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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Schicksal überlassen. Er verachtete diesen Mann abgrundtief.
    Die Vorstellung, dass seine Mutter vielleicht gedacht hatte, er sei genauso … Conner riss sich Hemd und Hose vom Leib und wünschte seinen Leoparden herbei. Er musste rennen und nachdenken oder besser noch vor seinen Gedanken davonlaufen. Sie hatte es gewusst . Natürlich hatte sie sich mit Isabeau angefreundet und versucht, ihr zu helfen. Marisa Vega war herzensgut und hatte nie jemandem etwas Böses gewünscht. Sie war die Bindung mit seinem Vater arglos eingegangen, weil sie glaubte, dass er sie ebenso sehr liebte wie sie ihn, doch seine wahre Gefährtin war schon Jahre zuvor gestorben.
    Zuerst hatte Raul behauptet, Marisa, die zwanzig Jahre jünger war als er, sei seine wahre Gefährtin und für den nächsten Lebenszyklus zu früh geboren. Er fühlte sich einsam und brauchte eine Frau, und Marisa war jung und schön. Also hatte er sie umworben und dazu gebracht, ihn zu lieben, doch nach Conners Geburt war er vor lauter Schuldgefühl zornig und böse geworden, denn er hatte die ganze Zeit gewusst, dass er gelogen hatte.
    Vom Augenblick seiner Geburt hatte Raul Conner gehasst und sich geweigert, sich mit ihm zu befassen – Conner war die lebende Erinnerung daran, dass er seine wahre Gefährtin verraten hatte. Die Nacht, in der sein Vater seine Mutter mit einem Ultimatum konfrontiert hatte, würde Conner nie vergessen; Raul hatte Marisa kaltblütig vor die Wahl gestellt, ihr Kind abzugeben oder zu gehen. Und als seine Mutter sich geweigert hatte, ihn wegzugeben, hatte Raul ihr gesagt, dass er sie nicht mehr liebe. Conner war noch sehr jung gewesen, ein Kleinkind. Er hatte draußen
vor der Tür gehockt, mit angehört, wie dieser Mann seiner angebeteten Mutter grausame, erniedrigende Dinge an den Kopf warf, und die ersten Regungen seines aufbrausenden Temperaments gespürt. Der Mann hatte sie beide weggejagt, mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Seine kindliche Intuition verriet Conner, dass sein Vater seinen Anblick und seinen Geruch nicht ertragen konnte und dass dieser Hass sich am Ende auf seine Mutter übertragen hatte.
    Conner stellte sich auf die Hinterbeine, richtete den goldgefleckten Körper zu beachtlicher Größe auf und grub tiefe Furchen in die Bäume, und während er die Rinde in Stücke riss, wünschte er sich, das könnte er auch mit dem Mann machen, der seine Mutter so tief verletzt hatte. Sie war nie böse auf Raul gewesen, hatte nie ein schlechtes Wort über ihn verloren, aber sie hatte Conner vom Dorf ferngehalten, bis er erwachsen war. Dann hatte sie ihn gebeten, ihr zuliebe zurückzugehen, mit seinem Vater zu reden und sich, wenn möglich, mit ihm auszusöhnen.
    Der Saft, der aus den Bäumen strömte, vermischte sich mit dem Blut aus seinen aufgekratzten Tatzen, doch er pflügte weiter durch das dichte Unterholz und brüllte lauthals seine Wut, Qual und Trauer heraus. Er hatte seiner Mutter nie erzählt, was sein Vater zu ihm gesagt hatte; schließlich war er erwachsen, und es hätte Marisa nur noch mehr gekränkt. Er hatte ihr auch nicht verraten, dass er seinen Vater in seinem eigenen Haus windelweich geprügelt hatte, bis er zerschlagen und blutig am Boden liegen geblieben war. Gern hätte er Raul vor den Dorfbewohnern gedemütigt und ihn davongejagt, so wie sein Vater es mit seiner Mutter gemacht hatte, doch er wusste, dass Marisa das nicht gutgeheißen hätte. Daher hatte Conner seinen Vater nur vor der Tür
zur Schau gestellt, damit jeder sehen konnte, dass Raul im Kampf besiegt worden war – als Leopard und als Mann.
    Der Regen fiel in beständigen Schauern, die anscheinend kein Ende nehmen wollten. Conner hob das Gesicht gen Himmel und ließ die Tropfen über seine Wangen laufen, sodass eventuelle heiße Tränen verborgen blieben. Er wusste, wie es war, wenn man hasste – seine Mutter nicht. Sie hatte ihr Bestes getan, um ihn nach ihrem Vorbild zu erziehen und aus ihm einen sanften, liebevollen Menschen zu machen, der nicht nachtragend war. Doch es war ihr nicht gelungen, und im Augenblick verachtete er sich dafür, dass er so viele anmaßende und grausame Eigenschaften von seinem Vater geerbt hatte.
    Der Gedanke, seine Mutter könnte geglaubt haben, dass er Isabeau nicht liebte, war unerträglich. Was, wenn Isabeau ihr von seinem Verrat erzählt hatte? Conner schlug auf einen faulenden Baumstamm ein, bis er wegrollte und Insekten in alle Richtungen stoben. Beschämt und angeekelt von sich selbst drosch er

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