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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dass er nie sein wahres Ich preisgegeben hatte. Ihre gemeinsame Zeit, die schönste ihres Lebens, war eben Schwindel gewesen. Er war ein Schwindler gewesen. Der Mann, der jetzt neben ihr saß und ihr etwas unsicher seine verletzliche Seite zeigte, war der echte Conner. Und sie konnte den Blick nicht losreißen, denn sie war fasziniert, schon wieder wie hypnotisiert von ihm.
    Conner war ein harter, gefährlicher Mann und er trug diese Ausstrahlung wie einen Schild vor sich her. Er war ihr stets unzugänglich – undurchdringlich erschienen. Nie hatte er sich eine Blöße gegeben – bis jetzt, bis zu diesem Moment. Sein Gesicht war noch dasselbe. Das kantige Kinn, die Narben und die tiefen Falten, das leuchtende Gold seiner Augen und der sinnliche Mund, der jede Frau verrückt machen konnte, gehörten einem Mann von großer Entschlossenheit. Doch der Blick in seinen Augen hatte sich verändert, er wirkte weicher, beinahe schüchtern. Isabeau konnte nicht anders, sie war hingerissen.
    »Ja, meine Mutter hat auch musiziert«, gestand Conner noch leiser. Seine Stimme klang belegt.
    Isabeau sah, wie er schluckte und den Blick über die breiten Blätter schweifen ließ, die sie ringsum vor dem Rest des Regenwaldes abschirmten.
    »Am meisten liebte sie die Geige.«
    »Spielst du auch Geige?« Isabeau schaffte es nicht, die Frage zu unterdrücken, denn sie wollte möglichst viel über den Menschen Conner in Erfahrung bringen.

    »Nicht so gut wie sie.« Als Conner ihr das Gesicht wieder zuwandte, hatte er einen verträumten Blick in den Augen, und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, so als ob er sich gerade an etwas erinnerte. »Sie saß meist hier bei mir im Regen und spielte stundenlang. Manchmal versammelten sich die Tiere, sodass sie ein großes Publikum hatte. Wenn ich mich in den Bäumen umsah, drängten sich dort Affen und Vögel, und gelegentlich waren sogar ein paar Faultiere dabei. Meine Mutter war sehr einfühlsam und schön, genau wie ihre Musik.«
    »Hat sie dich selbst unterrichtet? Oder bist du irgendwo zur Schule gegangen? Wo gäbe es hier Schulen und Musiklehrer? Also habt ihr sicher nicht lange hier gelebt.«
    »Wir waren sehr auf uns konzentriert. Als wir unser Dorf verließen …«
    Isabeau bemerkte den schmerzlichen Unterton in Conners Stimme. Der Junge – nicht der Mann – erinnerte sich offenbar an ein Kindheitstrauma.
    »Wir haben mehrere Jahre sehr zurückgezogen gelebt. Meine Mutter wollte niemanden sehen. Sie war sehr streng, was die Schule anbetraf, und sehr klug. Wenn du in die Holzkisten unter den Bänken schaust, wirst du feststellen, dass sie voller Bücher sind. Sie war eine gute Lehrerin.« Ein schwaches, leicht verschmitztes Grinsen kräuselte seine Lippen. »Aber sie hatte keinen besonders guten Schüler.«
    »Du bist hochintelligent«, widersprach Isabeau.
    Conner zuckte die Achseln. »Ein unbändiger Junge, der mitten im Regenwald lebt und sich für den König des Dschungels hält, interessiert sich nicht besonders fürs Lernen. Meine Mutter hatte alle Hände voll zu tun.«
    Sie sah ihn genau vor sich: einen flachsblonden kleinen
Lockenkopf mit goldenen Augen, der von einem Ast zum anderen sprang, während seine Mutter hinter ihm her war. »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Nachts habe ich mich oft nach draußen geschlichen. Natürlich bin ich damals nicht darauf gekommen, dass meine Mutter als ausgewachsene Leopardin viel besser hören und riechen konnte als ich, und sofort wusste, wenn ich mich davonstahl. Erst ein paar Jahre später habe ich erfahren, dass sie mir dann gefolgt ist, um auf mich zu achten, doch damals fühlte ich mich sehr mutig und männlich.« Conner lachte, als er sich an die Zeit erinnerte. »Außerdem kam ich mir ziemlich toll vor, weil ich dachte, ich hätte ihr ein Schnippchen geschlagen, indem ich jede Nacht im Wald spielen ging.«
    »Jedenfalls hat es dir Selbstvertrauen gegeben. Sooft ich auch im Regenwald unterwegs war, ich für meinen Teil bin nachts immer im Camp geblieben.«
    »Ich war ein Kind, Isabeau. Ich kannte noch nicht alle Gefahren des Waldes. Wenn Mutter mir davon erzählte, habe ich bloß mit den Achseln gezuckt und gedacht, mir würde schon nichts passieren. Ich war unbesiegbar.«
    »Das glauben doch die meisten Kinder. Ich auch. Ich bin nachts gern auf das Dach unseres Hauses gestiegen. Überhaupt auf alles, was hoch war. Als mein Vater das herausfand, ist er sehr wütend geworden. Ich weiß nicht mehr, wie alt ich beim ersten Mal

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