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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Leoparden, der sich fest an ihr Bein drückte, fiel es ihr wieder ein.
    »Ich war besorgt, weil mein Vater sich so eigenartig verhielt. Es war keine rationale Entscheidung. Ich hatte mitbekommen, dass irgendetwas ihn bedrückte, aber er war inzwischen so verschlossen …« Isabeau stockte, und mit einem Mal wusste sie, was sie bewogen hatte, ihren Vater zu beschatten. Sie hatte seine Lügen gerochen . Die Erinnerung überkam sie so plötzlich, dass sie spürte, wie ihr die Galle hochkam, genauso wie damals, als sie ihrem Vater über die Straßen der Stadt und die Wege am Flussufer tiefer und tiefer in den Regenwald von Borneo gefolgt war. Das Herz war ihr schwer geworden, als sie begriff, dass er gar keinen Arztbesuch machte.
    Ihr Vater hatte ein bewachtes Tor passiert, sie dagegen hatte ihr Auto im Wald geparkt und war zu Fuß weitergegangen. Lange Zeit hatte sie in den Bäumen gestanden, das große Tor betrachtet und sich gefragt, was sie tun sollte. Unterdessen hatten sich all die kleinen Hinweise aus ihrer Kindheit nach und nach zu einem riesigen Puzzle zusammengefügt.
    Die Wasserwege im Land waren nicht sicher. Jeder wusste das. Es kam oft vor, dass Menschen entführt und als Geiseln festgehalten wurden; derartige Nachrichten wunderten niemanden mehr. Die meisten Gefangenen wurden gegen Lösegeld freigelassen. Es war ein Geschäft. Nichts als ein Geschäft. Doch sie hatte von einigen terroristischen Gruppen gelesen, die ihre Opfer quälten und töteten und die Familien der Geiseln solange schröpften, bis es nichts mehr
zu holen gab und die Leichname in Einzelteilen zurückgeschickt wurden. Das Geld wurde für Waffen und Bomben und weitere Terroristencamps ausgegeben.
    Vor lauter Entsetzen hatte sie es einfach nicht wahrhaben wollen. Ihr Vater war doch bestimmt nicht in so etwas verstrickt – dann jedoch beschloss sie, sich irgendwie auf das Grundstück zu schleichen. Der Leopard rieb sich wieder an ihrem Bein, vermutlich spürte er ihren Kummer. Isabeau fiel auf, dass sie ihre Hand tief in seinem Pelz zur Faust geballt hatte in dem Versuch, ihren Gedankengang zu unterbrechen.
    »Ich weiß, was du vorhast«, flüsterte sie. »Du willst nicht, dass ich böse auf Conner bin, deshalb machst du meinen Vater schlecht, damit ich deinem Freund verzeihe.«
    »Ich brauche deinen Vater nicht schlechtzumachen, das hat er selbst besorgt«, erwiderte Elijah. »Aber du solltest wissen, dass du ihn nicht verteidigen musst.« Er ignorierte das drohende Brüllen des Leoparden, änderte jedoch fast unmerklich die Haltung, um auf einen Angriff vorbereitet zu sein. »Als mein Vater von seinem eigenen Bruder ermordet wurde, hat er mir ein Drogenkartell hinterlassen. Ich sehe keine Veranlassung, die Art, wie er sein Leben gelebt hat, zu rechtfertigen. Für mich ist das Kartell mittlerweile eine gute Tarnung, wenn ich mich zwischen der Unterwelt und der Geschäftswelt bewegen möchte, aber ansonsten ist es einfach ein Erbe, und ich muss irgendwie damit umgehen. Ich entscheide, wie ich damit lebe. Und das solltest du auch.«
    Isabeau spürte, wie das Tier in ihr wütend aufsprang. Mit wenigen Worten hatte Elijah ihre gerechtfertigte Trauer auf simples Selbstmitleid reduziert. Und vielleicht war es sogar an der Zeit, dass das einmal jemand tat. Sie war es leid, ihre
Wut vor sich herzutragen wie einen Schild. Sie war weggelaufen wie ein Kind und hatte sich im Regenwald versteckt, anstatt Conner aufzuspüren und sich mit ihm auseinanderzusetzen, wie man es hätte erwarten können. Sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Wesens, trotzdem hatte sie nicht einmal versucht herauszufinden, warum er ihre Gefühle ausgenutzt hatte.
    Sie hasste es, dass erst dieser Mann mit seinem dunklen Glanz in den Augen, der inmitten des wabernden Nebels so kühl und ruhig wirkte, sie dazu brachte sich mit sich selbst zu konfrontieren. Sie hätte in den Spiegel schauen und von sich aus den Mut dazu aufbringen sollen. Sie hatte nie besonders viel Angst gehabt, schon gar nicht davor, ihre Meinung zu sagen und notfalls auch zu vertreten. Dennoch war sie wie ein Hase davongelaufen und hatte sich hinter ihren Pflanzen und der Arbeit versteckt, anstatt die Trümmer ihres Lebens aufzusammeln und zuzugeben, dass ihr Vater ein Krimineller gewesen war, um wenigstens irgendwie mit Conner abzuschließen.
    Wann war sie so feige geworden, dass ein Leopard fauchend seinen Freund bedrohen musste, damit ihre kleinlichen Gefühle nicht verletzt wurden, nur weil jemand die

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