Wildes Blut
zwischen den beiden Fronten eingeschlossen und hoffnungslos unterlegen waren.
Fortune packte die Zügel eines Pferdes, das nervös umhertänzelte, nachdem sein Reiter aus dem Sattel geschossen worden war. Er schwang sich auf das Tier und trieb es zu einem wilden Galopp an, vorbei an Männern, die nun in Zweikämpfe verwickelt waren.
"Los, Mariano. Es ist unsportlich, die eigene Partei so im Stich zu lassen", murmelte er, während er das Kampfgebiet durchquerte, tief über den Kopf seines Pferdes geneigt, es zu immer schnellerer Gangart antreibend.
Vargas hatte ein gutes Pferd, aber er war kein guter Reiter, so dass Fortune schon in den ersten Minuten schnell aufholte. Das Gelände wurde immer hügeliger und unwegsamer, als sie weiter nach Süden ritten. Vargas blieb auf dem Weg, den die Kutsche genommen hatte, aber sein Verfolger kam unaufhaltsam näher.
Als er erkannte, dass man ihn jagte, drehte er sich herum, um festzustellen, wer es war, und erbleichte. Dann zog er eine Pistole und feuerte. Von dem wippenden Pferderücken aus verfehlte er sein Ziel. Don Lucero kam näher. Die Verzweiflung veranlasste Vargas, die Zügel zu straffen und sein Gewehr zu ziehen, aber ehe er zielen konnte, hatte sein Gegner ihn eingeholt.
Sie fielen zu Boden, als Nicholas von seinem galoppierenden Pferd aus Mariano ansprang und ihm das Gewehr entwand. Der Boden war hart, als sie landeten, und Fortune lag unten, so dass er den Sturz mit der rechten Schulter abfing. Vargas rollte zur Seite, rang nach Atem, während er verzweifelt nach der verlorenen Waffe suchte, ehe er erkannte, dass noch me hrere Schüsse in der Pistole an seiner Hüfte verblieben waren.
Mit einer Grimasse zog er die Waffe und drückte ab.
Nicholas rollte nach links und zog gleichzeitig seinen eigenen Revolver. Noch zwei Schüsse wurden abgegeben. Vargas verfehlte sein Ziel, Nicholas nicht.
Zerkratzt und atemlos, der rechte Arm noch immer wie gelähmt von dem Sturz, erhob Nicholas sich mühsam auf die Füße. Ein weiterer Schuss, diesmal von einem Gewehr, kam von dem Hügel hinter ihnen. Er fühlte den Schlag, der ihm vertraut war nach den unzähligen Malen, da er schon getroffen worden war. Dies hier ist schlimm, schlimmer als alles, was ich bisher erlitten habe ...
Während Fortune sich auf dem harten, kalten Boden des Camino Real kraftlos zusammenkauerte, sah er noch, dass Lieutenant Bo livar Montoya Hernan Ruiz erschoss. Nach diesem Abenteuer würde der Lieutenant tatsächlich befördert werden. Dann, als langsam, doch unaufhaltsam sein Bewusstsein schwand, konzentrierte er sich ganz auf Mercedes.
Ihr schönes und vertrautes Gesicht erschien wie eine Vision in seiner Phantasie. Wenigstens einmal wollte er hören, wie sie seinen Namen aussprach, ehe er starb.
Nicholas - Nicholas ...
22. KAPITEL
Lucero zügelte sein Pferd und sah hinunter auf die alte Hazienda. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Du warst sehr fleißig, mein Bruder." Eine Herde wohlgenährter Rinder graste am Hang, und auf den Koppeln bei den Ställen sah er mehr als ein Dutzend herrlicher Pferde, ohne Zweifel aus dem andalusischen Bestand seines Großvaters, der während des Krieges verwildert war. Selbst das Herrenhaus war frisch verputzt worden, und alle anderen Gebäude, bis hin zu den einfachen Hütten der Peons, hatte man wiederaufgebaut. Gran Sangre sah wieder wie ein kleines, blühendes Königreich aus.
"Ein Jammer, dass die Juaristas dir alles fortnehmen werden, jetzt, da sie die Nordstaaten eingenommen haben", murmelte er.
Aber das würde erst später sein - vielleicht in einem Jahr. In der Zwischenzeit war dies ein gutes Versteck für ihn, wo er einen Monat oder zwei das Leben genießen konnte, bis Marquez ihn nach Mexico City holen würde.
"Der Patron ist wieder da!" Mit strahlenden Gesichtern riefen Männer und Frauen: "Don Lucero!" Kinder liefen zu seinem großen schwarzen Pferd und erwarteten, dass er sie mit Namen begrüßte, wie er es im vergangenen Jahr immer getan hatte.
Aber er beachtete sie nicht.
Während er hochmütig vorbeiritt, jeder Zoll der heimkehrende Grande, war sein Blick unverwandt auf den Hof des Herrenhauses gerichtet. Nick war also nicht daheim, und diese Narren hielten ihn für seinen Bruder. Ein verschlagenes Lächeln glitt über sein Gesicht, als er an Mercedes dachte.
Würde sie den Unterschied bemerken? Ein lustiges Spiel. Er fragte sich, wie Nick mit ihr umgegangen war. Wie erstaunt jeder hier wäre, wenn er die Wahrheit
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