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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Stimme. »Hoa, ganz ruhig, ruhig jetzt.«
    Die Stute tänzelte noch ein wenig, dann beruhigte sie sich, mit bebenden Nüstern und Flanken, als hätte sie einen Gebieter erkannt. Rachel spürte, wie das Pferd ruhig wurde und merkte, daß der Alptraum ein Ende hatte und sie, wie durch ein Wunder, noch im Sattel war. Es war kaum zu fassen.
    Aschfahl, zitternd von den Nachwehen ihres furchterregenden Rittes und heftig atmend, hob sie langsam den Kopf und sah ihren unbekannten Retter an.
    Sie erschrak so bei seinem Anblick, daß ihr die Dankesworte im Munde erstarben und sie ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte. Er war so schön, daß Rachel ihn in ihrem benommenen Zustand für einen Geisterreiter hielt, einen, dessen dämonische Auftritte die Abergläubischen angeblich in wilden oder dunstigen Prärienächten beobachtet hatten. Ihre goldenen Wimpern waren voller Wassertropfen, so daß sie den Mann, als ihre Augen ihn wie hypnotisiert vom Scheitel bis zur Sohle musterten, wie durch ein dunkles Prisma sah.
    Er war groß und geschmeidig wie ein Panther, schwarz und silbern wie ein von Sternen übersäter Nachthimmel. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Sombrero, die breite, flache Krempe hatte er tief ins Gesicht gezogen, so daß sein Gesicht mit der olivfarbenen Haut im Schatten lag. Dicht und blauschwarz wie das Winterfell seines Hengstes war sein langes Haar, das sich im Nacken lockte. Unter teuflischen schwarzen Brauen und schweren Lidern funkelten seine mitternachtsblauen Augen wie die einer räuberischen Kreatur der Nacht. In ihren Tiefen bemerkte Rachel einen Anflug von Spott und auch einen Hauch von Bedrohlichkeit, die sie unwillkürlich erschauern ließ. Seine römische Nase über dem schweren schwarzen Schnurrbart und einem sinnlichen, liederlichen Mund war fein modelliert. Zwischen seinen weißen Zähnen klemmte eine dünne, schwarze Zigarre. Von ihrer glühenden Spitze stieg geisterhafter Rauch auf und löste sich im Wind und im Regen auf. Er hatte ausgeprägte Backenknochen, eingefallene Wangen, fast ein Habichtsgesicht. Sein stoppeliges Kinn war stolz und arrogant, als wäre er es gewohnt zu fordern und auch zu bekommen, was er wollte.
    Um den Hals hatte er einen warmen schwarzen Wollschal gewickelt. Sein langer schwarzer Staubmantel war von seinem festen, flachen Bauch bis zum Hals zugeknöpft und schmiegte sich um die ausladenden Schultern und die breite Brust. Um die Taille trug er einen schwarzen Ledergürtel mit gravierter Silberschnalle und eine Messerscheide mit einem barbarisch funkelnden Messer. Tief um die Hüfte schlangen sich zwei schwarze Halfter mit zwei Peacemaker-Revolvern, deren Elfenbeingriffe mit dem aufbäumenden Pferd mit Pfeilen verziert waren, dem Markenzeichen Samuel Colts. Seine engen schwarzen Hosen spannten sich um sehnige Schenkel und Waden. An den Füßen trug er schwarze Lederstiefel mit glänzenden Silbersporen.
    Es war ein Bild von Geschmeidigkeit und Grazie, wie er auf seinem Hengst saß, zuhause im Sattel, ein Meister auf dem Pferd. Seine Haltung war wachsam, aber auch kühn. Das war ein Mann, der keiner Gefahr auswich und der auf sich und seine Fähigkeit vertraute, dem Leben entgegenzutreten, egal, was es für ihn bereithielt.
    An seiner Kleidung und seinem Auftreten erkannte Rachel, daß er ein Profi war, ein Revolvermann, ein Kopfgeldjäger, der Inbegriff dessen, was sie an einem Mann verabscheute und fürchtete: kühl, sarkastisch, brutal und animalisch. Seiner selbst und seiner Überlegenheit sicher, war er die Art von Mann, der sich das, was er wollte, nahm, ohne zu fragen, und der nicht duldete, daß irgend jemand oder irgend etwas sich ihm in den Weg stellte.
    Bei dem Gedanken lief ihr die Gänsehaut über den Rücken und irgendein seltsames, wildes Gefühl, das sie nie zuvor empfunden hatte, durchzuckte ihren Körper ohne Vorwarnung und machte ihr Angst, erregte sie, verwirrte sie. Plötzlich war ihr heiß. Ihr Mund schmeckte wie ein alter Büffelknochen. Ihr Herz schlug wie die Schwingen eines Kolibris. Mit einemmal wurde ihr bewußt, wie unhöflich sie den Mann anstarrte, und wie furchtbar sie nach diesem Chaos aussehen mußte. Sie lief puterrot an. Er muß mich für eine gewöhnliche, vulgäre Schlampe halten, dachte sie betreten, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum seine Meinung so wichtig war, denn er bedeutete ihr nichts, genausowenig wie sie ihm.
    Aber das Allerschlimmste war, daß der Kerl einen Blick auf die Reste des Silver Slipper warf und

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