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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war ein Irrtum von mir, Fritz.«
    »Ein großer, Ingrid.«
    »Ich bin froh, daß er sich aufgeklärt hat.«
    Beide waren auf der Treppe stehengeblieben und wußten nun, daß sich die Gefahr einer Trennung voneinander, fällig schon in der nächsten Minute, verflüchtigt hatte.
    Niemand sonst zeigte sich auf der Treppe. Von unten drang gedämpft aus der Bar Lärm nach oben.
    Der Maler sah seiner näheren Landsmännin aus Koblenz tief in die Augen.
    »Ingrid!« sagte er gekonnt.
    »Fritz!«
    »Du!«
    »Du!«
    Der erste Kuß kam, und er erwies sich als sogenannter Dauerbrenner. Ingrid wurde dabei von Fritz so heftig gegen das Treppengeländer gedrückt, daß sich das alte Holz, aus dem das Geländer bestand, gezwungen sah, leise zu knarren. Nur dabei aber trat an Ingrid gewissermaßen Nachgiebigkeit in Erscheinung; in allem anderen blieb sie nicht nur gleichrangig mit Fritz, sondern lief ihm den Rang sogar noch ab. Bezeichnend dafür war ein kleiner, mit heißem Atem geraunter Dialog zwischen den beiden:
    »Du kannst mich nicht schon hier ausziehen, Fritz.«
    »Ich folge doch nur deinem Beispiel, Ingrid.«
    In echauffiertem Zustand setzten sie ihren Weg fort.
    »Welche Zimmernummer hast du?« fragte er sie.
    »Vierunddreißig. Aber wichtiger ist die deine.«
    »Wieso?«
    »Weil ich dir auf dein Zimmer folgen werde.«
    »Nicht ich dir auf deines?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Das wäre doch das Üblichere.«
    »Du meinst, ein Mann schleicht sich leichter durch die Korridore?«
    »Ja.«
    »Stimmt schon, aber ich denke an Selzer.«
    »Selzer?« Sein Gesicht hatte sich verschattet. »Du solltest den nicht gerade jetzt erwähnen.«
    »Ich muß es!«
    »Weshalb?«
    »Er hat sich – ohne mich vorher zu informieren, das möchte ich ausdrücklich betonen! – ein Doppelzimmer für mich ausgedacht.«
    »Na und? Er ist ja nicht da.«
    »Aber er könnte auf die Idee kommen, mir mitten in der Nacht einen Besuch abzustatten. Und dann fände er dich bei mir vor. Wär doch peinlich – auch für dich.«
    »Mein Auftrag wäre jedenfalls im Eimer.«
    »Siehst du, und das muß ja nicht sein.«
    »Aber dir kommt er unvermeidlich auf die Schliche, wenn du nicht in deinem Zimmer bist.«
    »Meinetwegen. Dann weiß er ja immer noch nicht, bei wem ich mich befinde, und ich kann das morgen allein mit ihm abmachen – egal, wie's ausgeht.«
    »Du bist Klasse, Ingrid.«
    »Bin ich auch!«
    »Es muß ja gar nicht sein, daß er auftaucht.«
    »Eben.«
    »Auf alle Fälle wächst meine Verpflichtung dir gegenüber ins Riesenhafte.«
    »Du sagst es«, meinte sie, leicht lachend. »Und ich kann's schon gar nicht mehr erwarten, daß du dich der Einlösung deiner Verpflichtung gewachsen zeigst. Wo ist denn nun dein Zimmer?«
    Kurz darauf war die Frage zu beantworten, wer als erster zur Badbenützung an der Reihe wäre.
    »Du«, sagte sie zu ihm. »Ich brauche länger als du. Inzwischen kannst du ja dann schon das Bett anwärmen.«
    »Brauchen wir denn ein warmes Bett?«
    »Das wird ganz von dir abhängen, Liebling.«
    »Ich lege dir im Bad frische Handtücher zurecht.«
    »Eines, das nicht zu klein ist, mag vorerst genügen.«
    Ehe er die Badezimmertür hinter sich schloß, hörte er noch, wie ihr Feuerzeug klickte, mit dem sie sich eine Zigarette anzündete. Dieses Klicken sollte sich in den nächsten Stunden noch oft wiederholen. Ingrid offenbarte die Angewohnheit, jedesmal, wenn sie von einem Gipfel der Lust hinabgefallen war in ein Tal hormonalen Wiederaufbaus, eine Zigarette zu rauchen. Die bildete einen Leistungspegel, an dem mit unbedingter Zuverlässigkeit Fritz Brühes Liebe zu ihr zu messen war. Die Kippen im Aschenbecher gaben numerisch und fast auch im Wortsinn darüber Aufschluß.
    Die Frivolität, mit der Ingrid Rehbein auf freundschaftlichem Fuß stand, veranlaßte sie, gegen Morgen zu sagen: »Fritz, in meiner Packung stecken nur noch zwei Zigaretten. Hast du noch welche?«
    »Nein. Zwei werden dir aber, denke ich, reichen.«
    »Denkst du? Und ich hätte gerne noch jede von ihnen in der Mitte auseinandergebrochen.«
    »Ingrid!!«
    »Ja?«
    »Du machst mich fertig!«
    »Das hast du wohl nicht geglaubt, wie?«
    Er hatte es in der Tat nicht geglaubt, aber nun zögerte er nicht, einzugestehen, daß er sich geschlagen fühlte. Den kurzen Rest der Nacht, der ihm noch blieb, nachdem Ingrid ihn verlassen hatte, um auf ihr Zimmer zu huschen, schlief er wie ein Stein.
    In dieser Nacht hatte Amor, der Gott der Liebe, auch noch im Zusammenhang mit

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