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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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dann zu ihr und ein Mundwinkel amüsiert zuckte, als er unverschämterweise sagte: »Schätzchen, wenn das deine Vorstellung von einem gemütlichen, regnerischen Nachmittag ist, dann möchte ich ganz bestimmt nicht an einem schönen Samstagabend mit dir ausgehen!«
    Das gab ihr den Rest. Vor Scham wäre sie am liebsten im Boden versunken. Aber sie hatte auch ein stählernes Rückgrat, das man von Geburt an besitzt oder gar nicht, und das sie auch jetzt nicht im Stich ließ. Sie richtete sich stolz auf und versuchte, die Reste ihres Verstandes zu sammeln. Wie konnte dieser arrogante Schurke es wagen, sie so vertraulich anzureden, als wäre sie ein loses Weib? Er war kein Gentleman, soviel war sicher. Rachel glaubte fest daran, daß alles seinen angestammten Platz hatte- und dieser Mann mußte entschieden auf den seinen verwiesen werden!
    »Nun, Sir«, erwiderte sie hochmütig, »nachdem das wohl kaum passieren wird, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Trotzdem danke ich Ihnen für Ihr schnelles Eingreifen in dieser besonderen Situation. Wenn Sie jetzt so nett wären, meine Stute loszulassen, werde ich Sie nicht weiter belästigen. Ich bin sicher, daß Verne Lundy, der Besitzer des Silver Slipper, trotz seines fragwürdigen Charakters zumindest dieses eine Mal sofort Marshal Meagher rufen lassen wird, und weil ich nicht ins Gefängnis will, muß ich mich auf den Weg machen.«
    Trotz ihrer Absicht, ihn streng in seine Schranken zu verweisen, redete sie zu schnell und zu viel, das wußte sie. Aber sie konnte nichts dagegen machen. Dieser verfluchte Kerl. Warum mußte er auch die blauesten Augen haben, die sie je gesehen hatte? Wie tiefe Teiche unter dem Sommerhimmel waren sie. Und wie er sie ansah! Es war, es war – als würde er sie nackt ausziehen! Es war wirklich der Gipfel, und außerdem machte sie das total nervös!
    Der Mann seinerseits hielt sie für eine unattraktive, ungenießbare Frau, viel zu eingebildet und das ohne jeden Grund. Steif wie ein Besen saß sie auf ihrem Pferd und bemühte sich, die beleidigte Dame zu spielen, die ihn in die Schranken verweisen wollte, obwohl sie so mitgenommen aussah und anscheinend überhaupt nicht an die möglichen Folgen ihres unziemlichen Verhaltens dachte. Sie errötete doch tatsächlich, als hätte er sich ihr unzüchtig genähert – dieses tückische Luder! Ihr hochrotes Gesicht betonte die Sommersprossen auf ihren Backenknochen sehr unschön, und ihre grünen Augen – das einzig Attraktive an ihr, überlegte er verächtlich – schienen dadurch noch grüner. Durch sie und ihr herzförmiges Gesicht ähnelte sie einer Straßenkatze, die trotz ihres hochnäsigen Getues nichts anderes war als ein unverschämtes Ding! Eingedenk der Worte, die sie dem trunkenen Tölpel am Fenster zugeschrien hatte, bevor sie auf ihn gefeuert hatte, juckte es ihn in den Fingern, ihr bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen.
    »Wenn Sie mir gestatten, das zu sagen, haben Sie nicht etwas vergessen … Ma’am?« fragte er, und seine Stimme war hart und höhnisch geworden. »Was ist mit Ihrem … Gatten?« Er zeigte auf die Reste des Saloonfensters im ersten Stock, wo Jonathan Beecham jetzt stand und wie ein Berserker fluchte.
    »Glücklicherweise«, erwiderte Rachel mit einer angewiderten Grimasse auf Jonathans wütende Gestalt – sie war zwar erleichtert, daß er alles heil überstanden hatte, aber eigentlich fand sie es schade, daß er nicht zumindest verwundet war, »ist dieser trunkene Taugenichts nicht mein Mann. Ich, Sir, bin unverheiratet, und nach der heutigen Episode danke ich Gott, daß ich so vernünftig war, es auch zu bleiben!«
    Ihr Retter hatte inzwischen die Zügel losgelassen, also gab Rachel mit diesen letzten Worten Sunflower die Sporen und galoppierte aus der Stadt, Poke und den gar nicht reumütigen Cider hart auf den schlammigen Fersen.
    Der Vagabund beobachtete sie mit zusammengekniffenen mitternachtsblauen Augen, die kalt waren wie Eis, bis der Regen sie verscheuchte und sie außer Sicht war. Dann ging er entschlossen auf die Reste des Silver Slippers zu.

5. KAPITEL
    Rachel versuchte vergeblich, dem nahenden Sturm zu entrinnen, indem sie Sunflower bis an ihre Grenzen trieb. Ab und zu warf sie einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, daß Poke und Cider Schritt hielten. Sie ritt nicht nach Hause, wie Poke inständig gehofft hatte, sondern zum Haus den Beechams. Ihr war klar geworden, daß es ihr, trotz ihrer Bemühungen seit Indias Tod, nicht gelingen

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