Wildes Begehren
von Rio und Leonardo, immer wieder versuchte, einen Schuss anzubringen und seinem Partner zu helfen.
»Verdammt, Isabeau, bald kommt sicher jemand vorbei. Erledige ihn, verflucht nochmal«, blaffte Rio.
Der Kampf war hitzig und leidenschaftlich, und momentan sah es nicht danach aus, als würde einer der beiden Kontrahenten
nachgeben. Einem Leoparden lief das Blut bereits an den Seiten hinunter, und nach dem ersten Schrecken erkannte Isabeau, dass das die Möglichkeit war, Suma zu identifizieren. Jeremiah musste ihn angeschossen haben. Sumas Fell war mit dem eigenen und Jeremiahs Blut bedeckt. Die roten Schlieren begannen bereits, auf Conners Pelz abzufärben, doch er war längst nicht so blutig wie Suma.
Isabeau holte tief Luft und konzentrierte sich, blendete alles andere aus, genau wie Conner es sie gelehrt hatte. Am Anfang hörte sie noch das Brüllen und Fauchen, die Schüsse und die Kugel, die neben den beiden Leoparden Blätter und Erde aufpeitschte. Dann war sie in einem Tunnel, und es gab nur noch das blutverkrustete Fell des Leoparden und sie. Sonst nichts. Und niemanden. Sie zielte auf den Punkt in seinem Nacken.
Isabeaus Herz klopfte. Ihr Mund wurde trocken. Sie hatte Angst, Conner zu treffen. Die beiden wütenden Leoparden waren so schnell und wild. Viel zu schnell. Wenn sie den falschen erwischte … Isabeau holte noch einmal Luft, fixierte den Zielpunkt und zog den Hahn durch.
Mit hasserfüllten gelben Augen bäumte Suma sich auf. Isabeau schauderte, als Conner seinen Vorteil nutzte und ihm den ungeschützten Bauch aufschlitzte. Suma fiel zu Boden und starrte sie mit weit offenen Augen bewegungslos an. Seine Zunge hing aus dem Maul, und seine Flanken bebten. Blutiger Schaum drang aus seinem Rachen. Conner setzte den tödlichen Biss an, grub die Zähne in den Hals seines Gegners und hielt ihn fest, bis er erstickt war.
Eine Salve von Schüssen schlug ein, durchlöcherte Isabeaus Rock, ließ um sie herum die Erde aufspritzen und streifte Conners Seite, sodass er brüllend herumwirbelte, um
sich dem neuen Feind zu stellen. Sein blutrünstiger Blick fiel auf sie. Isabeaus Herz setzte einen Schlag aus und begann dann, heftig zu pochen. In einem letzten hässlichen Akt der Rachsucht zerfetzte der Leopard den weichen Bauch des Besiegten, ehe er sich ganz zu ihr umdrehte und sie mit gesenktem Kopf und brennendem Blick ins Visier nahm.
»Beruhig ihn«, rief Rio. »Und dann nichts wie weg. An den Schützen kommen wir nicht heran. Wir können ihn nur in Schach halten.«
» Ihn beruhigen? «, wiederholte Isabeau etwas matt. Wenn Rio direkt vor ihr gestanden hätte, wäre sie wohl gewalttätig geworden. »Bist du verrückt?«
Der blutbeschmierte Leopard mit dem zerkratzten Fell pirschte sich geduckt in dem stockenden Schleichgang an sie heran, der jedes Beutetier in Angst und Schrecken versetzte. Diese durchdringenden, hassglühenden Augen würde sie nie im Leben vergessen können. Sein Maul und seine Zähne waren voller Blut.
»Conner.« Ihre Stimme bebte. Sie ließ das Gewehr sinken und streckte eine Hand nach ihm aus. »Es tut mir so leid, Baby. Aber jetzt ist es vorbei. Lass uns abhauen, komm.«
Der Leopard fauchte gereizt und krauste die Nase. Dann klappte er die mächtigen Kiefer auf und zeigte die vier großen Fangzähne, mit denen er seine Opfer packte und bis zum Ersticken festhielt. Isabeau wusste, dass die Lücken hinter den Zähnen es dem Leoparden erlaubten, sie beim tödlichen Biss tief einzugraben. Die Schneidezähne dagegen konnten mühelos Fleisch von Knochen kratzen, während die scharfen Backenzähne Haut und Muskeln durchtrennten wie Schlachtermesser.
Mit jedem langsamen Schritt schob sich dieser mächtige
Kiefer voller Zähne näher an sie heran, bis sie den heißen Raubtieratem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Wieder blendete Isabeau alles aus, bis es nur noch sie und den Leoparden gab.
»Conner«, sie sprach ihn absichtlich mit Namen an, um ihn aus den Fängen seines düsteren Zorns zu befreien. Doch in seinen Augen war nichts Menschliches mehr, weder Liebe noch Wiedererkennen. »Conner.« Isabeau entschied sich, an seine Liebe zu glauben, statt sich zu fürchten oder zu ärgern, und streckte die zitternde Hand weiter aus.
Doch ehe sie nahe genug herankommen konnte, um ihre Finger in sein blutbeflecktes Fell zu graben, schlug der Leopard sie mit seiner großen Pranke, und heißer Schmerz durchzuckte sie. Isabeau hielt die Luft an, für einen Augenblick tat ihr Arm so höllisch
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