Wildes Begehren
bei ihm geblieben sind, um zu helfen, und uns dann auf eine andere Fährte gelockt, die uns weg vom Tal und der Hütte in den Wald gebracht hat. Und während wir ihn verfolgt haben, hat er die ganze Zeit Isabeau terrorisiert.«
»Kann es sein, dass er auf Imeldas Anweisung gehandelt hat?«, überlegte Rio. »Wir sollten die Möglichkeit, dass sie von uns weiß, zumindest in Betracht ziehen.«
»Nein.« Isabeau hob den Kopf und sah Rio ruhig an. »Ottila hat Imelda verlassen, er ist hinter Conner her. Er hat völlig verquere Vorstellungen davon, was richtig und was falsch ist. Zum Beispiel war es in Ordnung, mich zu schlagen, nicht aber, mich zu vergewaltigen. Ich sollte mit ihm gehen und bis ans Ende seiner Tage glücklich mit ihm zusammenleben, obwohl er vorhatte, mein Kind zu töten, falls ich von Conner schwanger geworden wäre. Ich glaube, er hat genug Geld verdient und verfolgt jetzt andere Ziele. Ich hätte ihn nicht zeichnen sollen.« Isabeaus Stimme schwankte, doch ihr Blick blieb fest. »Hier geht es nicht um Imelda. Unser Plan ist immer noch durchführbar.«
»Er könnte uns aber auch das Leben kosten«, bemerkte Rio. »Vielleicht will er Conner in Imeldas Haus locken, um ihn dort zu töten.«
»Das würde Ottila nicht tun«, widersprach Isabeau.
»Warum nicht?«, fragte Rio.
»Es ginge gegen sein Ehrgefühl«, erwiderte sie.
Conners Magen verkrampfte sich noch mehr. Er wollte Ottila Zorba nie wieder in Isabeaus Nähe sehen. »Hör mal, Baby«, sagte er zärtlich. »Du trägst keine Schuld. An gar nichts.«
»Immerhin habe ich ihn gekratzt.« Isabeau klang unschlüssig, mied aber seinen Blick. »Er hat gesagt, meine Katze würde ihn wollen. Und sie ist mir auch nicht zu Hilfe gekommen. Sie hat sich nicht gegen ihn gewehrt.«
»In unseren Krallen ist ein Gift.« Conner hauchte Küsse auf Isabeaus Schläfen. »Zorba versucht nur, dich zu verwirren, damit du glaubst, dass du ihm einen Grund geliefert hast, Anspruch auf dich zu erheben, dabei hat er sich nur in dich verguckt und glaubt nun in seinem kranken Hirn, wie jeder andere ordinäre Stalker, dass du eine Beziehung mit ihm hast. Dabei weiß er, dass du meine Gefährtin bist und dass wir verheiratet sind, aber es interessiert ihn nicht. Gefährtinnen sind tabu. Niemand rührt die Partnerin eines anderen an.«
Conner stellte Isabeau auf dem Boden ab und hielt sie mit einem Arm fest.
»Das verstehe ich nicht, Conner. Du hast doch gesagt, er hat das Recht, dich herauszufordern.«
»Du hast deine Wahl getroffen, aber alleinstehende Leopardenfrauen haben selbstverständlich das Recht, sich ihren Gefährten auszusuchen. Bis zu dieser Entscheidung ist
sie nicht auf ein einziges Männchen beschränkt. Normalerweise suchen die Pärchen sich in jedem Lebenszyklus, aber nicht immer. Deine Leopardin hat gezeigt, dass sie Ottilas Leopard attraktiv fand, das ist alles. Doch da du dich nun mit mir verbunden hast, hat er kein Recht mehr auf dich. Das weiß er genau.«
»Und was ist mit diesem Gift?«
Conner hatte befürchtet, dass sie das fragte. Er machte sich an Isabeaus Oberteil zu schaffen, das sie aber offenbar nicht ablegen wollte. Sie zog den Saum immer wieder herunter. Schließlich kreuzte sie die Arme vor der Brust, damit er es ihr nicht ausziehen konnte.
»Ich tu’s selber, wenn ich allein bin.«
Ihr Blick war trotzig. Und beschämt. Conners Herz zog sich zusammen. Er fasste sie an den Armen, zog sie an sich und küsste sie – lang, zärtlich und so liebevoll, wie es ihm nur möglich war.
»Du musst mir glauben, Isabeau. Das alles ist nicht deine Schuld. Hast du etwa gedacht, dass alle Leopardenmenschen gut sind, nur weil die Leute aus dem Tal so nett zu uns waren? In unserem Geschäft laufen wir Gefahr, nur das Schlimmste zu sehen zu bekommen, nicht das Beste, so wie bei der Hochzeit. Es gibt auch böse Leopardenmenschen. Ottila ist ein kranker Mann. Du hast ihm keinen Anlass gegeben, er hat sich von sich aus auf dich fixiert.«
Sie wich seinem Blick aus. »Er hat das getan, damit du mich nicht mehr begehrst. Ich weiß es. Die Wunden werden heilen, aber die Narben bleiben. Im Moment bin ich am ganzen Körper von seinem Geruch und seinen Malen gezeichnet. Er wollte, dass du mich widerlich findest – abstoßend.«
»Soll ich dir etwas sagen? Es ist ihm nicht gelungen.«
Überrascht sah Isabeau ihm ins Gesicht. »Meine Katze kann Lügen riechen.«
»Ich lüge nicht. Mein Leopard ist natürlich außer sich. So wie ich, tief im Innern. Ich
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