Wildes Begehren
Tatzenhieb die abgefallenen Blätter auffliegen. Conner konnte sehen, dass Isabeau ihre neue Freiheit genoss. Ein Leben in der Wildnis stellte eine große Verlockung dar, der sie alle widerstehen mussten. Die Gesetze des Dschungels waren verglichen mit den menschlichen Regeln leicht zu befolgen. Gier und Verrat hatten im Wald keinen Platz.
Conner riss die Augen auf und richtete die Ohren nach vorn, um der Leopardin zu signalisieren, dass er Lust zum Spielen hatte. Alle Katzen spielen gern – selbst die großen. Sekunden später jagten die beiden sich bereits und rollten, sich balgend, immer wieder über den dicken Pflanzenteppich. Dann spielten sie lange Zeit Verstecken. Isabeau verkroch sich, und Conner suchte sie, schlich sich an, stürzte sich auf sie, brachte sie in einem Wirrwarr aus Schwänzen und Beinen zu Fall und ließ dann vergnügt wieder von ihr ab.
Immer wieder reizte die Leopardin das Männchen, indem sie sich mit lockenden Lauten reckte und streckte. Dann kam Conner näher und starrte ihr nach Leopardenart in die Augen. Sie erwiderte zunächst seinen Blick und hielt ihn fest, doch sobald er noch näher kam, wies sie ihn knurrend und fauchend in seine Schranken und rannte kokett davon.
Conner lief neben der Leopardin her und verteilte seine Duftmarken der Länge nach auf ihrem pelzbesetzten Leib. Er fand sie wunderschön und sinnlich, eine aufregende Mischung für seinen Leoparden. Isabeau folgte einem engen Pfad, der zwischen den Bäumen hindurch zum Fluss führte. Alle paar Minuten hielt sie inne und hockte sich vor ihm hin, dann näherte er sich äußerst vorsichtig, denn ein unwilliges Weibchen war gefährlich. Conner wollte solange warten, bis die Leopardin sich ganz sicher war. Noch sprang sie jedes Mal, wenn er sie erreichte, fauchend auf und schlug nach ihm.
Er liebte es, sie in ihrer Tiergestalt zu sehen. Ihr Duft war verlockend, berauschend, ein anregendes Aphrodisiakum, das ihn immer tiefer in den Wald lockte. Ringsherum riefen Nachttiere einander zu. Das ständige Flattern von Flügeln verriet ihm, dass Fledermäuse im Dunklen auf Insektenjagd waren. Das war seine Welt, und er war ihr Herrscher. Wieder näherte er sich der Leopardin, und diesmal ließ sie ihn an sich heran. Als das Weibchen endlich sitzen blieb, kam alles in Conner zur Ruhe.
Isabeau war seine Gefährtin. Seine . Ein herausforderndes Brüllen warnte jedes Männchen im Umkreis, dann war er über der Leopardin, grub die Zähne in ihren Nacken, damit sie stillhielt, und bestieg sie. Alle männlichen Leoparden
waren herrisch und wachsam, wenn ihre Gefährtin in die Brunst kam, und der Sex konnte rau sein. Der große Leopard nahm sich Zeit, denn der Drang, seine Herrschaft zu demonstrieren, war stark. Die Leopardin brüllte, als er sich wieder zurückzog, und wirbelte herum, um ihn mit bebenden Flanken zähnefletschend zu bedrohen, doch als er sein Maul an ihr rieb, beruhigte sie sich wieder.
Danach lagen sie in einem großen Fellhaufen beisammen, die Schwänze umeinandergelegt, und das Männchen ruhte sich aus, ehe es sich wieder mit der Leopardin paarte. So verbrachten sie mehrere Stunden, wobei der männliche Leopard darauf achtete, langsam aber unaufhaltsam zu der kleinen Hütte zurückzukehren, die ihre menschlichen Gegenstücke angemietet hatten. Dabei kopulierten sie häufig und heftig, so wie es ihre Art war.
Als sie sich der Hütte näherten, erkannte das Weibchen, wo sie waren und versuchte, sich wieder dem Wald und dem freien, wilden Leben zuzuwenden. Doch das Männchen, das die große Verlockung kannte, hielt die Leopardin davon ab und setzte die Kraft in Schultern und Oberkörper ein, um sie zum Haus zurückzudrängen. Isabeaus Reaktion auf die erste Verwandlung war nicht unüblich, doch es war wichtig, sie bald zu unterdrücken. Längere Zeit in der Leopardengestalt zu bleiben, war gefährlich, denn es verstärkte die animalischen Eigenschaften des Menschen.
Isabeau roch die Zivilisation und merkte, dass Conner sie zwang, nach Hause zu gehen. Die Rückverwandlung begann bereits. In dem Augenblick, in dem sie sich ihres Verstandes bediente, funktionierte ihr Hirn wieder wie das eines Menschen. Die Umstellung begann im Kopf und setzte sich im Körper fort. Beinahe augenblicklich begannen Muskeln
und Knochen sich zu verformen. Ein leiser Schrei – halb menschlich und halb animalisch – entschlüpfte Isabeau.
Dann spürte sie die Nachtluft auf ihrer Haut und stellte fest, dass sie bäuchlings im Eingang zu
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