Wildes Blut
Religion."
Gerade in diesem Augenblick bäumte Mercedes sich auf, als bei erneuten Wehen ein weiterer glühender Schmerz sie durchzuckte.
"Halten Sie sie fest, Patron, ja, genau so", wies Angelina ihn an, als Nicholas seine Arme um seine leidende Frau schlang.
Die Hebamme rief Lupe kurze, schroffe Befehle zu, dann beugte sie sich vor, um endlich ein zornig schreiendes rotes Bündel ans Licht der Welt zu ziehen. "Es Ist ein Junge, Patron."
"Siehst du, ich habe es dir ja gesagt. Bartolome Nicholas Alvarado", keuchte Mercedes zufrieden. "Rosario wird sich freuen."
"Dies ist nun wirklich ein Wunder", sagte Nicholas aufs äußerste gerührt und mit Tränen in den Augen, als Angelina ihm seinen Erstgeborenen, den Erben von Gran Sangre, in die Arme legte.
NACHWORT DER VERFASSERIN
Seit ich Sommersby sah, wollte ich diesen Roman schreiben, und diese Geschichte ist für alle, denen das Ende dieses Films nicht gefiel und auch nicht das des Originals Die Rückkehr des Martin Guerre. Die Drehbuchschreiber beschäftigten sich vor allem mit Ehre und Vergeltung, ich interessierte mich für Liebe und Verzeihung. So dachte ich mir die Beziehung zwischen Nicholas Fortune und Mercedes Alvarado aus.
In dieser Geschichte ist der Krieg das Feuer, das die Protagonisten neu schmiedet. Aber welcher Krieg sollte es sein, und wo sollte er stattfinden? Weder der erste Weltkrieg noch der amerikanische Bürgerkrieg entsprachen meinen Vorstellungen.
Ich wollte, dass Nicholas einen Titel und einen großen Landsitz beansprucht, dem die adlige Dame seines Herzens einen Erben schenken soll. Das hatte etwas Mittelalterliches an sich, doch dies galt nicht für die Figuren, die mir vorschwebten.
Schließlich entschied ich mich für das Mexico des 19.
Jahrhunderts - das feudale Mexico von Maximilian und Juarez, in dem eine reaktionäre Standesordnung mit den demokratischen Idealen der Revolutionäre zusammenprallte.
Zwar ist die Verschwörung um Varga s frei erfunden, doch den Hass, den viele hacendados Benito Juarez entgegenbrachten, hat es gegeben. Dieser Mann des Gesetzes hatte tatsächlich große Ähnlichkeit mit dem Juarez des Romans.
Nach dem Tode des Präsidenten 1872 trat ein, was Nicholas Fortune befürchtete: General Diaz riss die Macht an sich, und Mexico wurde eine Diktatur, bis zu seinem Sturz und seiner Flucht ins Exil 1911. Aber Benito Juarez hatte die Saat der konstitutionellen Monarchie in Mexicos fruchtbaren Boden gelegt, und es blieb seinen Erben überlassen, sie im 20.
Jahrhundert reifen zu lassen.
Was die anderen historischen Charaktere betrifft, so hielten Prinz Salm-Salm und seine amerikanische Ehefrau Agnes weiterhin treu zu Maximilian von Habsburg - bis zum bitteren Ende. Im Austausch für das Leben des Kaisers ging Agnes sogar so weit, ihre üppigen Reize dem jungen republikanischen Offizier anzubieten, der diesen zuletzt bewachte. Doch Colonel Palacio widerstand tapfer der Versuchung. Am 19. Juni 1867
wurde der "österreichische Träumer" zusammen mit zwei seiner mexikanischen Generäle erschossen. Alle europäischen Staaten und auch die amerikanische Regierung protestierten gegen Maximilians Hinrichtung. Aber Juarez hielt sich an das Gesetz.
Die mexikanischen Generäle, die die republikanische Armee verließen, um einem ausländischen Usurpator zu folgen, hatten sich ohne Zweifel des Verrats schuldig gemacht. Juarez war überdies der Meinung, dass er weitere Einmischungen der alten Welt in die Souveränität Mexicos verhindern würde, wenn blaues Blut die Erde in der neuen Welt tränkte.
Die Gräueltaten von Leonardo Marquez beeinflussten die Entstehung von Luceros Charakter. Tatsächlich verschwand Marquez mit einer Beute in Millionenhöhe. Eine der interessantesten Fragen in der mexikanischen Geschichte ist die, was wohl aus diesem Vermögen geworden ist. Eine vollkommen unhistorische, aber unterhaltsame Möglichkeit zeigt der Film Vera Cruz. Der Tiger von Tacubaya lebte in Havanna als Pfandleiher. Am Ende kehrte er in sein Heimatland zurück, wo er verarmt starb.
Was die Amerikaner betrifft, so wanderten Konföderierte in Mexico ein und hofften, dort die soziale Ordnung der Vorkriegszeit wieder aufbauen zu können. Matthew Maury, ein brillanter Wissenschaftler und leidenschaftlicher Südstaatler, diente tatsächlich als Maximilians Einwanderungsbeauftragter.
Für ihn wie für die meisten anderen Siedler, so wie die, die in diesem Buch beschrieben wurden, nahm das Abenteuer ein böses Ende, und sie kehrten
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