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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diese Galerie zu besuchen? Wüßtest du nichts Besseres?«
    Ingrids Antwort bestand aus zwei Teilen und war eine Demonstration, deren Bedeutung nur Fritz Brühe erkannte.
    Erstens löste sie vom Oberschenkel mit ihren Fingern Selzers Hand und legte sie zurück auf dessen eigenen Oberschenkel; zweitens sagte sie nicht zu Selzer, sondern zu Zumberg: »Wenn ich mit Ihnen nach Madrid fliegen würde, wüßte ich mir in der Tat etwas Besseres oder – in meinen Augen – Wichtigeres. Ich ginge nicht in den Prado, sondern würde es meine Sorge sein lassen, daß Ihnen keine Spanierin den Kopf verdreht.«
    Da war es ganz natürlich, daß sich Zumbergs Blick ganz aufmerksam auf Ingrid Rehbein richtete. Und was sah er zum erstenmal mit Bewußtsein? Ein erstaunlich attraktives Weib, dessen Reife einer knapp Zwanzigjährigen fehlte, bei der allein er nun schon längere Zeit Kostgänger in Erotik war. Resultat: ein kleiner Funke glomm in seinen Augen auf.
    »Unser Bürgermeister«, erklärte Baptist Selzer ohne jeden Zusammenhang, »ist ein Idiot. Er will das Grundvermögen der Gemeinde nicht schmälern, sagt er, und läßt sich von mir nicht umstimmen. Ich habe mir den Mund fast fußlig geredet – umsonst!«
    Die halbe Stunde, von der Zumberg gesprochen hatte, war im Nu um. Als sich er und Anne verabschiedeten, war dies praktisch für die ganze Gesellschaft am Tisch das Zeichen, sich aufzulösen, denn auch Baptist Selzer hatte plötzlich keine Lust mehr, noch länger zu bleiben.
    »Komm, wir verziehn uns auch«, sagte er zu Ingrid. Die verdrehte daraufhin die Augen so, daß es zwar nicht er, aber Fritz Brühe sehen konnte.
    »Und auf Ihr Honorar für das Bild«, wandte sich der Winzer an den jungen Maler, »lege ich noch einen Hunderter darauf.«
    Daß er so sehr die Kontrolle über sich verlor, konnte nur auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt werden.
    »Wofür?« fragte Brühe.
    »Dafür, daß Sie meiner zukünftigen Frau eine Bande betrunkener Leverkusener vom Leib gehalten haben.«
    »Baptist, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen«, sagte Ingrid Rehbein draußen zu ihm, und der gute Baptist ahnte nicht, welch tiefer Wahrheitsgehalt in diesen Worten steckte. Er glaubte, seine zukünftige Ehefrau würde zum erstenmal schon eine Neigung verraten, gegen überflüssige Geldausgaben anzugehen, und das gefiel ihm.
    Fritz Brühe fragte sich, ob auch er seinem Aufenthalt in der Bar ein Ende setzen sollte. Die Entscheidung schob er dem Barmädchen zu.
    »Was meinst du, Sylvia?«
    »Das liegt bei dir.«
    »Wann machst du heute Schluß?«
    »Zur Polizeistunde, wie immer.«
    »Und dann?«
    »Dann? … Was heißt dann?«
    »Was machst du dann?«
    »Schlafen gehen – was sonst?«
    »Darf ich dir einen Vorschlag unterbreiten?«
    »Wenn es der Vorschlag ist, den ich vermute, lautet meine Antwort: nein!«
    »Warum?«
    »Denkst du, ich habe nicht gesehen, daß zwischen dir und der vom Selzer etwas ist?«
    »Sylvia«, erschrak Fritz, »bist du verrückt? Zwischen der und mir? Mit demselben Recht könntest du behaupten, zwischen mir und der Wehlener Pfarrersköchin ist etwas.«
    Sie lachte kurz.
    »Fritz, ich bin nicht blind.«
    »Scheinbar doch.«
    »Und blöd bin ich auch nicht.«
    Er begriff, daß ihr unbedingt der Mund versiegelt werden mußte. Und was war dazu das beste Mittel? Genau dasjenige, welches ihm schon vorschwebte, als er zu seinem Vorschlag angesetzt hatte.
    »Sylvia«, sagte er, »du bildest dir etwas ganz Falsches ein, und ich werde dir das beweisen.«
    »Wie denn?«
    »Indem ich bis zur Polizeistunde bleibe …«
    »Zwecklos.«
    »… und dir anschließend zeige, was du mir bedeutest und nicht die vom Selzer.«
    »Gib dir keine Mühe, als Lückenbüßerin mußt du dir eine andere suchen.«
    »Lückenbüßerin?«
    »Du sitzt doch heute zwischen sämtlichen Stühlen. Der Selzer hat dir die Seine entführt, und der Zumberg die Seine auch.«
    »Der Zum …«
    Der Schreck schnitt ihm das Wort mittendurch.
    »Bist du wahnsinnig, Sylvia?«
    Fast mitleidig antwortete sie: »Du müßtest dich selbst sehen, wenn du die anschaust. Deine Augen verschlingen sie. Mir brauchst du nichts zu erzählen, Fritz.«
    »Sylvia, hör auf mit diesem Irrsinn!«
    »Kein Irrsinn!« Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Aber wie kann man nur so blöd sein? Ich kenne die Kleine, für die existierst du doch überhaupt nicht. Die ist nicht anders wie ihr Alter. Was für die zählt, das sind die Zumbergs und nicht die Brühes.«
    Zur

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