Wildes Begehren
doch sein Gesicht vorhin … Er hatte den Entschluss gefasst, alles Nötige zu tun, und er würde die Aufgabe niemand anderem aufhalsen – nicht, wenn es um seinen eigenen Bruder ging und er der Ansicht war, dass seine Mutter diesen Einsatz von ihm erwartet hätte. Conner würde genau das tun, was sie von ihm verlangt hatte, nämlich Imelda Cortez verführen.
Eine eiserne Faust drückte ihr Herz zusammen. Der Schmerz war so schrecklich, dass sie beide Hände auf die Brust presste und am Waldrand in die Knie ging. Die Galle kam ihr hoch und drohte, sich zusammen mit ihrem Protest Luft zu verschaffen. Ihr Hals fühlte sich rau an, ihre Augen brannten.
Was konnte sie tun? Wie sollte sie reagieren? Am liebsten hätte sie ihren Widerwillen laut herausgeschrien, sich auf Conner gestürzt und ihn mit ihren Krallen bearbeitet, weil er ihr Herz abermals in Stücke riss. Sie hatte es zugelassen, hatte sich wieder in ihn verliebt. Nein, das stimmte nicht. Sie hatte ihn immer geliebt und immer gewollt, dass er zu ihr zurückkam, um sie um Vergebung zu bitten. Sie hatte sich vorgestellt, dass er reumütig vor ihr auf die Knie sinken würde, sodass sie ihm endlich verzeihen und für alle Zeiten glücklich mit ihm weiterleben konnte.
Er sollte sie so sehr lieben, dass er nicht einmal daran dachte, eine andere Frau zu berühren. Und als er es weit von sich gewiesen hatte, Imelda Cortez zu verführen, hatte sie insgeheim jubiliert. Genau diese Reaktion hatte sie gewollt, darauf hatte sie es angelegt. Er sollte ihr nachstellen, sie umwerben und ihr beweisen, dass sie seine große Liebe war – seine einzige Liebe. Doch das Erscheinen ihrer Katze hatte die Dinge verkompliziert, denn im Augenblick konnte Isabeau nicht sagen, ob er sich mehr von ihr oder von dem Tier angezogen fühlte.
»Isabeau?« Conner tauchte neben ihr auf und schlang mit besorgtem Blick einen Arm um ihre Taille. Dann musterte er sie Zentimeter für Zentimeter, um den Grund für ihr Straucheln zu entdecken. »Was ist los? Sag’s mir.« Er griff nach ihrer Bluse, als wollte er sie hochstreifen und ihren Brustkorb auf Verletzungen untersuchen.
Doch Isabeau schob seine Hände weg, legte ihm die Arme um den Hals und verschränkte die Finger in seinem Nacken. Sie liebte diesen Mann mit jeder Faser ihres Seins. Es wurde Zeit, mit dem kindischen Benehmen aufzuhören, bevor es zu spät war und sie ihn für immer verlor. Sie hatte
in einer Traumwelt gelebt, nicht in der Wirklichkeit. Ja, er hatte sie aus den falschen Gründen verführt, aber die Anziehungskraft zwischen ihnen war echt. Sie waren wie füreinander gemacht. Wenn er nur halb so viel für sie empfand wie sie für ihn, hatte er sich damals ebenso wenig bremsen können wie sie sich jetzt.
»Was ist, Sestrilla ?«, flüsterte Conner an ihrem Ohr. Sie hatte gewusst, er würde sie wie jetzt in die Arme nehmen.
An der Art, wie er sie berührte, merkte sie, dass er sich sorgte. Sein Griff war fest, aber sanft. Der zärtliche Name, den er ihr gegeben hatte, klang fremd, aber sehr liebevoll aus seinem Mund. »Was bedeutet das?« Isabeau legte den Kopf an Conners Brust und lauschte seinem gleichmäßigen, beruhigenden Herzschlag. »Ich muss wissen, was es heißt.«
»Isabeau.« Sie hörte, dass er traurig war. Dass ihm das Herz brach.
»Sag’s mir, Conner.« Sie wollte ihn nicht freigeben, obwohl er ganz behutsam versuchte, sich von ihr zu lösen. Doch Isabeau schlang die Arme fester um ihn und presste sich an ihn. »Ich muss es wissen.«
»Es ist ein altes Wort aus unserer Sprache und bedeutet ›Geliebte‹.«
Isabeaus Herz überschlug sich und beruhigte sich dann wieder, denn mit einem Mal wurde ihr alles klar. Conner hatte sie immer Sestrilla genannt, lange bevor er zum ersten Mal mit ihr geschlafen hatte.
»Ich liebe dich auch.«
Sie spürte, wie Conner scharf einatmete, dann lehnte er seine Stirn an ihre. Seine langen Wimpern verbargen die Augen, doch sie konnte die tiefen Falten sehen, die sich in sein Gesicht gegraben hatten. Es war so voller Reue und
Trauer, als ob er eine schwere Sünde begangen hätte, als ob alles, was ihm wichtig war, bereits verloren wäre.
»Du hast das falsch verstanden, Isabeau«, erwiderte er sanft.
Seine raue, hypnotische Stimme traf sie bis ins Mark und ließ das Blut heißer durch ihre Adern strömen.
»Was habe ich falsch verstanden, Conner?«, fragte sie leise und zärtlich.
Er stöhnte und drückte seine Stirn fester an ihre. »Tu’s nicht. Bitte, Süße. Ich
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