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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehen.
    »Sylvia!« rief Fritz ihr nach.
    »Ja?«
    »Vergessen Sie nicht, die Nüsse von hier mitzunehmen!«
    »Ganz recht«, meinte Baptist Selzer hartgesotten, wie er war. Und dann fing er an, nach Herzenslust zu trinken, war guter Laune und wunderte sich, daß die anderen nicht so richtig mitzogen. Es entging ihm, daß Ingrid Rehbein unterm Tisch mit ihren Beinen ständig Kontakt mit Fritz Brühe suchte und fand. Sylvia aber, die viel weiter vom Schuß war, bemerkte es.
    Der Bürgermeister von Wehlen weilte auch in der Bar. Selzer sah darin eine günstige Gelegenheit. Er müsse zu dem ein Viertelstündchen rüber, um mit ihm über ein Grundstück der Gemeinde zu reden, sagte er zu Ingrid und Fritz.
    »Gott sei Dank!« stieß Ingrid hervor, als er weg war. »Nun können wir ungestört sprechen. Ich habe Sehnsucht nach dir.«
    »Was war denn vorgestern und gestern? Ich wartete.«
    »Ich konnte nicht kommen. Er war bei mir.«
    »Was? Zwei Nächte hintereinander?«
    »Ehrlich gesagt, über den würdest du dich wundern.«
    »Wirklich?«
    »Das glaubst du nicht! Das glaubt keiner!«
    »Und trotzdem hast du noch Sehnsucht nach mir?«
    »Ach, das ist doch etwas ganz anderes!«
    »Was sagst du denn zu seinem Theater mit den Nüssen?«
    »Fürchterlich!«
    »Kann ich heute mit dir rechnen?«
    »Nein, wieder nicht. Er will mich zum drittenmal beehren.«
    »Und morgen und übermorgen?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht, Schatz. Er ist wild auf mich. Ich würde mich ihm ja gerne entziehen, aber …«
    »Was aber? Warum tust du's nicht?«
    »Er sagt plötzlich, daß er mich heiraten will.«
    »So sehr hast du ihn am Bändchen?«
    »Ach …« Sie verstummte, hatte aber rasch das Gefühl, etwas hinzusetzen zu müssen, und fuhr fort: »Weißt du, ich bin geschieden, und ich lebe praktisch von der Hand in den Mund, das ist nicht angenehm. Und hier liegt gewissermaßen eine Million vor meiner Nase. Verstehst du, was ich meine?«
    »Doch, doch, wenn nicht fünf Millionen.«
    »Schätzt du?«
    »Ja.«
    »Und das ist es, was mich schwach macht. Wenn nur er mir auch besser zusagen würde.«
    »Auf deine Situation paßt ein Sprichwort, meine Liebe.«
    »Welches?«
    »Keine Rose ohne Dornen.«
    Beide lachten, Ingrid etwas gequält. Plötzlich brach Brühes Lachen ab, wie abgeschnitten. Er blickte in die Ferne. Ein abstruser Einfall war ihm gekommen, hatte von ihm Besitz ergriffen, ein schwerverständlicher Einfall, der krauser nicht mehr hätte sein können. Und doch erinnerte derselbe irgendwie an das Ei des Kolumbus.
    »Fritz, was hast du?« fragte ihn Ingrid.
    Sein Blick kehrte aus der Ferne zu ihr zurück.
    »Ingrid, warum stürzt du dich eigentlich nicht auf den Zumberg?«
    »Wie bitte?«
    »Auf den Zumberg? Warum du dich eigentlich nicht auf den stürzt?«
    »Auf Annes Bräutigam? Bist du verrückt?«
    »Wie alt ist er?«
    »Zweiundvierzig, sagte mir Baptist.«
    »Und wie alt ist Anne?«
    »Sie könnte seine Tochter sein.«
    »Und wie alt bist du?«
    »Ich … ich … was fragst du mich das?«
    »Würdest du nicht etwa viel besser zu ihm passen, geradezu ideal?«
    »Ach, hör auf mit dem Blödsinn!«
    »Sieht er nicht blendend aus?«
    »Sicher, aber …«
    »Vergleiche ihn mit deinem Baptist.«
    »Mach keine solchen Witze, ich bitte dich.«
    »Und Geld hat er mindestens soviel wie der, wenn nicht noch mehr.«
    »Wer … wer sagt das?«
    »Frag ihn doch selbst, da kommt er ja.«
    Sylvia, die mit dem Rücken zur Tür saß, drehte sich um. Über die Schwelle traten Hermann Zumberg und seine Verlobte.
    Das Saatkorn war gesät, nun konnte es, wenn das Schicksal es so wollte, in Ingrids Herz keimen.
    Zwei Stühle wurden dazugestellt, dann aber gaben Zumberg und Verlobte als erstes bekannt, daß sie nur eine halbe Stunde bleiben könnten.
    »Warum?« fragte Fritz enttäuscht und blickte Anne an, doch nicht sie, sondern Zumberg antwortete ihm: »Ich muß nach Madrid. In aller Herrgottsfrühe geht meine Maschine. Wurde erst vorhin verständigt. Anne fliegt mit.«
    »Sie fliegen mit, Fräulein Selzer?« fragte Fritz sie.
    »Sie will die Gelegenheit nützen, den Prado zu besuchen«, antwortete Zumberg ihm.
    Mittlerweile saß auch Baptist Selzer wieder mit am Tisch.
    »Den Prado?« fragte er. »Wer ist das? Ein Zirkus?«
    »Aber Papa«, sagte Anne etwas verlegen, »eine der berühmtesten Gemäldegalerien der Welt.«
    »So?« Der Winzer legte lachend seine Hand auf Ingrids Oberschenkel. »Würdest du nach Madrid fliegen, nur um

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