Wildes Begehren
Eifersucht und fuchsteufelswild werden, wenn sie ihren Gefährten mit einer anderen Frau sieht. Mach dir keine Sorgen, ich trete meinen Job gern an einen der anderen ab. Wenn ich arbeiten gehe« – Isabeau sollte wissen, dass er sein Lebenswerk nicht aufgeben würde -, »dann als ein Mitglied des Teams, nichts als Strohmann.«
Elijah kam auf seinem Rundgang an ihnen vorbei, und eine der Frauen reichte ihm eine Erdbeerlimonade. Das Lächeln, mit dem Elijah sie annahm, war aufrichtig, doch was er wirklich dachte, konnte man ihm nicht ansehen. Ob die Leute im Tal von seiner Vergangenheit wussten? Wahrscheinlich. Diese Männer und Frauen schienen über alles informiert zu sein, was sich um sie herum tat – bei den Leoparden
und bei den Menschen. Aber sie waren verständnisvoll und tolerant und ließen jeden sein eigenes Leben leben. Niemand stellte Elijah Fragen, und man begegnete ihm offen und freundlich.
Isabeau atmete tief, sie wollte sich jedes Detail einprägen; die sinkende Sonne, die den Himmel mit einem orangeroten Schein überzog, vor dem der Wald eine dunkle Silhouette aus Bäumen und Büschen bildete, und besonders die Gerüche, die sich in der Luft vermischten. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie jeden einzelnen zuordnen können, ob er von den Speisen, aus dem Wald oder von den Menschen stammte. Sie wusste in jeder Sekunde ganz genau, wo Mary und Doc sich befanden. Während Isabeau mit Conner über den Hof schlenderte und sich mit verschiedenen Gästen unterhielt, verflocht sie ihre Finger mit seinen.
Mary, Ruth und Monica bestanden darauf, dass sie zusammen den Kuchen anschnitten und sich gegenseitig damit fütterten. Isabeau gehorchte und lachte über das schiefe Gesicht, das Conner dabei machte. Die Trauung war seine Idee gewesen, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass die Frauen des Tals eine traditionelle Hochzeitsfeier ausrichten würden. Isabeau lehnte sich mit dem Rücken an ihn, schaute in die Runde und verinnerlichte diesen magischen Tag.
Da erfasste sie urplötzlich eine Hitzewelle, die alle vorherigen weit übertraf. Diese war so heiß und gewaltig, dass es ihr den Atem verschlug. Fast hätte sie den Teller mit dem Kuchen fallen lassen. Ihre Haut juckte nicht nur, sondern schien sich unter einem immensen Druck zum Zerreißen zu spannen. Ganz vorsichtig stellte Isabeau den Teller auf den Tisch, mit äußerst präzisen Bewegungen. Ihr wurde angst
und bange. Die Leopardin wollte nicht mehr warten. Sie schien förmlich aus der Haut zu platzen, Mund und Kiefer schmerzten, selbst die Zähne taten weh. Das Licht blendete, und sie sah nur noch verschwommen.
»Conner«, Isabeau flüsterte den Namen wie eine Beschwörung.
»Was ist los, Liebste?«, fragte er und schaute ihr ins Gesicht.
Sie sah, dass er sofort begriff. Ihre Augen leuchteten wie Katzenaugen bei Nacht und waren von Raubtieraugen nicht mehr zu unterscheiden. Die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch sie konnte es nicht verhindern, denn sie merkte, dass diesmal alles anders war, selbst ihr Herzschlag. Das Gewicht des Kleides lastete auf ihrer erhitzten Haut. Am liebsten hätte sie es sich vom Leib gerissen, sich die Nägel ins eigene Fleisch gebohrt, es zerfetzt und abgestreift. Die Hitze kam in pausenlosen Wellen, die sie kaum noch zum Atmen kommen ließen.
Conner stellte seinen Kuchenteller neben ihren, genauso vorsichtig, wie sie es getan hatte. »Hab keine Angst, Isabeau. Ich bin bei dir. Du wirst erleben, wie es ist, frei durch den Wald zu laufen, das fühlt sich fast euphorisch an. Du brauchst dich nicht zu fürchten.«
Sie holte mehrmals tief Luft und versuchte, dem Drang zu widerstehen, sich der Länge nach an Conner zu reiben. Sie hatte ihre Sucht nach seinem Körper schon vorher für stark gehalten, doch nun, da die Bedürfnisse der Leopardin die Oberhand gewannen, konnte sie sich kaum noch zurückhalten. Verzweifelt sah sie Conner ins Gesicht. Sie wollte diesen perfekten Tag nicht ruinieren, indem sie sich das wertvolle Kleid herunterriss, als Leopardin auf den Tisch
sprang und den Hochzeitskuchen zerstörte. Einen schrecklichen Augenblick lang sah sie das Chaos vor sich.
»Atme weiter, Baby«, flüsterte Conner, während er einen Arm um ihre Taille legte, sie zur Hintertür führte und beinah ins Haus stieß. Dabei blickte er über die Schulter und rief: »Mary!« Es klang wie ein Kommando.
Als Isabeau versuchte, etwas zu sagen, brachte sie kein verständliches Wort heraus; ihre Kehle fühlte sich eng und
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