Wildes Begehren
erfolgreich.«
»Wildkatzen sind die besten«, erwiderte Ottila. »Sie halten mehr aus und haben kräftigere Welpen.« Er schaute Isabeau in die Augen. »Wir sehen uns noch.«
Isabeau ließ ihre Katze den Blick erwidern. »Das solltest du dir gut überlegen.«
Grüßend ging Ottila davon, drehte sich aber im letzten Moment noch einmal um, um Felipe ein hämisches Grinsen zuzuwerfen. »Du solltest mal nach dem Jungen in den Bäumen sehen«, bemerkte er noch süffisant. »Diese kleine Wildkatze hat ihm das Zeichen zum Schießen gegeben, aber er hat nicht reagiert. Was kann das zu bedeuten haben?«
Isabeau blinzelte mit den Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Der Gedanke, dass Jeremiah Martin Suma in die Hände gefallen sein könnte, machte sie ganz krank. Der Schurke kannte keine Gnade.
Felipe lächelte nur. »Besser wär’s, du würdest nach deinem Partner suchen. Ich habe Schüsse gehört, und der Junge trifft immer.«
Felipe musterte sie besorgt. »Alles in Ordnung?« Isabeau nickte. »Ich bin nur etwas durcheinander, das ist alles. Er hat mir nichts getan.«
»Du hast blaue Flecken am Arm. Und dein Kleid ist voll Blut.« Felipe machte einen Schritt in die Richtung, in der
Ottila verschwunden war, so als wollte er ihn doch noch zum Kampf auffordern.
»Das ist sein Blut.« Sie hielt Felipe am Arm fest. »Tu’s nicht. Lass uns schnell gehen. Ich möchte mich nur noch vergewissern, dass es Alberto Cortez gutgeht, dann erzähle ich dir, was ich entdeckt habe. Hier ist ein Friedhof. Im Ernst!«
»Das überrascht mich nicht. Nichts an diesem Haus und seinen Bewohnern überrascht mich.«
»Glaubst du wirklich, dass Jeremiah nichts passiert ist?«
»Er ist ein verdammt guter Schütze, Isabeau. Mit etwas mehr Erfahrung wird er eine große Bereicherung sein.«
Sie merkte, dass Felipe einer genauen Antwort auswich. Eilig gingen sie über den Pfad, der sie zu Alberto zurückführte. Während sie dem Bachlauf folgten, kam er ihnen in einer großen Kurve mit Harry entgegen. Der alte Mann hatte das Gewehr auf dem Schoß liegen und sah aus, als würde er es auch benutzen.
»Wo ist dieser Bodyguard?«, wollte er wissen. »Geht es Ihnen gut, Isabeau?«
Sie nickte. »Aber ja. Danke, Harry. Ich fürchte, dieses Haus hat einen schlechten Einfluss auf die Menschen. Alle spielen verrückt. Bitte schießen Sie meinetwegen niemanden tot.«
»Jetzt, wo ich weiß, dass Sie in Sicherheit sind, möchte ich nach Hause«, erklärte Alberto. »Und Sie sollten auch gehen. Harry, ruf meinen Fahrer. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Isabeau.«
»Ihr Garten ist wirklich wunderschön«, sagte Isabeau zum Abschied.
Felipe legte eine Hand ans Ohr und lauschte der Stimme,
die über Funk kam. »Wir ziehen ab, Isabeau. Elijah sagt, ich soll dich direkt zum Wagen bringen.« Damit fasste er sie beim Ellbogen und führte sie.
Zu ihrer Bestürzung saß die Kellnerin Teresa bereits im Auto; die junge Frau sah aus, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen. Wortlos setzte Isabeau sich neben sie. Nun kam zu ihren Sorgen um Jeremiah auch noch die Angst um Teresa. Sie fragte sich, was eigentlich los war.
14
W ährend sie über die lange, gewundene Zufahrt eilig davonfuhren, starrte Isabeau aus dem Fenster und vermied es, die anderen anzusehen. Sie wusste, dass Ottilas Geruch an ihr haftete, und die Blutspritzer auf ihrem Kleid waren in der Enge des Wagens auch nicht zu verbergen. Sie hörte, wie Conner fluchte, als er das Blut und die dunklen Flecken auf ihrer Haut sah, schaute ihn aber nicht an. Sie konnte nicht mehr, sie brauchte etwas Ruhe. Alle sollten sie in Ruhe lassen – insbesondere Conner. Philip Sobre, Imelda Cortez und die gedungenen Leoparden widerten sie an. Sie fühlte sich schmutzig und wollte nur noch eins – eine schöne heiße Dusche.
Der Wagen verlangsamte die Fahrt, und Leonardo schob eine Tür auf. Jeremiah kam aus dem dichten Wald gelaufen und sprintete durch das lichtere Unterholz auf sie zu. Als er knapp die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, stürzte sich aus den Bäumen etwas Schweres auf ihn und stieß ihn um. Ein wirres Knäuel aus Mensch und Tier rollte über den Boden, und Jeremiahs Gewehr flog durch die Luft.
Teresa begann zu schreien. Elijah beugte sich lässig über sie und brachte sie zum Schweigen, indem er einen Daumen
fest auf einen Druckpunkt presste. Bewusstlos kippte sie vornüber, ihr Gesicht im Ausdruck des Entsetzens erstarrt. Ein wütendes Brüllen erschütterte den SUV, und
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