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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Revolvermann, als er dem älteren Mr. Keife die Hand schüttelte. »Ich bin Miss Wilders Verlobter«, verkündete er, ohne mit der Wimper zu zucken, und warf Adam, der mit offenem Mund dastand, einen kühlen, amüsierten Blick zu.
    Rachel war sich sicher, daß sie genauso dumm dreinschaute. Wie konnte Slade es wagen, so etwas über ihren Kopf in aller Öffentlichkeit zu sagen? Allein die Vorstellung! Der Mann hatte vielleicht Nerven! Es war wirklich nicht zu ertragen! Sie hätte ihrem Ärger Luft gemacht, wenn Slade ihr nicht einen warnenden Blick zugeworfen und sein Arm nicht wie ein stählernes Band ihre Taille umfaßt hätte. Er drückte so fest zu, daß sie kaum noch Luft bekam. Rachel wußte, jeder Widerspruch ihrerseits würde alles noch verschlimmern und sie obendrein auch noch dumm dastehen lassen. Also hielt sie den Mund und zwang sich, ihn anzulächeln, als wäre er tatsächlich ihr geliebter Verlobter. Danach begrüßte sie die beiden Brüder Adams und drei kichernde Schwestern und lehnte höflich Keifes freundliche Essenseinladung ab, denn sie hatten zu Hause bereits gegessen. Nachdem der Höflichkeit Genüge getan war, lenkte Slade das Gespräch auf die Arbeit.
    »Rachel, Schätzchen«, sagte er und grinste frech, als ihre minzgrünen Augen ihn wütend anblitzten, »warum holst du nicht deine Wünschelrute aus dem Wagen, damit diese netten Leute endlich anfangen können, ihren Brunnen zu graben. Ich werde die Pferde ausspannen und sie grasen lassen, bis wir fertig sind.«
    »Natürlich, Slade«, sagte sie mit so zuckersüßer Stimme, daß er – der sie so gut kannte – wußte, daß sie innerlich vor Wut kochte. Er nahm sich vor, heute abend in Wichita im Restaurant zu essen, denn es schien ihm zu riskant, an ihrem Tisch zu sitzen.
    Rachel holte ihre Wünschelrute, die traditionsgemäß der kleine gegabelte Zweig einer Haselnuß und nur etwas dicker als ihr Daumen war. Es gab auch Wünschelrutengänger, die andere Hölzer bevorzugten oder gar lange, rechtwinklig gebogene Kupferdrähte oder einen Seidenfaden, an dessen Ende ein Pendel befestigt war. Aber sie zog den Haselnußzweig vor, denn Seeks, der sie unterrichtet hatte, hatte gesagt, das Wichtigste wäre, sich mit dem Instrument ganz vertraut zu fühlen.
    Sie wußte, daß Adams Vater, was ihre Fähigkeiten anging, skeptisch war, obwohl er seine Zweifel nicht so deutlich äußerte, wie sie nach den Bemerkungen Adams vom Vortag erwartet hatte. Womöglich war die Zurückhaltung des älteren Mr. Keife darauf zurückzuführen, daß er erkannt hatte, was für ein Mann Slade war; und vielleicht hatte er deshalb keine Einwände vorgebracht. Es hatte anscheinend doch etwas für sich, einen Revolvermann an seiner Seite zu haben.
    Aber Rachel hatte sich längst daran gewöhnt, daß die Leute ihr gegenüber aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Jugend mißtrauisch waren, auch wenn viele sie in Ermangelung anderer Möglichkeiten um Hilfe baten. Also ignorierte sie Mr. Keifes pessimistischen Gesichtsausdruck, packte ihre Wünschelrute an beiden Enden und begann mit der Vorbereitung für das Ritual.
    Sie holte tief Luft, schloß die Augen und begann, ihre Kräfte zu sammeln, die Macht heraufzubeschwören. Sie war mit nichts anderem vergleichbar, diese seltsame Kraft, die ihren ganzen Körper durchströmte wie eine Welle, die man spürt, wenn man eine Keule gegen ein unbewegliches Objekt schlägt. Rachel dachte an nichts als an das eine – Wasser, und darauf konzentrierte sie ihr ganzes Wesen. In den schönsten Farben und bis ins letzte Detail stellte sie sich einen klaren Brunnen vor, der unter der Oberfläche der Erde sprudelte und begierig darauf war, sein Gefängnis zu sprengen und in dem Himmel zu schießen. Dann endlich begann sie langsam zu gehen, mit geschlossenen Augen. Sie brauchte nichts zu sehen, denn sie war eins mit dem Land, es führte sie, die Sonne erleuchtete den dunklen Pfad ihres Unterbewußtseins, der Wind flüsterte ihr die Richtung ins Ohr, die sie einschlagen mußte.
    Slade war wie hypnotisiert. Das war eine Rachel, wie er sie nicht kannte, obwohl er tief in seinem Innern ihre übersinnlichen Kräfte gespürt hatte, ebenso wie ihre erdverbundenen Leidenschaften und ihre spirituelle Verbundenheit mit dem Land. Er hatte sich intuitiv zu alldem hingezogen gefühlt. Ein Mensch, der so lebte, wie er gelebt hatte, hätte ohne ähnliche Kräfte nie überleben können, ohne das Wissen, wohin die Sonne den Schatten eines Menschen werfen wird, und

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