Wildes Blut
Bett bereit und willig war, wann immer er sie begehrte. Nachdem sie drei der erforderlichen Aufgaben bereits erfüllte und sie seinen Küssen längst nicht so abgeneigt war, wie sie vorgab, durfte es nicht allzu schwierig für sie sein, sich mit dem letzteren abzufinden und direkt in sein Haus und sein Bett zu ziehen, dachte Slade selbstzufrieden.
Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, daß Rachel sich eigentlich glücklich schätzen konnte, einen so guten Handel zu machen. Er fand sie zwar körperlich anziehend, aber die meisten Männer hätten sie als unattraktiv bezeichnet, und zusätzlich hatte sie auch noch eine böse Zunge und war jähzornig, wenn man sie reizte. Bis Slade auf der Bildfläche erschienen war, war »Old Ox« ihr bester Fang gewesen. Der Revolvermann respektierte und mochte den Schweden zwar, aber in seinen Augen war Gus längst keine so gute Partie wie er selbst. Und jetzt, wo er sich die Sache so gründlich hatte durch den Kopf gehen lassen, war er davon überzeugt, daß Rachel ihm eigentlich dankbar sein mußte.
Hätte Rachel etwas von diesen Gedanken Slade Mavericks geahnt, wäre sie so außer sich über diese Eitelkeit und Unverschämtheit gewesen, daß sie ihn sicher geohrfeigt hätte. Doch sie wußte nichts davon und saß schweigend neben ihm auf dem Kutschbock. Durch ihre Röcke hindurch spürte sie seinen starken, muskulösen Schenkel, der sich gegen den ihren preßte und war sich nur allzusehr bewußt, was er von ihr erwartete, wenn er tatsächlich vorhatte, sie zu heiraten und sie einwilligte, seine Frau zu werden – etwas, das er, seiner Haltung nach zu schließen, anscheinend als selbstverständlich betrachtete, der selbstgefällige Schuft! Er sah so selbstzufrieden aus, daß Rachel ihn kaum ansehen konnte, und wenn sie es tat, musterten sie seine Augen so frech und lüstern, daß kein Zweifel daran bestand, daß er sie bereits als sein Eigentum betrachtete. Hatte er das nicht auch gestern gesagt? Bei der Erinnerung wurden ihre Wangen scharlachrot. Aber warum sollte er auch anders denken? fragte sie sich. Niemand – ob Mann oder Frau – wollte alt und einsam und alleine enden, und wenn Slade darauf bestand, jeden Mann außer Gefecht zu setzen, war sie überzeugt, daß sie am Ende doch gezwungen sein würde, ihn zu heiraten.
Dann konnte er mit ihr machen, was er wollte, und Rachel wußte, daß er dabei an mehr dachte als nur an Küsse. Dieser Slade Maverick würde seine ehelichen Rechte fordern, wann immer und wie immer er wollte, und sie würde ihm hilflos ausgeliefert sein. Diese Erkenntnis erregte und ängstigte sie zugleich. Sie würde sich ihm bereitwillig und mit Freuden hingeben, wenn er sie nur liebte, das mußte sie zugeben. Aber er liebte sie nicht, und damit war der Kreis ihrer Gedanken wieder geschlossen. Wie sollte sie ihn dann heiraten?
Oh, wenn sie doch nur einen Schwarm von Verehrern gehabt hätte, unter denen sie wählen konnte! Wenn doch nur Slade kein berüchtigter Revolvermann gewesen wäre, der so überzeugt von seiner Fähigkeit war, jeden anderen Mann zu besiegen, der sie vielleicht haben wollte. Wenn sie ihn doch nur nicht lieben würde. Wenn er sie doch nur lieben würde …
Sie konnte sich natürlich weigern, ihn zu heiraten. Einfach nein sagen, wenn er sie fragte. Aber in ihrem Herzen wußte sie, daß sie es, angesichts ihrer Liebe zu ihm und den leeren Jahren, die sie dann erwarteten, nicht fertigbringen würde.
Und so saß sie unwiderruflich gefangen neben ihm auf dem Kutschbock und wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Da sie noch kein Haus hatten, hatte die Familie Keife zwei Zelte auf ihrem Land aufgeschlagen, und in diesen lebten sie – Adam, seine beiden jüngeren Brüder und der Vater in einem, seine drei jüngeren Schwestern und die Mutter in dem anderen. Sie waren gerade mit dem Essen fertig. Als der Wagen sich näherte, erhoben sie sich von der Decke, die sie auf dem Boden im Schatten der Zelte ausgebreitet hatten, um Rachel und Slade zu begrüßen. Kurz vor den Zelten hielt Slade den Wagen an, legte die Bremse ein, sprang ab und hob dann sofort Rachel vom Kutschbock, um Adam, der zum Wagen gekommen war, keine Chance zu lassen, ihr zu helfen. Dann stellte der junge Mann sie seiner Familie vor.
»Pa, Ma, das hier ist Miss Rachel Wilder, die Wünschelrutengängerin, und das ist Slade Maverick, ein Freund von Miss Wilders Familie.«
»Eigentlich mehr als nur ein Freund«, korrigierte ihn der
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