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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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wurde und dass diese Typen deshalb so ›abstoßend‹ rochen, weil sie etwas Unrechtes taten.«
    Isabeau hatte nicht geahnt, wie leicht es war – und wie befreiend -, Conner das erzählen zu können. In seiner Leopardengestalt musste sie ihm nicht voll Angst, dass er über sie urteilte, in die durchdringenden Augen sehen. Als Kind hatte sie keine Ahnung gehabt, worauf ihr Vater sich eingelassen hatte, doch als erwachsene Frau hätte sie imstande sein sollen, die Puzzleteile zusammenzufügen. Sie hätte es wissen müssen: Alle Anzeichen wiesen in eine Richtung, sie hatte es nur nicht sehen wollen.
    »Er hat es für mich getan«, sagte sie leise, denn sie hasste die Wahrheit. »Er wollte das Geld für mich.« Ihre Kehle brannte. Ihr Vater war Arzt gewesen und obwohl er den Eid abgelegt hatte, Leben zu retten, hatte er einer Gruppe von Terroristen Informationen verkauft, die dazu führten, dass im Laufe der Jahre viele Menschen entführt und getötet wurden.
    Der Leopard rieb den Kopf an ihrem Oberschenkel, als
wollte er sie trösten. Isabeau war dankbar dafür, dass Conner in der Tiergestalt blieb. Sie musste sich das einmal von der Seele reden, und es war wesentlich leichter, im Dunkeln mit dem Leoparden zu sprechen als mit dem Mann. Sie holte tief Luft und hielt das Gesicht in den reinigenden Regen. Die Tropfen fielen jetzt langsamer, eher in dichten Schleiern als in Strömen, taten ihrem erhitzten Gesicht aber dennoch gut.
    »Ich weiß, dass es dir schwerfallen wird, das zu glauben, aber mein Vater war ein lieber Mann. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, und warum er gedacht hat, dass wir diese Art von Blutgeld brauchen. Er hat gut verdient als Arzt. Nach seinem Tod habe ich alles geerbt. Ich bin seine Unterlagen übrigens sorgfältig durchgegangen.«
    Isabeau stolperte über einen kleinen Zweig, der tief unter den Blätterschichten und der modrigen Vegetation versteckt war, und geriet ins Wanken. Sofort sprang der Leopard geschmeidig vor sie, um sie am Fallen zu hindern. Sie musste sich mit beiden Händen im Fell festkrallen, damit sie auf den Füßen blieb. Für einen Augenblick drückte sie das Gesicht an den Hals des Leoparden und rieb ihre nasse Wange an seinem dichten Pelz. Es war erstaunlich, dass sie sich bei dem Tier so wohlfühlte, während der Mann sie zum Wahnsinn trieb. Isabeau gab ein schwaches, selbstironisches Lachen von sich. »Vielleicht solltest du einfach in deiner Tiergestalt bleiben.«
    In dem Augenblick spürte sie, dass der große Leopard die Muskeln anspannte und wachsam den Kopf hob. Dann öffnete er das Maul und fletschte stumm die Zähne, seine Augen leuchteten. Isabeau folgte seinem Blick, er schaute in Richtung Hütte. Sie sah und hörte nicht das Geringste, doch
sie vertraute seinem animalischen Instinkt und stellte sich vorsichtshalber hinter ihn. So warteten sie reglos, bis Elijah aus den Bäumen hervortrat.
    »Rio hat mich geschickt«, erklärte er hastig. »Er hat sich Sorgen gemacht, dass deiner Frau etwas passiert.« Als er sah, dass der Leopard zum Sprung ansetzte, blieb er abrupt stehen, zeigte aber keine Angst.
    Isabeau versuchte zu ergründen, ob sie ihn von früher kannte. Er sah gut aus, sogar sehr gut, hatte die gleiche gefährliche Aura, die Conner umgab, und er kam ihr vage bekannt vor. Einen Mann wie Elijah vergaß man nicht, trotzdem konnte sie sich auch nicht mehr an die Männer erinnern, die damals das Camp gestürmt hatten, das ihr Vater aufgesucht hatte, um seine Freunde zu warnen. Es war durchaus möglich, dass Elijah derjenige war, der ihren Vater erschossen hatte.
    »Mir geht’s gut. Ich habe ihn ohne Schwierigkeiten gefunden«, erwiderte Isabeau.
    »Das sehe ich.« Elijah musterte ihr Gesicht. »Ich habe ihn nicht erschossen – deinen Vater meine ich. Ich war es nicht.«
    Isabeau schluckte, ließ sich aber nicht aus der Reserve locken.
    »Das hast du dich doch gefragt. Obwohl ich es, um Conners Leben zu retten, ohne Zögern getan hätte«, gab Elijah ehrlich zu, »aber ich war nicht der Erste im Zimmer. Allerdings frage ich mich, was du dort überhaupt wolltest.«
    Isabeau wurde stocksteif. Keiner war je auf die Idee gekommen, ihr diese Frage zu stellen. Niemand. Nicht einmal Conner, dem sie dort das Gesicht zerkratzt hatte. Sie war entsetzt gewesen, völlig traumatisiert, doch selbst damals
hatte sie diese Frage eigentlich erwartet und überlegt, was sie darauf antworten sollte. Jetzt, mitten im Dschungel, eingehüllt von Nebel und in Begleitung eines

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