Wildes Begehren
Achseln und machte sich nicht die Mühe, ihr zu erklären, in welcher Gefahr sie schwebte. »Mach einfach weiter.«
»Ich habe mich mit Adan Carpio angefreundet …«
Diesmal schaffte Conner es nicht, die Wut und die schreckliche Eifersucht zu unterdrücken, die seinen Leoparden quälten. Mit flammendem Blick drehte er sich ruckartig zu Isabeau um. Erschrocken hielt sie den Atem an, stolperte rückwärts und griff mit einer Hand nach einer Stuhllehne, um sich daran festzuhalten.
»Und mit seiner Familie. Er hat Frau und Kinder«, fügte sie hastig hinzu. »Hör auf damit, du machst mir Angst. Das kann ich nicht leiden. Falls du es vergessen haben solltest, du bist derjenige, der sich etwas vorzuwerfen hat.«
Conner ließ seinen düsteren Blick über Isabeaus Gesicht gleiten. Verharrte auf ihrem weichen, bebenden Mund und schließlich auf ihrer verletzlichen Kehle. Innerhalb von Sekunden konnte er seine Zähne hineingraben. Sein Blick
wanderte weiter nach unten und heftete sich auf ihren Busen. Diese üppigen, prallen Brüste, an deren sanfte Fülle er sich noch so gut erinnerte. Isabeau war ein wenig kleiner als die meisten Frauen ihrer Art, wahrscheinlich weil sie zu den Nebelpardern gehörte, doch ihm gefiel sie so. Ihm gefiel überhaupt alles an ihr, sogar ihr Temperament.
»Ich habe nicht das Geringste vergessen«, knurrte er.
Der unaufhörliche Lärm der Zikaden drang in seine Ohren. Die Wächter des Dschungels spielten unbeeindruckt ihre Musik, seine Leute hielten Wache und dennoch hatte er ein ungutes Gefühl. Conner studierte Isabeaus Gesichtszüge. Sie verbarg etwas. Sie wurde rot und versteckte die Augen hinter ihren langen Wimpern. Anscheinend war ihr nicht klar, dass eher ihre Tugend als ihr Leben in Gefahr war – und seine Ehre. Trotzdem hielt sie eindeutig irgendetwas vor ihm verborgen. Nicht ihre Verachtung und auch nicht ihren ungetrübten Hass, diese Gefühle waren ihr deutlich anzusehen. Nein, da war etwas anderes, etwas, das unter der Oberfläche gärte. Und wenn er nicht herausfand, was es war, konnte es durchaus sein, dass sie alle bei dieser Geschichte umkamen.
»Ich war dabei, als Imeldas Männer das Dorf überfallen haben. Mehrere Männer wurden getötet, auch eine Frau, die bei Adan und seiner Frau Marianna zu Besuch war. Adans Enkel Artureo hat mich versteckt, bevor er losgelaufen ist, um den anderen beizustehen. Er ist erst siebzehn, wirkt aber schon sehr erwachsen. Er rannte zurück, um seinem Großvater zu helfen, da haben sie ihn mit Gewehrkolben niedergeschlagen und weggezerrt. Überall, wo ich hinsah, waren Tote oder Sterbende und Leute, die um den Verlust ihrer Lieben weinten.« Isabeau fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als könne sie so die Erinnerung fortwischen.
Conner schenkte ihr ein Glas Wasser ein und drückte es ihr in die Hand. Als seine Finger ihre streiften, knisterte die Luft buchstäblich vor Spannung. Isabeau riss die Hand fort, als hätte sie sich versengt, und verschüttete Wassertropfen auf dem Boden. Schweißperlen rannen über Conners Brust. Sein Verlangen zerriss ihn schier. Isabeau in der Enge der kleinen Hütte so nah bei sich zu haben, zerrte an seinen stählernen Nerven und ließ seinen Körper vor düsterer Begierde so heftig beben, dass er die Zähne fest zusammenpressen musste und erst wieder Luft holen konnte, wenn er sich von ihr abwandte.
»Als ich hörte, was Imelda fordert, wusste ich, dass ich helfen musste. Nachdem wir die Toten begraben hatten, haben wir überlegt, wie wir die Kinder zurückholen könnten. Niemand ist jemals im Inneren von Imeldas Festung gewesen und lebend wieder herausgekommen, um davon zu berichten – jedenfalls niemand, den wir kennen. Uns wurde klar, dass wir die Kinder nicht selbst befreien können. Da habe ich mich an euch erinnert, und als Adans Bitte um Hilfe von den verschiedenen Spezialeinheiten aus politischen Gründen abgelehnt wurde«, Isabeaus Verachtung klang deutlich durch, »habe ich daran gedacht, wie du dir durch deine Verführungskünste Zutritt ins feindliche Lager verschafft hast.« Sie warf Conner einen angewiderten Blick zu, ehe sie fortfuhr. »Wenn einer auf dieses Grundstück gelangen kann, dann du. Es wird dir sicher nicht schwerfallen, Imelda Cortez einzuwickeln.«
Sein Herz zog sich zusammen, so fest, dass er einen Moment lang glaubte, er wäre einem Infarkt nahe. Der jähe Schmerz brachte ihn beinah ins Straucheln. Er presste den Atem zwischen den Zähnen hervor und versuchte nicht
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