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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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gesehen. Er trug statt des üblichen Hemds mit Hose einen beeindruckenden schwarzen Tuchanzug. Die gutgeschnittene Jacke schmiegte sich eng um seine breiten Schultern und muskulösen Arme. Sein Hemd war aus gestärktem weißen Batist mit einem duftigen Spitzenjabot, und um den Hals trug er eine schwarze Satinkrawatte, in der eine Perle steckte. Unter der Jacke trug er eine schwarzgraue Paisleyweste mit Silberknöpfen, und die Silberkette seiner Taschenuhr mit einem einzelnen Siegel sah man ebenfalls. Seine engen Hosen umspannten kräftige, sehnige Schenkel und Waden. Das einzig Vertraute an ihm waren sein schwarzer Sombrero, die Stiefel und Silbersporen – und sein Revolvergurt.
    Slade warf einen Blick auf die beiden Frauen in der Küche und wurde weiß wie die Wand unter seiner Bräune.
    »India«, hauchte er betroffen und ungläubig, und dann strahlten seine Augen plötzlich vor Freude. »India!« Doch dann dämmerte es ihm langsam, daß es Eve war, die er da anstarrte, und er lachte verlegen. »Eve, mein Schatz, du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt! Ich hab’ dich noch nie so herausgeputzt gesehen, und einen Moment lang hab’ ich gedacht, deine Mama steht vor mir. Ich hab’ nie gemerkt, wie ähnlich du ihr siehst.«
    »Ist das wahr, Onkel Slade?« sagte das Mädchen mit strahlendem Gesicht.
    »Du könntest ihre Zwillingsschwester sein, so hübsch bist du! Adam muß sich in acht nehmen, sonst verliert er sein Herz für immer!«
    Hocherfreut errötete Eve, während Rachel Slade dankbar anlächelte, weil er seine anfänglichen Vorurteile gegen Adam überwunden hatte. Sie mußte Slade auch dankbar sein für sein Verständnis und sein Feingefühl in einer Zeit, die für die mutterlose Eve sehr schwierig war- besonders, da sie ihn doch schmerzlich an seine geliebte Halbschwester erinnern mußte.
    »Grandpa!« rief Rachel laut, damit Slade nicht zu lange in schmerzlichen Erinnerungen gefangen war und auch sie nicht in den ihren. »Bist du fertig? Alle warten!«
    »Ich komme, ich komme ja gleich«, nörgelte Fremont aus seinem Schlafzimmer. »Fang ja nicht an zu kneifen, Rachel, ich bin in einer Minute fertig.«
    Kurz darauf erschien er, kaum wiederzuerkennen, so gut sah er aus in seinem Sonntagsstaat, mit frisch gestutzten Koteletten und nach Rasierwasser duftend. Rachel strahlte vor Stolz und Liebe für ihn, als sie ihn sah. Ihr Großvater schnitt ein grimmiges Gesicht und murmelte etwas von »verflixte Weiber und ihre dämlichen Ideen, einen armen alten Mann in diesen Affenstaat zu zwingen«. Dann verstummte er plötzlich, starrte Slade mit offenem Mund an und fing an zu kichern.
    »Wir zwei sind vielleicht ein Paar!« rief Fremont, und seine alten Augen zwinkerten fröhlich. »Slade, wir schauen doch echt aus wie zwei Stadtstutzer, die gerade aus einer Kutsche aus dem Osten gestiegen sind.«
    »Das ist nicht wahr!« rief Rachel, ehe Slade Maverick antworten konnte. »Ihr seht sehr gut aus – alle beide«, fügte sie schüchtern hinzu.
    Slade grinste.
    »Oh, ich danke dir, Rachel«, sagte er. »Und darf ich sagen, daß ich mich nicht erinnern kann, dich je schöner gesehen zu haben.« Sein Blick war unverhohlen bewundernd, und sie errötete und schlug mit pochendem Herzen die Augen nieder. Er bot ihr galant seinen Arm. »Wenn Ihr bereit seid, Ma’am, Eure Kutsche wartet.«
    Rachel nahm den Picknickkorb vom Tisch, den sie und Eve vorbereitet hatten, für den Fall, daß die Kinder nach Sonnenuntergang Hunger kriegen sollten. Sie reichte ihn Slade, hängte sich bei ihm ein und fühlte sich überglücklich, als sie mit ihm in die Morgensonne hinaustrat. Poke hatte den Wagen vors Haus gefahren und lud gerade die eine Hälfte der Beecham-Kinder hinein, damit es nicht zu eng wurde. Die Keifes, die mit ihnen fahren wollten, waren ebenfalls eingetroffen. Adam stand Slades Ritterlichkeit in keiner Weise nach und sprang vom Wagen, um Eve hineinzuhelfen. Er war von ihrer Erscheinung so geblendet, daß sein Bruder grinsend fragte, ob er wohl einen Schlag auf den Kopf bekommen hätte. Adam rempelte seinen Bruder kurz an, dann setzte sich die kleine Karawane mit viel Gerede und Gelächter in Richtung Wichita in Bewegung.
     
    Der leichte graue Dunst, der die Stadt von den Flüssen her in einen Schleier hüllte, war unter der heißen Julisonne verflogen. Jetzt schimmerten beide Flüsse, die zu schlammig waren, als daß der Himmel sich in ihnen hätte spiegeln können, topasfarben im Morgenlicht auf ihrem gewundenen Weg

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