Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
Vom Netzwerk:
Sprache wieder.
    »Slade Maverick! Was, wenn ich fragen darf, hat das zu bedeuten?« fragte sie spitz, obwohl sie Mühe hatte, sich das Lachen zu verkneifen.
    »Nun ja, Rachel Wilder«, sagte er, schob seinen Hut aus dem Gesicht und musterte sie voller Besitzerstolz, »was wird das schon sein? Fünfhundert Stück Vieh, wie du siehst! Und ich denke, das macht mich zum ›einzigen Mann, den du je heiraten wirst‹!«
    »Ich muß schon sagen«, sagte Rachel verschmitzt, »das ist wohl der verrückteste Antrag, den ich je in meinem Leben gehört hab’.«
    »Du nimmst also an, Schatz?« fragte Slade spöttisch.
    »Ich nehme an … vielleicht … ach, du Idiot, das weißt du doch!«
    »Dann halt den Mund und zeig mir dein Schnäuzchen, Rachel, mein Schatz. Du wirst jetzt nämlich geküßt!« Und sie wurde geküßt – und in diesem Augenblick wußte sie, daß hier im Heartland all ihre Träume in Erfüllung gegangen waren.

EPILOG
Heartland

28. KAPITEL
In der Prärie, Kansas, 1915
    Aus einem offenen Fenster des Schlafzimmers im oberen Stock des Farmhauses, in dem sie die letzten fünfunddreißig Jahre gelebt hatte, schaute Rachel Wilder Maverick hinunter in den Hof. Gerührt und erfreut lächelte sie über den erfreulichen Anblick, der sich ihren Augen bot. Auf dem geräumigen, sonnigen Rasen war ihre riesige Familie versammelt – alle schrien, lachten, redeten, während sich das Rind am Spieß drehte, Stühle und Tische aufgestellt und Spiele gespielt wurden. Endlich einmal waren alle versammelt, trotz des großen Krieges in Europa, für den so viele junge Männer den Ozean überquerten, um Amerikas Verbündete zu unterstützen.
    Wie wunderbar es ist, die ganze Familie hier zu haben, wenn Slade und ich unseren vierzigsten Hochzeitstag feiern, dachte Rachel, und ihr Herz floß über vor Glück. Wie schön, daß sie alle gekommen sind, jeder einzelne.
    Sie sah Adam und Eve, die inzwischen selbst schon siebenunddreißig Jahre verheiratet waren, mit ihren drei erwachsenen Söhnen (Gott sei Dank hatte man sie nicht Kain, Abel und Seth getauft!), den Ehefrauen der Jungs und ihrem gesamten Nachwuchs. Dann waren da die anderen sechs Beechams, jeder mit seinem Ehepartner, und dann ihre eigenen fünf Kinder – drei Söhne und zwei Töchter – alle wiederum mit ihren Partnern und ihrem Nachwuchs. Rachel und Slade hatten achtunddreißig Enkel und bis jetzt vierzehn Urenkel. Sie schüttelte langsam, ungläubig den Kopf. Es war einfach nicht zu fassen.
    Wo war die Zeit geblieben? fragte sie sich. Die Jahre waren einfach an ihr vorbeigeflogen, jedes neue noch schneller als das vorherige – als hätte sie im Spiegel ein junges Mädchen gesehen und plötzlich, ein paar Minuten später, nachdem sie sich kurz umgedreht hatte, war da eine Frau im Herbst ihres Lebens. Trotzdem fiel es ihr schwer zu glauben, daß sie jetzt neunundfünfzig Jahre alt war.
    Neunundfünfzig! Rachel mußte zwar zugeben, daß sie ihr Alter allmählich spürte, aber tief in ihrem Herzen war sie immer noch neunzehn, immer noch das junge, frische Mädchen, das Slade Maverick vor so langer Zeit, 1875, umworben und gewonnen hatte.
    Sie ließ den viktorianischen Spitzenvorhang fallen, den sie beiseite geschoben hatte, um einen besseren Blick aus dem Fenster zu haben, und ging zu dem großen, drehbaren Eichenspiegel, der in der Ecke des Schlafzimmers stand, das sie nun schon so viele Jahre mit Slade teilte. Ihr langes blondes Haar, das sie zu einem Knoten hochgesteckt hatte, wies schon mehr weiße als flachsfarbene Strähnen auf, und sie hatte kleine, feine Fältchen um ihre minzgrünen Augen. Ihre goldenen Sommersprossen waren dieser Tage eher braun. Aber sie war auch jetzt noch schön. Sie hatte das Glück, so hohe Wangenknochen und ein energisches Kinn zu haben, wodurch sie viel jünger aussah, als sie in Wirklichkeit war. Sie war immer noch schlank und kräftig, hauptsächlich von der Arbeit im Haus und in ihrem Blumen- und Gemüsegarten. Heute, anläßlich dieses besonderen Tages, hatte sie ihr elfenbeinweißes Hochzeitskleid angezogen, das jetzt zur Farbe fetter Buttermilch vergilbt war. Der hohe Kragen und die Manschetten waren aus Spitze, es hatte lange, fließende Ärmel und einen weitgeschnittenen, gerüschten Rock, der bis zum Boden fiel und im Rücken mit Schleifen, Rüschen und Seidenrosen gerafft war, mit einer kurzen Schleppe, was alles einst das kleine Polster betont hatte, das sie unter dem Kleid getragen hatte. Das alles war heute nicht mehr modern,

Weitere Kostenlose Bücher