Wildes Begehren
daraufhin ihr Herz so schmerzhaft zusammenzog, wusste sie nicht. Bei der Vorstellung, dass Conner eine andere Frau berührte – küsste – in den Arm nahm, wurde ihr einfach schlecht, dabei hatte sie ihn aus genau diesem Grunde kommen lassen.
»Ich schätze, ich verstehe eure Regeln nicht ganz. Wer entscheidet überhaupt, was richtig ist und was falsch?«, fragte Isabeau.
Der Leopard ließ sein dichtes Fell knisternd an ihrem Schenkel entlangstreifen, und sie spürte, wie all ihre Sinne erwachten und auf ihn reagierten. Schon die kleinste Berührung des Mannes oder des Tiers versetzte sie beinahe automatisch in einen Zustand freudiger Erregung.
Elijah warf ihr einen Blick zu. »Was Jeremiah angeht? Oder sprechen wir über Conner?«
»Über beide. Über euch alle.«
»Dann frag lieber Conner«, riet Elijah. »Er kennt sich mit den Leopardenmenschen besser aus als ich. Ich bin erst spät
dazugestoßen. Aber alle machen Fehler, Isabeau. Du, ich, Conner, dein Vater und mein Vater. Das ist ganz normal.«
Isabeau ging im Gleichschritt mit dem Leoparden. Vor ihnen lag ein schmales Flussbett, durch das das Wasser aus den umliegenden Hügeln abfloss. Sie überquerten den steinigen Uferstreifen und wateten durch das flache Gewässer zur anderen Seite, wo die Böschung weniger steil war. Plötzlich überkam Isabeau ein ungutes Gefühl, und gleich darauf erwachte tief in ihr schaudernd die Katze.
Irgendetwas packte sie von hinten am Knöchel und zog sie abrupt unter Wasser. Dann wurde sie wild hin- und hergeschleudert, wie in einer Waschmaschine, und stahlharte Muskeln umklammerten sie. Im Kopf hörte Isabeau sich schreien, doch sie war geistesgegenwärtig genug, unter Wasser den Mund geschlossen zu halten.
Die Wunde an ihrem Arm pochte heiß. Ihr linkes Handgelenk, das unter einer der dicken Schlingen gefangen war, fühlte sich an, als würde es unter dem Druck zerbrechen. Isabeau versuchte, sich nicht zu wehren; sie sagte sich, dass Elijah und Conner sie nicht im Stich lassen würden und dass sie nicht in Panik geraten durfte. Die Schlange drehte sich noch einmal und plötzlich war Isabeaus Gesicht wieder der kühlen Nachtluft ausgesetzt. Hastig schnappte sie danach und amtete tief ein, dann war sie wieder unter Wasser und die Steine im Flussbett schrammten über ihre Haut.
Mit gezücktem Messer sprang Elijah über den Leoparden hinweg. Conner brüllte vor Zorn, wirbelte herum, grub die Zähne tief in die sich windende Schlange und hielt sie fest, damit sie Isabeau nicht in tieferes Wasser zerren konnte. Die grüne Anakonda war groß – ein kompaktes Muskelpaket von beinahe vierhundert Pfund – und hungrig, deshalb
kämpfte sie grimmig um ihre Beute. Kopf und Fänge waren gefährlich nah an Isabeaus Hals. Allerdings verfügte sie über kein tödliches Gift – sie würde sich dort um den Hals legen und so lange zudrücken, bis ihr Opfer erstickt wäre.
Elijah versuchte, in dem aufgewühlten Wasser den Kopf der Schlange zu fassen zu bekommen, doch das Tier wand und krümmte sich unaufhörlich, sodass er nicht viel mehr tun konnte, als das wild um sich schlagende Tier zu umkreisen und es mit Stichen in die dicken Muskeln zu reizen. Der Leopard hatte den Schwanz der Anakonda gepackt und begann, sie langsam rückwärts ans Ufer zu ziehen, damit sie in flacheres Wasser kam und Isabeau nicht ertrinken musste.
Die Größe der Schlange deutete darauf hin, dass es sich um ein Weibchen handelte. Es war dunkelgrün mit schwarzen, ovalen Flecken auf dem Rücken. An den Seiten befanden sich die verräterischen ockerfarbenen »Augenflecken« der Anakonda. Der Kopf war groß und schmal und ging direkt in den dicken, muskulösen Nacken über; es war schwer zu sagen, wo das eine anfing und das andere aufhörte, insbesondere in dem aufgepeitschten Wasser. Die Augen und Nasenlöcher oben auf dem Kopf erlaubten der Schlange zu atmen, während ein Großteil ihres Körpers unter Wasser war. Als Wasserbewohnerin setzte sie natürlich all ihre Vorteile geschickt ein, um gegen den unnachgiebigen Zug des Leoparden anzukämpfen.
Während Conner zwei weitere Schritte rückwärts machte und am Schwanz nachfasste, um mehr Druck ausüben zu können, kümmerte Elijah sich um das Vorderteil und zog Isabeau mitsamt der Schlange aus dem Wasser, damit sie
Luft bekäme. Leider drückte die Schlange, als Isabeau mit brennenden Lungen einatmete, noch fester zu.
»Conner, halt das verdammte Ding fest«, fauchte Elijah und biss frustriert die Zähne
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