Wildes Begehren
bemerkt, dass wir es mit Leoparden zu tun hatten, haben wir gleich die Bäume abgesucht. Uns war klar, dass ihr jemanden in den Baumkronen postiert habt. Wahrscheinlich ist er schon tot. Martin ist sehr zuverlässig.«
Isabeau kniff die Augen zu, und ihr Herz zog sich ängstlich zusammen. »Er macht also die Drecksarbeit.« Sie versuchte, sich loszureißen, doch das ließ Ottila nur fester zupacken.
Dann sah er sie anzüglich an. »Oh nein, wir sind gleichberechtigt. Wir teilen uns alles.«
Isabeau schauderte. »Habt ihr mit Imelda nicht genug zu tun? Sie ist doch genauso pervers wie ihr.«
Ottila lachte. »Ihr hat’s schon gefallen, aber sie ist widerlich. Und sie ist keine Leopardin. Nach den ersten paarmal hat sie uns angeekelt.«
Isabeau hörte auf, sich zu wehren und ließ sich ein paar Schritte von Ottila führen. Dabei atmete sie tief ein und aus und rief ihre Katze herbei. Zu ihrem Entsetzen meldete die Leopardin sich mit einem wütenden Brüllen, das durch den
ganzen Garten hallte, und fuhr sofort die Krallen aus. Animalische Kraft durchströmte sie und erlaubte ihr, sich freizukämpfen. Sie bäumte sich auf, schlug und kratzte und entwand sich katzenhaft biegsam dem eisernen Griff. Warmes Blut bespritzte die Stämme der Bäume, tropfte auf Lianen und Blätter und beschmutzte ihr Kleid.
»Verdammte Wildkatze«, fauchte Ottila, »dafür wirst du bezahlen.«
Isabeau reckte das Kinn. »Nur zu, töte mich. Du wirst schon sehen, was dein Freund dazu sagt.«
»Oh, ich denke nicht daran, dich umzubringen, aber ich kenne vielerlei Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass dir dein Benehmen leidtut. Ich habe das ein oder andere von Imelda gelernt.«
Isabeau wurde flau im Magen. Sie versuchte, sich an das zu erinnern, was Conner ihr beigebracht hatte. Gerade war sie vor Ottila zurückgewichen, um ihn auf offenes Terrain zu locken. Doch damit machte man sich zum Opfer und brachte sich um die Balance. Sie musste sich breitbeinig hinstellen, die Füße so weit auseinander wie die Schultern, und auf alles vorbereitet sein. Ottila würde sich nicht noch einmal von ihrer Katze erwischen lassen.
Als er sie wieder packen wollte, wurde er vom deutlich hörbaren Knacken eines Gewehrhahns unterbrochen. Mit ausdruckslosem Gesicht drehte Ottila sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Er machte sich nicht die Mühe, das Blut abzuwischen, das ihm über Gesicht und Brust rann. Auch aus den Kratzspuren auf seinem Arm tropfte es. Lächelnd richtete er den Blick auf Harry. »Bist du sicher, dass du dich hier einmischen willst, Harry? Hau einfach ab, dann lass ich dich am Leben. Ansonsten bringe
ich nicht nur dich um, sondern auch deinen Boss. Das hier geht dich nichts an.«
»Diese Dame steht unter meinem Schutz«, erwiderte Harry. »Isabeau, kommen Sie zu mir rüber.«
»Wehe, du rührst dich, Isabeau«, zischte Ottila. »Er ist tot, ehe er einen Schuss abfeuern kann, und dann muss ich den Alten auch abservieren.«
»Wenn du Alberto umbringst, bekommst du es mit Imelda zu tun. Sie wird dich zur Strecke bringen, egal, wo du dich versteckst, und jeden einzelnen Menschen töten, der dir nahesteht, egal, ob Frau oder Kind«, versprach Harry.
Isabeau hob eine Hand. »Harry, ich möchte nicht, dass Sie und Alberto in diese Sache hineingezogen werden. Elijah wird mich suchen kommen. Seine Leute sind unbesiegbar. Ich gehe mit Ottila.«
»Das tust du nicht, Isabeau.«
Die neue Stimme kam aus Ottilas Rücken und klang sehr selbstsicher. Außerdem hatte sie einen vertrauten Akzent. Als Isabeau über Ottilas Schulter spähte und Felipe sah, fühlte sie sich unwillkürlich erleichtert. Sie hatte Felipe beim Training gesehen, und er war schnell. Sehr schnell.
»Danke, Harry. Ab hier übernehme ich. Lassen Sie den alten Herrn nicht allein«, sagte Felipe.
Ottila drehte sich hastig um, doch diesmal hob er geschlagen die Hände. Er wartete, bis Harry nickte und wegschlenderte, ehe er Felipe ansprach. »Offenbar muss ich mich etwas mehr anstrengen, um mein Weibchen zu bekommen.«
»Such dir doch ein anderes.«
»Sie hat viele verschiedene Gerüche an sich, nicht nur einen bestimmten. Das sagt mir, dass sie keinen Gefährten
hat, und daher habe ich genau wie alle anderen das Recht, um sie zu werben.«
»Wir sind ihre Familie und wir sagen, lass sie in Ruhe, verdammt nochmal.«
Ottila zog sich in das Gebüsch schräg neben Isabeau zurück. »Sie ist eine kleine Wildkatze.«
»Anscheinend war deine Werbung nicht sehr
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