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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Wahrheit sagte? Isabeau schämte sich für sich selbst. Sie straffte die Schultern und löste den Klammergriff, mit dem sie sich am Leopardenfell festhielt. »Selbstmitleid ist tückisch, nicht wahr?«
    Elijah zuckte die Achseln. »Gerechter Zorn auch, das habe ich in meinem Leben oft genug erfahren. Kommt zurück zur Hütte, ihr zwei. Morgen haben wir viel vor. Und Conner, irgendwer muss sich um den Welpen kümmern. Du hast nicht gewollt, dass wir ihn töten, also ist das dein Job.«

    Isabeau warf Elijah einen finsteren Blick zu. »Der Junge ist nur in falsche Gesellschaft geraten. Er hat es nicht verdient zu sterben. Seid ihr alle so blutrünstig? Er kann doch nicht älter als zwanzig sein.«
    »Er hat eine Gefährtin verletzt, und wenn Adan tot vor deinen Füßen läge, würdest du auch anders reden«, bemerkte Elijah mit sanfter Stimme.
    Ihr fiel auf, dass er das Vergehen, eine Frau mit den Krallen zu verletzen, schlimmer bewertete, als den Mord an einem Mann. Anscheinend gab es über die Welt der Leoparden noch viel zu lernen. Es war seltsam, dass sie sich bei diesen Männern viel wohler fühlte, als sie gedacht hatte. Sie schaute hoch in das Blätterdach, wo der Wind aus dem Nebel seltsame Gebilde formte, die sich um die Bäume wickelte und sie in graue Schleier hüllten, die undurchdringlich waren, selbst wenn man eine so außergewöhnliche Nachtsicht besaß wie sie. Das also war die Welt, in die sie gehörte.
    Conner hatte behauptet, es gebe ein höheres Gesetz. Ehe sie alle Türen zuschlug und über andere urteilte, musste sie erst die Regeln kennen. Jedenfalls wollte sie, solange sie mit so vielen Leoparden zusammen war, so viel wie möglich von ihnen lernen.
    »Ich glaube nicht, dass er Adan einfach so umgebracht hätte«, verteidigte Isabeau den Jungen. »Er war eigentlich ziemlich sanft, und ein paarmal hat er mir sogar zugeraunt, dass er mir nichts tun würde.«
    »Das ist doch Blödsinn, wenn er dich gleichzeitig beim Hals gepackt hält, dass dir das Blut herunterläuft.« Diesmal lag deutlich unterdrückte Wut in Elijahs Stimme.
    Der Schauer, der den dicht an sie gepressten Leoparden durchlief, wirkte wie ein Echo darauf. Offenbar war Jeremiah
dem Tod sehr nah gewesen. Weil er sich an ihr vergriffen hatte . Daher die Rachsucht der beiden. Nicht weil er irgendeinen der Männer bedroht hatte. Irgendwie war sie ihnen allen heilig. Wegen Conner? Weil sie ein weiblicher Leopard war? Isabeau hatte keine Ahnung, aber es war eine tröstliche Erkenntnis. Sie fühlte sich so behütet wie nie zuvor in ihrem Leben, und gleichzeitig gab dieses Wissen ihr ein ganz neues Selbstvertrauen.
    Conner hatte sich nicht verwandelt, als Elijah aufgetaucht war, aber nicht, weil er sie als Leopard besser beschützen konnte, sondern weil er sie vor einem anderen Mann durch seine Nacktheit nicht in Verlegenheit bringen wollte. Er hatte absichtlich die Tiergestalt beibehalten, obwohl er sich dann nicht an der Unterhaltung beteiligen konnte. Isabeau strich ihm dankbar über den Rücken und versuchte, ihm ohne Worte zu zeigen, wie sehr sie seine Rücksichtnahme schätzte, denn Sittsamkeit war sicherlich ein Fremdwort für diese Männer.
    Isabeau ging einige Minuten stumm weiter und genoss die Art und Weise, wie der Nebel sich dicht um sie legte. Man konnte nur ein paar Schritte weit sehen und in dem Dunst, der vom Boden aufstieg, kam es ihr so vor, als schwebten sie auf Wolken.
    »Es tut nicht weh«, versicherte sie, als sie bemerkte, dass Elijah ihren Hals musterte.
    Er ging an Conners anderer Seite, sodass der lange, kräftige Körper der Raubkatze zwischen ihnen war. Elijah bewegte sich ebenso leichtfüßig und geschmeidig wie Conner, so als ob sie beide lautlos über den Boden glitten.
    »Der Junge hätte noch eine Tracht Prügel verdient«, zischte Elijah.

    Der Leopard gab ein bestätigendes, dumpfes Grummeln von sich, und Isabeau lächelte. »Ich glaube, zwischen euch und euren Leoparden ist kein großer Unterschied.«
    »Ein Gesetz des Dschungels«, erwiderte Elijah, als ob das alles erklärte.
    Und für die beiden Männer war es wohl auch so. Wieder hatte Isabeau etwas gelernt. Das Tier in ihnen machte ihr Leben nicht komplizierter, sondern einfacher. Sie sahen die Welt eher in Schwarz und Weiß als in Grautönen. Diese Männer machten einfach das, was nötig war, um einen hässlichen Job zu erledigen, und wenn das hieß, dass sie eine Frau verführen mussten, um Unschuldige zu retten, dann war es eben so.
    Warum sich

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