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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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Nicholas", fuhr sie ihn an, und ihr Zorn vertrieb den Schock und den Schmerz. "Du hast deinen eigenen Bruder hierher geschickt, um mit mir zu leben, und es hat dich nicht interessiert."
    Er zuckte die Schultern. "Ihn auch nicht. Du siehst, abgesehen von Nicks offensichtlichen sonstigen Fehlern ist er auch noch ein gottloser Mensch. Was wohl Pater Salvador zu alldem sagen würde?"
    "Hinaus!" Sie hob die Pistole und richtete sie auf seine Brust.
    "Ich erschieße dich gleich an Ort und Stelle, ehe ich es noch einmal zulasse, dass du mich missbrauchst."
    Ihre Augen funkelten, und ihre Hand war ruhig, trotz ihrer inneren Erregung. Sie würde es tun. Lucero hatte einen sechsten Sinn fürs Überleben entwickelt. Er ahnte, ob und wann ein Feind abdrücken würde. Und für Mercedes war er ein Feind, kein Zweifel. Und es gab auch keinerlei Zweifel daran, dass sie abdrücken würde. Himmel, in der Zeit seiner Abwesenheit war sie eine wunderbare Frau geworden. Üppiges, goldschimmerndes Haar umrahmte ihr Gesicht und fiel über ihre Schultern. Ihre Haut war wie goldfarbene Seide, ohne die ungesunde Blässe der Damen am Hofe. Und ihre weiblichen Rundungen, die sic h unter dem dünnen Hausmantel abzeichneten, waren verlockend.

    Mercedes sah, dass er zögerte. Ein Teil von ihr flehte, dass er sich zurückziehen würde, ein anderer Teil, dass er es nicht tat.
    Sie bereitete sich darauf vor, zu schießen.
    Er stieß einen obszönen Fluch aus. "Du bist noch immer das kühle kleine Mädchen aus dem Kloster und den Tod nicht wert."
    Mit einem spöttischen Gruß wandte er sich zur Tür. "Ich werde Innocencia suchen. Sie wird mich in ihrem Bett willkommen heißen, mit ausgebreiteten Armen - und Beinen."
    Mit dieser groben Bemerkung schlug er die Tür zu. Mercedes zitterte jetzt heftig und ließ die Waffe sinken. Dann sank sie auf den Stuhl vor ihrem Frisiertisch, hielt die Waffe mit beiden Händen so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Der Bastard eines Bastards. Inzest. Das Kind ihrer Liebe war das Ergebnis von Inzest. In den Augen der Kirche war ein Schwager wie ein Bruder.
    Hatte sie die Wahrheit nicht schon seit Monaten geahnt? Die Ähnlichkeit beider Männer mit dem jungen Anselmo war unübersehbar. "Tief in meinem Innern muss ich es gewusst haben. Ich konnte es mir nur nicht eingestehen", flüsterte sie atemlos.
    Wie betäubt legte sie die Waffe auf den Frisiertisch. Dann trug sie einen Stuhl zur Tür und klemmte ihn unter den Knauf, so dass er ihn nicht drehen konnte, ohne sie zu wecken. Die Tür zur Halle hatte an der Innenseite einen eisernen Riegel, den kein Schlüssel öffnen konnte.
    Nicholas hatte die Tür aufgebrochen und war in ihr Zimmer gekommen. Mercedes hatte in jener schicksalhaften Nacht die Waffe auch gegen ihn gerichtet, aber sie wäre niemals fähig gewesen, ihn zu erschießen.
    Großer Gott, was sollte sie nur tun? Sie wusste, wer Nicholas Fortune war, und sie liebte ihn noch immer.

23. KAPITEL
    "Die Vaqueros feiern Bazaines Rückzug aus Mexico City.
    Willst du sie nicht bestrafen?" fragte Innocencia.
    Lucero hob die Arme und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, als er sich auf dem großen Bett zurücklehnte. Sie saß inmitten der zerwühlten Decken. Ihr schwarzes Haar fiel ihr bis über die Schultern, und sie war nackt. Die dunklen Brustwarzen lugten hinter diesem Schleier hervor. Seine Geliebte wollte etwas, und es hatte nichts mit Politik zu tun. "Warum sollte mich das interessieren?" fragte er.
    "Es sind Juaristas! Du hast vier Jahre lang für den Kaiser gekämpft", entgegnete sie empört. "Du bist Don Lucero, nicht dieser gringo, der Hochstapler, der für die Feinde des Kaisers spioniert."
    "Der Kaiser, der aus der Hauptstadt geflohen ist und sich nun in Queretaro versteckt wie ein Scha f, das darauf wartet, von Escobedos Armee zur Schlachtbank geführt zu werden", sagte er verächtlich. "Abgesehen davon - warum interessiert es dich, was die Peons tun?"
    "Es geht mir nicht um diese kleinen Bauern, sondern um den alten Hilario und seinen Freund Gregorio. Sie stehen in direkter Verbindung mit den Rebellen, sie haben die Neuigkeiten aus dem Süden schon, ehe wir sie bekommen."
    "Selbst wenn ich wollte, meine Süße, ich könnte nichts tun.
    Hier auf Gran Sangre ist die einzige Person, die treu zum Kaiser hält, meine geliebte Gemahlin. Wenn ich versuchte, die Festlichkeiten zu beenden, würde mich dasselbe Schicksal ereilen wie den armen Maximilian. Falls es deinem völlig unpolitischen kleinen

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