Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
wollte niemanden sehen, auch nicht Conner – ihn am allerwenigsten. Sie fühlte sich gedemütigt und zerschunden. Ottila hatte ihren Willen gebrochen. Sie spürte
nichts als Angst, große Angst. Er hatte sie so tief erniedrigt, dass sie sich selbst nicht mehr wiedererkannte. Sie musste ihre Kleider ausziehen und die Wunden versorgen. Er hatte sie nur zeichnen, nicht verstümmeln wollen, daher konnten sie nicht so schlimm sein, wie es den Anschein hatte. Aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie blieb reglos an der Wand liegen und wimmerte.
     
    »ISABEAU! Wir kommen rein«, Conners Stimme erschreckte sie, doch sie rührte sich nicht, machte sich an der Wand nur noch kleiner.
     
    UNRUHIG wartete Conner auf Isabeaus Antwort. Er sah zu Rio hinüber, der sich noch die Jeans überstreifte. In der Hütte brannte kein Licht, genau wie er es ihr eingeschärft hatte. Alle Läden waren geschlossen. Es schien keinen vernünftigen Grund für sein Unbehagen zu geben, obwohl er dem großen Leoparden, nachdem sie ihm bis zum Haus des Doktors und in Jeremiahs Zimmer verfolgt hatten, mittlerweile alles zutraute. Der Junge, der um jeden Atemzug rang, hatte hilflos am Infusionsschlauch gehangen, während Ottila ihm tiefe Kratzer in den Bauch ritzte. Er hätte Jeremiah die Eingeweide herausreißen können. Alle nahmen an, Ottila sei von Mary oder dem Doktor gestört worden, als sie nach dem Patienten gesehen hatten.
    Viele Hochzeitsgäste waren noch im Haus gewesen, und Elijah drehte nach wie vor seine Runde, doch dem Leoparden war es trotzdem gelungen, Jeremiahs Zimmer zu entdecken und sich so leise hereinzuschleichen, dass niemand ihn bemerkt hatte. Conner war klar, dass Ottila alle hätte töten können – Mary, Doc, seine Freunde und natürlich Jeremiah.

    Er wusste, dass die anderen sich irrten, niemand hatte Ottila überrascht, er hatte Jeremiah nur nicht umbringen wollen.
    Conner legte eine Hand an die Tür und holte tief Luft. Roch es nicht ein wenig nach Leopard? »Ich komme rein, Isabeau, nicht schießen.«
    Als er die Tür aufsperrte, schlugen ihm zwei Gerüche entgegen: Es stank nach Raubtier und Blut. Die Mischung roch streng. Hastig sah Conner sich um und suchte jeden Winkel der Hütte ab, bis er sie fand, blutend im Dunkeln zusammengerollt.
    »Ist er noch hier?«, fragte er. Isabeau stand offenbar unter Schock, ihr Gesicht war totenbleich. Es kostete ihn jedes Quäntchen Selbstbeherrschung, nicht sofort an ihre Seite zu eilen und sie hochzuheben.
    Sie gab keine Antwort. Offenbar war sie traumatisiert. In Anbetracht der blutbeschmierten Kleider und ihres entsetzten Gesichtsausdrucks wollte er lieber nicht darüber nachdenken, was in der Hütte geschehen sein mochte.
    »Isabeau«, zischte er ein wenig drängender.
    »Ich weiß es nicht. Er ist da raus«, Isabeau deutete auf die Balken über Conners Kopf. Sie sprach so leise, dass er sie kaum verstand, trotz seines scharfen Gehörs.
    Rio kam ins Zimmer, tappte mit bloßen Füßen über die Holzdielen und musterte die Dachsparren. Dann sprang er in die Höhe, schnappte nach einem Balken und zog sich daran hoch.
    Conner ging zu Isabeau, hockte sich neben sie und streckte vorsichtig die Hand nach ihr aus. Er bemühte sich, langsame und bedächtige Bewegungen zu machen. »Was ist passiert, Isabeau?«, fragte er.
    Ein Schluchzer entschlüpfte ihr, dann presste sie die Finger
auf den zitternden Mund, wich vor ihm zurück und machte sich klein. Conner musterte sie von Kopf bis Fuß, um die Schwere ihrer Verletzungen einschätzen zu können. Sie hatte Blutflecke auf dem T-Shirt, oberhalb der Brüste, und noch mehr Blut tränkte den Stoff zwischen ihren Beinen. Conners Herz begann wie wild zu hämmern.
    »Kannst du mir sagen, was er getan hat?«
    Sie befeuchtete ihre Lippen und drückte sich an die Wand, sie brauchte irgendetwas, das ihr den Rücken stärkte. »Ich soll dir sagen, dass du dich ihm stellen sollst. Du wüsstest schon, wo.«
    »Er ist weg«, verkündete Rio. »Er ist durch ein kleines, verstecktes Luftloch im Speicher hereingekommen. Er muss das sorgfältig geplant haben.« Rio ließ sich wieder auf den Boden herunter, stellte sich neben Conner und betrachtete Isabeaus blasses Gesicht und die blutigen Kleider. »Ich hole Doc.« Er streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus.
    Erschrocken schüttelte Isabeau den Kopf, derart heftig, dass Conner die Hand hob, um Rio aufzuhalten.
    »Ich möchte nicht, dass irgendjemand mich so sieht. Lasst das Licht aus.«
    »Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher