Wildes Begehren
muss dich untersuchen«, widersprach Conner mit sanfter Stimme. »Ich hebe dich hoch, Liebste. Es könnte wehtun.« Er wusste nicht, wie schwer Isabeaus Verletzungen waren, doch der Blutgeruch war stark. Außerdem hing noch ein Hauch von Moschus in der Luft, so als ob Ottila erregt gewesen wäre, doch nach Sex roch es nicht.
»Auf dem Boden liegen Scherben«, sagte Isabeau.
Unter den gegebenen Umständen schenkte Conner dieser Warnung keine große Beachtung. »Ich pass schon auf.« Als er die Arme um Isabeau legte und sie zusammenzuckte,
hatte er Angst, ihr wehgetan zu haben. Der Blutgeruch wurde schlimmer, aber noch unerträglicher waren die Duftmarken, die Ottilas Leopard hinterlassen hatte. Er hatte sie absichtlich gezeichnet, um Conner herauszufordern und ihm zu demonstrieren, dass er ihm seine Frau jederzeit wegnehmen konnte. Conner verstand die Botschaft nur allzu gut.
»Würde es dir etwas ausmachen, ein Bad einzulassen, Rio?«, fragte er, mehr um seinen Freund aus dem Zimmer zu bekommen als aus einem anderen Grund.
Conner hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Er wusste nur, dass es hier nicht um ihn ging oder um die heiße Wut, die in ihm brodelte, sondern um Isabeau. Sie war völlig verstört und sah ihn verängstigt an.
Aufgewühlt zog er sie an sich und drückte sie an seine Brust. Er spürte, dass der Körperkontakt sie zusammenzucken ließ. »Was hat er dir angetan?«
»Er hat mich geschlagen«, erwiderte Isabeau und unterdrückte einen weiteren Schluchzer. »Dabei war er gar nicht wütend. Er hat mich ganz systematisch zusammengeschlagen, so als ob es sein müsste. Und dann hat er mich mit seinen Krallen traktiert, am ganzen Körper.« Sie vergrub ihr Gesicht an Conners Schulter und klammerte sich an ihn.
So nah bei ihr war der Geruch des anderen Männchens schier überwältigend. Conners Leopard wurde wild und verlangte jähzornig nach Freiheit, um den Rivalen zu töten. Er wollte, dass seine Gefährtin diesen Geruch sofort loswurde. »Ich muss mir die Wunden ansehen, Isabeau.«
Ohne ihm in die Augen zu schauen, schüttelte Isabeau den Kopf.
»Wäre es dir lieber, wenn ich eine Frau hole? Mary vielleicht?«, fragte Conner sanft.
Wieder schüttelte Isabeau den Kopf. »Ich will niemanden sehen.«
Conner konnte sich nicht davon abhalten, die Frage zu stellen. »Hat er dich vergewaltigt?« Sie presste die Stirn gegen seine Schulter. Sein Herz klopfte heftig, doch er rührte sich nicht, wartete einfach ruhig ab.
»Er hat gesagt, er würde nie eine Frau vergewaltigen.« Isabeau begann, etwas heftiger zu weinen. »Er war völlig skrupellos, Conner. Und die ganze Zeit hat er so getan, als hätte ich es verdient, als Strafe dafür, dass ich ihn betrogen habe.«
Vorsichtig legte Conner die Arme enger um sie und versuchte, nicht am Geruch des anderen zu ersticken. Sein Leopard wurde wahnsinnig und drängte wutschnaubend an die Oberfläche, er wollte die widerwärtigen, beleidigenden Duftmarken beseitigen.
»Ich setze dich in die Badewanne, dann kann ich mir die Wunden ansehen. Du brauchst schmerzstillende Mittel und Antibiotika und …«
Isabeau hob den Kopf und sah ihn zum ersten Mal direkt an. In ihrem Blick lag ein Hauch von Stolz. »Er hat gesagt, dass du zu aufgeregt sein würdest, um an so etwas zu denken, aber du hast es nicht vergessen.«
»Natürlich nicht.« Conner hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. »Du bist das Wichtigste für mich, immer, Isabeau.«
»Ich habe gedacht, ich würde mich darüber ärgern, dass du Jeremiah zu Hilfe geeilt bist«, fuhr sie fort. »Aber ich bin froh, dass du es getan hast.« Die Spur von Hysterie in ihrer Stimme ließ sich nicht unterdrücken. »Ottila hat das alles getan, um einen Keil zwischen uns zu treiben.«
Conners Magen verkrampfte sich, als er merkte, wie verunsichert
Isabeau war. Ihr war es nicht bewusst, aber Ottila hatte ihr Vertrauen erschüttert, nicht nur das in ihn – weil er es angeblich nicht ertrug, wenn ein anderer sie anfasste -, sondern auch das Vertrauen in sich selbst. Er hob Isabeau hoch und trug sie ins Bad. Rio hatte freundlicherweise Kerzen angezündet, damit das Licht gedämpft und weich war.
»Soll ich den Doktor holen?«, fragte sein Freund.
»Antibiotika haben wir da. Lass mir etwas Zeit, ihre Wunden zu untersuchen«, erwiderte Conner. »Ottila hat diese Sache sehr sorgfältig geplant. Er hat dafür gesorgt, dass ich ihn wittere, eine Spur gelegt, die direkt zu Jeremiah führte, den Jungen so sehr verletzt, dass wir
Weitere Kostenlose Bücher