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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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elf Uhr«, fiel er ihr etwas enttäuscht ins Wort.
    »Trotzdem. Ich bin müde«, log sie. »Wissen Sie, die Reise …«
    »Nur das eine Glas noch, bitte.«
    »Also gut. Aber für Sie wird's dann auch Zeit – oder?«
    Diese Frage war kategorischer Natur und erheischte ein klare Antwort – entweder ja oder nein!
    »Ja«, nickte er.
    Der Ober brachte den Campari und das Pils.
    »Herr Brühe«, sagte er grinsend, »es wurde wegen Ihnen heute abend hier auch schon angerufen.«
    »Wegen mir?«
    »Ja.«
    »Kann ich mir gar nicht denken. Von wem denn?«
    »Von Fräulein Selzer.«
    »Und?« stieß Fritz Brühe wie aus der Pistole geschossen hervor.
    »Sie hat sich erkundigt, ob das hier für Sie richtig läuft, mit dem Bier, wissen Sie.«
    Der Maler strahlte.
    »Ist aber nett von ihr, nicht?«
    »Ich habe mir erlaubt, ihr zu sagen, daß unser diesbezügliches Angebot Ihren vollsten Zuspruch findet, Herr Brühe.«
    »Das war keine falsche Information, die Sie da erteilt haben, Herr Gollwitzer.«
    Beide lachten, ihr Vergnügen schien jedoch von Frau Rehbein nicht geteilt zu werden.
    »Worum geht's?« fragte sie knapp.
    Brühe erzählte es ihr, berichtete, wie Anne Selzer die Anordnung ihres Vaters außer Kraft gesetzt hatte. Er mußte aber erleben, daß Ingrid sich unbeeindruckt zeigte.
    »Ich weiß nicht, was daran so großartig sein soll«, sagte sie. »Was ich sehe, ist, daß einer ein unmögliches Gebot erließ. Nichts lag näher, als dasselbe aus der Welt zu schaffen.«
    Eine Pause entstand, da keiner der Herren etwas antwortete. Gollwitzer entsann sich wieder seiner Pflichten. Sein Blick fiel auf einen vollen Aschenbecher auf einem Tisch in der Nähe – ein Grund, sich mit diesem zu entfernen.
    »Ich verstehe Ihre Begeisterung wirklich nicht, Fritz«, sagte Ingrid. »Oder hat dieses Mädchen noch andere Attraktionen aufzuweisen?«
    Aha, daher wehte also der Wind. Eifersucht.
    »Hat sie!« sagte Fritz knapp. Die reife Ingrid war dabei, bei ihm rapide an Boden zu verlieren. Sie reihte einen Fehler an den anderen.
    »Welche denn?« ließ sie nicht locker.
    »Allerhand.«
    »Können Sie mir konkret ein paar nennen?«
    »Wozu? Sie werden sie ja sicher kennenlernen.«
    »Wahrscheinlich sehe ich sie dann mit anderen Augen als Sie.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Der Vater von ihr hatte heute etwas an ihr auszusetzen.«
    »So? Was denn?«
    »Haben Sie sich die Speisekarte angesehen?«
    »Einigermaßen. Warum?«
    »Sie enthält nur ein Fischgericht.«
    »Kann sein. Und?«
    »Ein einziges Fischgericht, das ist für ein solches Lokal zuwenig.«
    »Das sagt ihr Vater?«
    »Ja, und er wird darüber mit ihr ein Wörtchen reden.«
    »So?« erwiderte Brühe. »Wird er das?« Und ironisch fuhr er, Ingrid kühl musternd, fort: »Ich stelle fest, Frau Rehbein, daß Sie plötzlich uneingeschränkt auf Seiten des Herrn Selzer zu stehen scheinen. Wieso das? Bisher hatte ich nicht diesen Eindruck.«
    »Fritz, ich …«
    Sie brach ab, da der Kellner mit dem entleerten Aschenbecher zurückkam. Als er ihn auf den Tisch in der Nähe gestellt hatte, rief ihm Brühe zu: »Herr Gollwitzer, sollten Sie früher als ich mit Fräulein Selzer zusammentreffen, sagen Sie ihr bitte, daß ich mich für ihre Fürsorge bedanke.«
    »Mache ich, Herr Brühe.« Der Ober trat zögernd näher. »Im übrigen hatte die heute, sagte sie mir auch, schon einen großen Schutzengel.«
    »Wer? Fräulein Selzer?«
    »Ja, sie und Herr Zumberg.«
    »Herr Zumberg?«
    »Ja, er ist wieder einmal zu schnell gefahren und wäre um ein Haar kurz vor Bernkastel mit einem Laster zusammengeprallt.«
    »Ist sie denn mit dem nach Bernkastel?«
    »Ja.«
    »Was hat sie mit ihm zu schaffen?«
    »Er ist doch ihr Verlobter. Wußten Sie das noch nicht?«
    »Ingrid«, sagte Brühe, als die beiden nach oben gingen, um – getrennt – ihre Zimmer aufzusuchen, »mir scheint, ich muß da ein Mißverständnis, das es zuletzt zwischen uns gegeben hat, aufklären.«
    »So?«
    »Fräulein Selzer interessiert mich nicht.«
    »So?«
    »Ich habe nichts mit ihr zu tun, und sie nichts mit mir. Sie haben das ja soeben gehört.«
    »Mir entging aber nicht, daß Ihnen deren Bindung unbekannt war.«
    »Nicht ganz! Ich wußte, daß sie verlobt ist, nur nicht, mit wem; spielt das aber eine Rolle?«
    »Daß sie verlobt ist, wußten Sie?«
    »Ich schwöre es. Damit scheidet jeder Gedanke, den Sie mir anscheinend unterstellen, aus, Ingrid.«
    »Fritz!«
    Die Sonne ging wieder auf in Ingrids Gesicht.
    »Es

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