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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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lediglich den Kopf hoch und tänzelte zur Seite.
    Leider war Pokes widerspenstiger Maulesel Cider nicht so gelassen. Erschrocken vom Geschrei einiger Frauen und dem darauf folgenden Aufruhr fing der Maulesel an, wie wild um sich zu treten und sich aufzubäumen, so daß er den Knecht (der sich jetzt verzweifelt ans Sattelhorn klammerte) fast abgeworfen hätte und Sunflower einen kräftigen Kick verpaßte.
    Eine solche Behandlung war die Stute nicht gewohnt; sie verlor die Nerven, wieherte schrill, bäumte sich auf und ging durch. Rachel reagierte nicht schnell genug, denn sie war dergleichen von ihrer sonst lammfrommen Stute nicht gewohnt. Sie konnte gerade noch ihr Gewehr ins Halfter rammen und sich ducken, um nicht gegen das überhängende Dach des Silver Slippers zu prallen, da war das Pferd auch schon auf den Gehsteig galoppiert. Die Stute hatte so viel Schwung, daß Rachel sie nicht zügeln konnte, und es war auch kein Platz zum Manövrieren zwischen dem Saloon und den Anleinpfosten. Rachels Herz raste wie wild in ihrer Brust; sie konnte sich nur flach auf den Hals des Pferdes drücken, als es durch die langen, schmalen Türen des Silver Slippers krachte, einen Türflügel aus den Angeln riß und den anderen zertrümmerte.
    Wäre Rachel nicht vollauf damit beschäftigt gewesen, die Kontrolle über ihre Stute wiederzuerlangen, hätte sie sicher über den Anblick der Barbesucher gelacht, die jetzt hastig aufsprangen und in ihrer Eile, sich in Sicherheit zu bringen, Tische und Stühle umwarfen. Aber das Pferd war total verängstigt und nicht mehr zu bremsen. Rachel konnte sich nur mit Mühe im Sattel halten; schließlich hörte sie auf zu denken und folgte nur noch ihrem Überlebensinstinkt.
    Wie ein verrückt gewordenes Karnickel bockte Sunflower durch den Saloon, trat panisch um sich, zertrümmerte Möbel und zerbeulte verdreckte Spucknäpfe, deren ekliger Inhalt durch den Raum flog. Rachel drehte es von dem Gestank des alten Tabaks und der heftigen Bewegung des Pferdes fast den Magen um. Alles drehte sich und schwankte wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell. Ihr triefnasser Hut segelte durch die Luft, einige ihrer Haarnadeln lockerten sich, Strähnen ihrer langen, blonden Haare lösten sich aus dem Knoten und versperrten ihr die Sicht. Schließlich entglitten die Zügel ihren Händen. Trotz des kalten Winds und Regens, der durch den jetzt weitgeöffneten Eingang des Silver Slippers hereinwirbelte, war ihr Gesicht schweißgetränkt. Sie biß die Zähne zusammen, packte das Sattelhorn und klammerte sich, so gut es ging, fest.
    Zu ihrer übergroßen Schmach hatten einige der rauhbeinigen Gäste des Saloons, die sich hinter der verdreckten Bar und der wackligen Treppe in Sicherheit gebracht hatten, inzwischen Gefallen an der überraschenden Vorstellung gefunden. Sie schrien vor Lachen und feuerten sie mit lauten Zurufen an.
    »Reit sie, Mädel!« jubelten sie trunken und feuerten ihre Revolver gegen die Decke, was Sunflower noch mehr in Panik versetzte. »Zeig’s dem Bronco! Juhuu!«
    In kürzester Zeit war die Luft so voller Staub vom herunterfallenden Putz und vom Sägemehl, das die Stute aufwirbelte, daß Rachel verzweifelt hustend nach Luft rang. Inzwischen hatte sich das Pferd im Kreis zum Eingang des Silver Slippers zurückgearbeitet, wo zu beiden Seiten der Tür je ein großes Fenster zur Straße führte. Zu ihrem Entsetzen mußte Rachel erkennen, daß Sunflower vorhatte, durch das Fenster zu springen. Machtlos gegenüber dieser Katastrophe begrub sie ihr Gesicht in der langen, seidigen Mähne der Stute, und als sie spüre, wie das Pferd sich zum Sprung sammelte, schloß sie fest die Augen und betete. Im nächsten Augenblick klirrte und barst um sie herum fallendes Glas, und sie schossen durch das Fenster.
    Sunflower landete mit Karacho und in einem Glasregen auf dem Gehsteig und rammte dabei einen der eckigen Holzpfosten, die das überhängende Dach des Silver Slipper stützten. Die wackelige Säule gab nach und brach in der Mitte entzwei, als das Fundament der Säule vom Gehsteig rutschte. Dann stürzte das Dach ein, gerade als die Stute auf die Straße stürmte, wo sie durch den Schlamm schlitterte.
    Einen schrecklichen Moment lang dachte Rachel, sie würden den leeren Frachtwagen rammen, der auf der anderen Seite der Straße stand, aber in dem Augenblick griff eine starke Hand nach Sunflowers Zügel und brachte das Pferd mit einem brutalen Ruck zum Stehen.
    »Hoa«, knurrte eine leise, männliche

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