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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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durch die Prärie. Enten und Gänse paddelten zufrieden im Wasser, und in der Brise, die von den Flüssen wehte, regten sich die Pappelbäume entlang ihrer Ufer, die aussahen wie grüne Farbkleckse, die ein achtloser Künstler auf die Leinwand des Horizonts verspritzt hatte. Über dieser friedlichen Szene vibrierte die Luft vom Lärm der Feier, die bereits voll im Gang war. Die Geräusche machten Rachel neugierig, und sie beugte sich erwartungsvoll vor, als Slade den Wagen in die Stadt lenkte und in die Douglas Avenue, das Herz der Stadt, einbog.
    Hier spielten zahlreiche Blaskapellen, und man hatte eine Plattform errichtet, auf der bereits einige Paare tanzten. Nicht weit davon gab es eine weitere Bühne, wo Luftballons in den Himmel geschickt wurden. Entlang der ganzen Hauptstraße und den Seitenstraßen machten Blaskapellen Reklame für die Vergnügungen in den Saloons und den Spielhöllen und für die Schausteller, deren Buden die Straße säumten. Straßenhändler boten ihre Ware feil, Verkäufer mit Plakaten stolzierten vor ihren Etablissements auf und ab und priesen ihre Dienste und Waren an. »Glatteste Rasur in der Stadt! Auch heiße und kalte Bäder, 50 Cents«, stand auf einem Plakat. »Wir verkaufen echten Bull Durham Rauchtabak sowie feine Havanna-Zigarren (fünf Cents das Stück)«, verkündete ein anderes.
    Die Bewohner der Stadt flanierten durch die Straßen, drängelten und schoben sich zu den bunten Zelten und Buden, die sich vom Westende der Douglas Avenue bis zum Ostufer des Big Arkansas drängten. Texanische Treiber, die begierig darauf waren, ihre dreißig Dollar Monatslohn loszuwerden, füllten die Saloons und die Spielhöllen, während Kaufleute und Farmer ihre Frauen zu Buden begleiteten, um ihnen Limonade und Apfelkuchen oder andere verlockende Dinge zu kaufen.
    Vom großen Fluß her zog der anregende Duft von gebratenen Büffeln, die sich am Spieß über tiefen Kuhlen drehten, in denen seit gestern abend Feuer brannten und die jetzt lange Tröge voll roter Glut waren. Die scharfe, würzige Barbecuesauce, die sich mit dem Fett und den Säften des zarten Büffelfleisches mischte, tropfte zischend auf die feurigen Kohlen, so daß kleine, ätzend riechende Rauchwölkchen in den aquamarinblauen Himmel stiegen. Gebratenes Wild, wilder Truthahn, Wachteln und Präriehühner und Flußfisch verströmten ihr eigenes, verführerisches Aroma.
    Unterhaltung wurde im Überfluß geboten, angefangen von Schießwettbewerben über Trabrennen bis zu einer Gruppe junger Männer und Frauen, die tapfer versuchten, Krockettbälle durch Reifen zu werfen, die im hohen Präriegras kaum zu sehen waren. Eine Truppe Wanderschauspieler spielte ein Stück auf einem Wagen. Das Publikum pfiff den Bösewicht aus und bombardierte ihn mit Erdnüssen, sobald er sich blicken ließ. Vor einem Kasperltheater kreischten die Kinder vor Vergnügen, und von Medizinwägen wurden Leberpillen, Heilmittel für Herz und Nieren, Schlangenöltränklein und belebendes Tonikum an die älteren Bürger der Stadt verkauft.
    Endlich gelang es Poke, Slade und Mr. Keife Platz für die Wagen zu finden, und alle sprangen herunter und stürzten sich fröhlich in den Feiertagstrubel. Rachel war trotz ihrer Bemühungen, erwachsen zu sein, genauso hingerissen wie die Kinder und trabte mit ihnen mit offenem Mund von Bude zu Bude, voller Erstaunen über all die seltsamen Dinge und die vielen Verlockungen. Es gab so viele aufregende Dinge zu sehen und zu tun, daß der Tag wie im Flug verging.
    Alle aßen so viel von dem gegrillten Büffel, daß den Kindern schlecht wurde und Slade gezwungen war, ihnen Pfefferminzstangen zur Magenberuhigung zu kaufen. Während die Kinder langsam die Stangen lutschten, überredeten sie ihren Onkel, sich für einen der Schießwettbewerbe zu melden. Rachel konnte sich dabei selbst überzeugen, daß der Revolvermann wirklich ein Meister seines Fachs war. Trotz einiger Konkurrenten, die ebenfalls Profis waren, gelang es Slade, hundert Flaschen zu zerschießen ohne einen Fehlschuß und die fünfzig Dollar Preisgeld zu gewinnen, zum Neid und zur Bewunderung von Adam, der auch teilgenommen hatte, aber bereits in der dritten Runde ausgeschieden war – hauptsächlich, weil er den unglückseligen Drang hatte, mit dem alten Colt seines Vaters angeberisch herumzufuchteln.
    »Adam, du hast zu viele von diesen Groschenromanen gelesen«, tadelte ihn Slade sanft, aber bestimmt, als sie weggingen. »So geht man nicht mit einem Revolver um.

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