Wildes Blut
nicht lange bleiben werde."
"Gut. Ich werde Baltazar veranlassen, dir ein Bad zu richten.
Gegessen wird um sieben. Du kennst den Weg zu deinem Zimmer."
"Natürlich", erwiderte er mit boshaftem Lächeln. Dann wandte er sich um und stieg die geschwungene Treppe hinauf.
Mit der Hand auf dem schmiedeeisernen Geländer blieb er stehen. "Sag Baltazar, er soll mir einen ordentlichen Brandy bereitstellen - das heißt, wenn es so etwas in Papas Keller noch gibt."
Sie nickte, dann wartete sie, bis er oben war. Sie spürte einen schlechten Geschmack im Mund. Heilige Jungfrau, wie sollte sie es ertragen, ihm beim Essen gegenüber zu sitzen? Und wie sollte sie Rosario erklären, dass sie nicht wie sonst bei ihnen sein durfte?
Sorgenvoll massierte sie ihre Schläfen und ging zur Küche.
Doch sie blieb wie erstarrt stehen, als ihr ein anderer, noch schrecklicherer Gedanke kam. Wenn er nun heute nacht seine ehelichen Rechte einforderte? Ohne Zögern ging sie in die Bibliothek und geradewegs zum Gewehrschrank.
Das Abendessen war die Hölle. Lucero sah sie an, bei jedem Bissen, den sie nahm, bis ihr Hals wie zugeschnürt war. Seine Augen waren wie die von Nicholas, und doch so ganz anders, denn in den Augen ihres Geliebten lag der Glanz der Leidenschaft, während in Luceros Blick nur wilde Grausamkeit zu sehen war.
Mercedes hatte eines ihrer züchtigsten Kleider gewählt, maisfarbenen Batist mit einer hohen Taille, der Schwangerschaft wegen. Es hatte lange Ärmel und war kaum ausgeschnitten, aber trotzdem ließen sich ihre schweren Brüste kaum verbergen. Sie wusste, dass er sie anstarrte, um sie aus der Fassung zu bringen.
Sie nahm ihr Messer und stach es in ein großes Steak, schnitt einen Streifen ab und begann, ihn methodisch in mundgerechte Bissen zu zerlegen.
"Dein Appetit scheint ebenso wie dein Leibesumfang zugenommen zu haben", stellte er fest und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Weinglas. Obwohl Angelina ein köstliches Mahl zubereitet hatte, trank Lucero mehr, als er aß. Er hatte bereits während des Bades von dem Brandy getrunken, und dennoch schien der Wein keine Wirkung auf ihn zu haben.
"Haben Frauen in anderen Umständen nicht Schwierigkeiten, ihr Essen bei sich zu behalten?"
Sie nahm einen Bissen von dem Fleisch, kaute und schluckte, dann sah sie Lucero an, noch immer Messer und Gabel in den Händen haltend. "Meist nur während des ersten Monats. Danach werden wir ziemlich gefräßig." Sie widmete sich wieder dem Fleisch.
Er lachte leise. "Was ist aus der scheuen kleinen Senorita geworden, die ich geheiratet habe?"
"Der Krieg", fuhr sie ihn an. "Du bist fortgeritten, ohne einen Gedanken an mich oder die Hazienda zu verschwenden. Selbst der Name Alvarado war dir egal."
Er fuhr mit der Fingerspitze über den Rand des Weinglases, nahm noch einen Schluck und betrachtete den rubinroten Inhalt in dem Kristallglas. "Nein", sagte er nachdenklich. "Das tat ich wohl nicht. Ich wollte etwas über das Leben erfahren und Abenteuer erleben. Ach, Geliebte, welch ein Abenteuer dieser Krieg war!"
Mercedes legte das Besteck nieder und musterte ihn. Sein Gesicht strahlte, und seine Augen funkelten vor Aufregung, als er die Kämpfe noch einmal zu durchleben schien. Er hat es genossen! "Es macht dir Spaß zu töten, nicht wahr?" fragte sie ungläubig und dachte an Nicholas und seine Verschlossenheit, wann immer der Krieg erwähnt wurde.
Er lehnte sich über den Tisch hinweg zu ihr, wie ein Panther, bereit, zuzuschlagen. "Beunruhigt dich das?" Seine Stimme klang jetzt bedrohlich.
Sie wich nicht zurück. "Nein", sagte sie ruhig. "Es widert mich an. Ich habe hier in Sonora genug vom Krieg gesehen, um zu wissen, dass er ein hässliches und schmutziges Geschäft ist.
Ich habe gekämpft, um diese Hazienda zusammenzuhalten, gegen die Habgier der Imperialen und der Juaristas. Soldaten!
Pah, sie sind alle Banditen", schloß sie verächtlich.
Wieder beugte er sich vor, das Weinglas noch immer in der Hand. Aber seine Augen, lieber Gott, seine Augen glühten wie Kohlen. "Eine Frau mit strengen Ansichten, genau wie meine liebe mamacita."
"Wir sind kaum jemals derselben Meinung", entgegnete sie schroff und versuchte, die Bedrohung zu ignorieren, die von ihm ausging.
"Außer in eurer Abneigung gegen mich ..." Es war keine Frage, sondern eine Herausforderung.
"Ich kann nicht für Dona Sofia sprechen." Ihre zweideutige Antwort sagte genug. "Vielleicht solltest du ihr deine Aufwartung machen."
"Das werde ich, zu gegebener
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