Wildes Begehren
Zurückweichen vor seiner Raubtiernatur, und Conner folgte ihr mit dem Blick – wie ein wildes Tier seiner Beute. Er wusste, dass seine Reglosigkeit sie nervös machte, blieb aber wie angewurzelt stehen, zwang sich, sich nicht auf sie zu stürzen, obwohl jede Zelle in seinem Körper danach schrie. Er ließ Isabeau nicht aus den Augen, war vollkommen auf
sie konzentriert und berechnete jedes Mal, wenn sie ihre Position veränderte, automatisch die Distanz zwischen ihnen.
»Hast du eine Ahnung, wie gefährlich es ist, hier bei mir zu sein?« Conner bemühte sich, leise zu sprechen, doch die Drohung klang durch.
Isabeau musterte ihn voll Verachtung und Abscheu. »Hast du eine Ahnung, wie schmutzig ich mich fühle, wenn ich nur mit dir im selben Raum bin?«, konterte sie. »Wie soll ich dich diesmal nennen? Sagst du mir deinen richtigen Namen?«
Eigentlich durfte er ihn nicht preisgeben, aber verflucht, welchen Unterschied machte das schon? Isabeau gehörte ihm, und sie befand sich im Dschungel. Sie hatte ihn angefordert – nach ihm geschickt . »Conner Vega«, antwortete er, den Blick auf sie geheftet; wehe, sie wagte es, ihn der Lüge zu bezichtigen. Seine Stimme klang anders als sonst, aber wenigstens hatte er ihren Begleiter nicht getötet. Er hatte sich lange genug beherrscht, und es Rio möglich gemacht, den Mann aus der Gefahrenzone zu bringen. In seinen Augen flackerte schiere Mordlust. In ihren die pure Verachtung.
Isabeau zog eine Augenbraue hoch und schürzte die Lippen. Sie war heiß erregt und wütend. Conners Herz machte einen Satz, sein Glied schwoll dick an, und ein gieriges Verlangen überfiel ihn. Sein Verbrechen war unverzeihlich. Intellektuell konnte er das verstehen, doch das Tier in ihm weigerte sich, es zu akzeptieren. Isabeau gehörte ihm – nur das zählte für den Leoparden. Sie lebte in seiner Welt, und sie war seine Gefährtin. Außerdem sonderte ihr Körper im Augenblick so viele Pheromone ab, dass jedes männliche Wesen im Umkreis von hundert Meilen angelockt wurde.
Mit einem leichten Schaudern holte Conner tief Luft, grimmig bemüht, nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Stimmt das?«
»Ja. Warum hast du mich kommen lassen, Isabeau?«
Zischend stieß Isabeau den Atem zwischen den kleinen weißen Zähnen hervor. Ihre Leopardin war ein wenig anders – von einer selteneren Art. Wahrscheinlich gehörte sie zu den kleinen Verwandten, den Nebelpardern. Davon gab es nur noch sehr wenige. Sie war kurvenreich, aber stromlinienförmig, die Muskeln unter ihrer Haut arbeiteten geschmeidig, wie bei allen Artgenossen, und ihr dichtes, langes Haar ließ sich kaum bändigen. Allerdings fiel Conner auch auf, dass sie sich ihrer Kraft genauso wenig bewusst war wie der Tatsache, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte. Ihre Angst vor ihm war ärgerlich und hässlich – wie eine Sünde. Eine Frau sollte sich nicht vor ihrem Mann oder seiner Stärke fürchten müssen.
»Ich habe Borneo verlassen, weil ich es nicht riskieren wollte, zufällig wieder mit dir zusammenzutreffen. Die Pflanzen und Arten, die ich für meine Arbeit benötige, kann ich auch in diesem Regenwald finden. Allerdings brauchte ich einen Führer und der Embera-Stamm war so freundlich, mir einen zur Verfügung zu stellen.«
Und dieser Führer war sicherlich ein Mann. Unfähig, den von ihrem Duft erregten Leoparden zu bändigen, begann es in Conners Brust zu rumoren, sobald er sich Isabeau in der Nähe eines anderen Mannes vorstellte, deshalb wandte er sich von ihr ab. Dann schloss er die Augen und bemühte sich, das Bild, wie sich ihr Körper an einen anderen schmiegte, der nicht seiner war, nicht hochkommen zu lassen.
Als er anfing auf und ab zu gehen, um sich von dem zunehmend
wilden Verlangen zu befreien, warf Isabeau ihm einen bösen Blick zu. Sein Begehren war derart heftig, dass er kaum noch Luft bekam. So etwas hatte er noch nie erlebt. Ihm brach der Schweiß aus. Diese Begierde war verrückt – sie hämmerte gegen seinen Schädel, dass ihm die Zähne wehtaten. Sein ganzer Körper schmerzte. Ihm war deutlich bewusst, dass sein Leopard direkt unter der Oberfläche nur auf den einen Moment lauerte, in dem er die Kontrolle verlor, damit er sich nehmen konnte, was ihm zustand.
»Tut mir leid, dass ich dich langweile, aber ich habe viel Geld bezahlt, damit du mir deine Zeit opferst.«
Conner begriff, dass Isabeau sein unruhiges Hin- und Herlaufen fälschlicherweise für Desinteresse hielt, doch er zuckte nur die
Weitere Kostenlose Bücher