Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
Vom Netzwerk:
daran, wie es damals für Frauen wie Thérèse Duvalier gewesen war. Dann fuhr er fort, und dann sprudelten die Worte aus ihm heraus, als wären sie zu lange in seinem Inneren verschlossen gewesen. »Oh, Rachel, sie war so dunkel, wie du blond bist, mit langen rabenschwarzen Haaren und einer Haut so blaß, daß sie fast weiß war. Sie war so schön, und ich habe sie so geliebt«, beichtete er, und seine Worte bohrten sich wie ein Messer in Rachels Herz. »Ich habe sie geliebt, obwohl ich wußte, daß ich sie, weil sie schwarzes Blut hatte, nie hätte heiraten können. Das wäre der Todesstoß für meinen Vater gewesen. Es hätte ihn umgebracht, und obwohl ich ihn verachte, wollte ich nicht schuld an seinem Tod sein.
    Aber ich hatte einen Freund – zumindest war er das am Anfang, Digger Thibeaux, und auch er liebte Thérèse, und zuerst zog sie ihn mir vor. Er war fünf Jahre älter als ich, erfahrener und weltmännischer, nehme ich an – und er hatte auf jeden Fall mehr Geld, denn mein Vater hatte mich ohne einen Pfennig aus dem Haus gejagt. Aber Digger war wild, Rachel, noch wilder als ich, und die Thibeaux hatten alle eine grausame Ader. Sie hatten so oft untereinander geheiratet, daß die ganze Familie halb verrückt war, und Digger war einer der Schlimmsten. Trotzdem war er unter den jungen Pflanzersöhnen sehr beliebt.
    Digger war natürlich nicht sein richtiger Name. Er hieß Dominique. Wir nannten ihn nur so, weil er die unangenehme Angewohnheit hatte, seine Gegner im Duell ins Grab zu befördern. Der Spitzname war ein makabrer Witz, weil in New Orleans die Toten über der Erde bestattet werden, da sonst die Gefahr besteht, daß sie weggeschwemmt werden, wenn die Flüße steigen.
    Auf jeden Fall hat er die arme Thérèse fürchterlich mißbraucht, sie ausgepeitscht wie vor dem Krieg seine Sklaven und grausam mißhandelt, was ich nicht näher beschreiben will. Ich habe mehrmals versucht, sie dazu zu überreden, ihn zu verlassen. Aber sie hatte schreckliche Angst vor ihm und vor dem, was er ihr antun würde, obwohl wir uns inzwischen ineinander verliebt hatten und uns bei jeder Gelegenheit heimlich trafen. Ich sagte ihr, ich würde sie beschützen, aber sie hatte trotzdem Angst.
    Dann, eines Nachts, als wir in der Spielhölle, in der Thérèse arbeitete, Faro spielten, behauptete Digger plötzlich, sie hätte die Karten im Schuh zu meinen Gunsten manipuliert, damit er verlor und ich gewann. Er stand vom Tisch auf, schüttelte und schlug sie, und da drehte Thérèse durch. Sie fing an, ihn anzubrüllen, und alles sprudelte aus ihr heraus: Wie sie ihn haßte, daß wir uns heimlich liebten, daß sie mit mir weggehen und ihn nie wiedersehen wollte. Sie war vollkommen hysterisch, und ich brachte sie nach Hause. Als wir dort waren, kam eine Botschaft von Digger – er forderte mich – zum Duell heraus, die Botschaft hatte er auf die Rückseite einer Herzdrei gekritzelt, auf die Karte, mit der er an jenem Abend verloren hatte. Er war betrunken und wollte nicht warten, bis das Duell ordnungsgemäß vorbereitet war, und nachdem ich auch getrunken hatte, nahm ich die Herausforderung wutentbrannt an.
    Trotz meiner Einwände bestand Thérèse darauf, mich zu begleiten. Sie wartete in der Kutsche unter den Ulmen, während Digger und ich uns Rücken an Rücken stellten und dann die Schritte abzählten, jeder mit einer von Diggers Duellpistolen in der Hand. Damals wußte ich nicht, was in Thérèse vorging. Aber im letzten Moment, als wir uns umdrehten, um zu schießen, sprang sie aus der Kutsche und lief durch die Bäume auf mich zu. Vielleicht hatte Digger sich hinterlistig zu früh umgedreht, und sie wollte mich warnen. Oder vielleicht hatte er sich doch fair verhalten, und sie hatte einfach Angst, ich könnte ihn nicht erschießen – er hatte schon so viele getötet –, und sie versuchte, mein Leben zu retten. Wie ich schon sagte, ich wußte es nicht, und ich werde es auch nie erfahren, weil dieser gottverdammte Bastard Digger, anstatt auf mich zu schießen, einfach Thérèse erschoß. Er hat sie kaltblütig niedergeknallt. Er hat sie ermordet, Rachel, direkt vor meinen Augen, weil er wußte, wie sehr ich sie liebte. Manchmal – manchmal denke ich, daß ich es nie vergessen kann …« Slade verstummte und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann fuhr er leise fort.
    »… Ich werde nie vergessen, wie er hinterher dastand und lachte wie ein Irrer und sogar noch weiterlachte, als ich abdrückte und er zu

Weitere Kostenlose Bücher