Wildes Blut
herzlich. "Ältere Schwester schon, aber streng - nein." Ihre Miene wurde ernst, als sie leise hinzufügte: "Ich hoffe nur, dass das große Abenteuer für Max kein böses Ende nimmt."
Vom anderen Ende des Raumes aus beobachtete Ursula Terraza de Vargas das Gespräch zwischen dem kühnen jungen hacendado und der Prinzessin. Wie geheimnisvoll und atemberaubend gutaussehe nd er war, mit dieser Aura von Gewalt, die direkt unter seinem strahlenden Lächeln zu lauern schien. Don Lucero war ganz anders als ihr Mariano, der so leidenschaftslos war wie ein Mönch, ein Mann, der niemals wirkliches Interesse an seiner schönen jungen Frau gezeigt hatte.
Nachdem sie ein Jahr lang vergeblich versucht hatte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte sie begonnen, sich heimlich Liebhaber zu nehmen - ihr einziger Versuch, sich gegen seine Unentschlossenheit und die Unerbittlichkeit seines Vaters aufzulehnen. Aber heute Abend wollte sie nicht an Mariano oder Don Encarnacion denken. Nein, nicht, wenn diese vulgäre amerikanische Zirkusartistin Don Lucero dazu brachte, so sinnlich zu lachen. Nein, wirklich nicht. Sie begann, einen Plan zu entwickeln.
Draußen auf der Terrasse atmete Mercedes die kühle, frische Nachtluft tief ein, die durchsetzt war von dem Duft der Bäume in Don Encarnacions Gärten. Rasch trat sie hinter einen blühenden Busch und erschauerte. Sie benahm sich vollkommen unsinnig. Sie war Banden von Juaristas entgegengetreten und hatte die Avancen von lüsternen Politikern abgewehrt. Sogar einen französischen Offizier hatte sie mit dem Gewehr zum Rückzug gezwungen.
"Warum erschreckt von Scheeling mich so sehr?" murmelte sie leise. Er hatte nichts Schlimmeres getan, als ihr in schrecklichem Französisch und noch unbeholfenerem Spanisch blumige Komplimente zu machen und sie vielleicht beim Walzer ein wenig zu fest gehalten.
Es waren diese Augen, gnadenlos und hart, wie Granit. An Leutnant von Scheeling haftete der Geruch des Todes. Lucero war bereits mit ihm aneinandergeraten, und sie wollte keinen Anlass geben zu einer Szene zwischen diesen beiden gefährlichen Männern. Ihr Gemahl sollte besser weiter lachen und tanzen, umgeben von weiblicher Bewunderung.
Ihre Eifersucht war natürlich absurd. Agnes Salm-Salm liebte ihren Prinzen, aber die kleine Katze Ursula schien weit mehr an Lucero interessiert zu sein als an ihrem eigenen Mann. Von ihrem Platz im Garten aus konnte Mercedes durch die weitgeöffneten Türen des Ballsaales sehen, wo Luceros hochgewachsene Gestalt die anderen Männer überragte. Gerade jetzt beugte er sich hinab, um Ursulas kokettes Flüstern zuhören.
"Ich habe keinen Grund zur Eifersucht", wiederholte sie, als sie sah, wie er mit der üppigen schwarzhaarigen Schönheit tanzte.
"Ich bringe Champagner, um Ihren Kopfschmerz zu lindern", wisperte von Scheeling in ihr Ohr.
Erschrocken drehte sie sich zu dem preußischen Offizier um, dem sie gerade mit einer Ausrede entkommen war.
Im Saal wirbelte Nicholas Marianos verwöhnte junge Gemahlin über den Tanzboden. Er hörte ihrem Geplauder nur halb zu, während er darüber nachdachte, wie er sich entschuldigen konnte, um Mercedes zu suchen, "Was sagten Sie gerade, Dona Ursula?"
Sie machte einen Schmollmund. "Sie haben mir überhaupt nicht zugehört. Mir scheint, meine Schönheit verblasst allmählich."
"Niemals. Don Mariano kann sich glücklich schätzen, eine so entzückende Gemahlin zu haben", erwiderte Nicholas.
"Der! Er beachtet mich kaum. Bisher glaubte ich, er hätte eine Geliebte. Vielleicht stimmt das auch, aber es ist keine Frau."
Eine Vorahnung überkam Fortune, und er beugte sich zu ihr hinab. "Tatsächlich? Was sonst, Dona Ursula?"
"Die langweilige alte Politik, genau wie bei seinem Vater. Er ist an irgendeinem dummen Plan beteiligt."
"Irgendwie habe ich nie Ähnlichkeiten zwischen Ihrem Gemahl und seinem Vater entdecken können", erwiderte er.
"Wie kommen Sie darauf, dass Ihr Gemahl etwas plant?" Er war jetzt vollkommen aufmerksam.
"Eines Abends bin ich ihm gefolgt", antwortete sie mit funkelnden Augen. "Seit Monaten reitet er nun schon jeden Samstag kurz nach Mitternacht fort. Ich war sicher, dass er zu einer Frau ging." Sie kniff die Augen zusammen. "Aber es war nur ein anderer Mann, ein gefähr lich aussehender Revolverheld.
Ich verbarg mich hinter einem Busch und belauschte, wie sie über den Indianer sprachen, der sich zum Präsidenten erklärt hat", sagte sie verächtlich.
"Tatsächlich. Gewiß haben Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher