitt eine Grimasse. “Einer Blondine.”
Daniel lachte nicht, sondern schob sich mit verkniffenem Gesicht an ihr vorbei. “Was für eine Show ziehst du hier eigentlich ab, Sorenson?” Sein Blick schweifte durch das Wohnzimmer: über die Blumen, die sich um die Bogenfenster rankten, die unzähligen Blumentöpfe mit Kräutern, die exotischen Blumen – und Xena, die auf den Hinterbeinen stand und aus dem Fenster sah. “Was macht denn das Wiesel in meinem Wohnzimmer?”
“Das ist kein …
Dein
Wohnzimmer?” Sie zwang sich zu einem Lachen. “Das ist nicht dein Wohnzimmer, Daniel MacCormick. Das Haus gehört Cecil.”
“Nicht mehr lange.”
Jessica merkte, wie sie blass wurde. Aus dem Nebenzimmer erklang Schweinegrunzen. “Wovon sprichst du?”
“Er wird das Haus verkaufen.”
“Das würde er niemals tun”, entgegnete sie mit schwacher Stimme. “Wir haben eine Abmachung.”
“Eine Abmachung? Worüber? Dass du das Haus meiner Eltern in einen Stall verwandeln darfst?”
“Hör zu, Daniel. Das hat nichts mit dir zu tun.”
“Natürlich hat das was mit mir zu tun.” Er musterte sie von oben bis unten – das abgetragene Flanellhemd, von dem sie wegen der Hitze einfach die Ärmel abgeschnitten hatte, die ausgebleichten Jeansshorts, ihre braun gebrannten langen Beine, die nackten Füße, vor denen das saugende Lämmchen stand und eifrig mit dem Schwanz
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