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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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würde, Jonathan dazu zu bewegen, seine Verantwortung wahrzunehmen. Er dachte gar nicht daran, sich zu bessern und sich um die Kinder zu kümmern. Und weil es für sie undenkbar war, sie allein ihrem Schicksal zu überlassen, hatte sie keine andere Wahl, als sie auf den Wagen der Beechams zu laden und sie zu sich nach Hause zu holen.
    Die Anstrengung, ihre eigene Farm zu bewirtschaften und das Haus der Beechams auch noch im Auge zu behalten, hatte bereits ihren Tribut gefordert, das wußte sie, ansonsten hätte sie sich nicht so vergessen und tatsächlich auf Jonathan und seine unverschämte Schlampe geschossen. Jetzt, wo alles vorbei war, mußte Rachel feststellen, daß sie so durcheinander war, daß ihre Hand am Zügel immer noch zitterte. Sie hatte keine Ahnung, welcher Teufel sie geritten hatte!
    Noch schlimmer war die nagende Angst, denn Verne Lundy würde ihr sicher Marshal Meagher auf den Hals hetzen, und da sie keine Möglichkeit hatte, den angerichteten Schaden zu bezahlen, würde man sie sicher ins Gefängnis stecken. Die Vorstellung war absolut beschämend. Oh, warum in aller Welt hatte sie es auf sich genommen, Jonathan nach Delano zu folgen? Die Beecham-Kinder waren doch schließlich nicht die ihren. Sie hätte sich an das strengste Gesetz des Westens halten und sich um ihren eigenen Kram kümmern sollen!
    Dann fiel ihr India wieder ein, die arme India, ihre Freundin, und sie wußte tief in ihrem Herzen, daß sie nichts ändern würde, wenn sie alles noch einmal tun müßte – nichts außer ihrem unbekannten Retter, diesem Schurken!
    Trotz seines guten Aussehens hatte er nichts, was für ihn sprach, nur daß er das schönste Paar Revolver besaß, das sie je gesehen hatte. Eine Spezialanfertigung, das hatte Rachel an den Elfenbeingriffen und dem Silberbeschlag erkannt. Profis zogen diesen Revolver häufig der 44er Smith & Wesson American vor. Die American konnte man zwar wesentlich schneller nachladen, aber die Waffe hatte etwas »Europäisches«, das die Männer im Westen, die an die perfekte Balance des Colts gewohnt waren, scheuten. Und ein Mann mit zwei Revolvern brauchte sich keine sonderlichen Sorgen ums Nachladen zu machen.
    Rachel verließ sich auf ihre zuverlässige alte Flinte, mit der man nicht sonderlich zielen können mußte, und die auf kurze Distanz tödlich war. Mehr als einmal hatte sie mit ihrer Hilfe Eindringlinge von ihrem Land vertrieben. Sie besaß auch noch ein 1873 gebautes »Trapdoor« Springfield 45-70er Kalibergewehr, einschüssig. Aber sie benutzte es nur für Wild, das für die Flinte zu groß war.
    Als Rachel endlich das Haus der Beechams erreichte, dämmerte es bereits, und der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Der Regen pladderte durch das Dach der Scheune wie Tee durch ein Sieb, in der sie und Poke jetzt ihre Reittiere neben Jonathans Zugpferde und die einzige Milchkuh stellten. Der Hof, über den sie und der Schwarze zum Haus liefen, war ein einziger Morast. Rachel hämmerte mit flatterndem Mantel gegen die Tür.
    »Ich bin’s, Rachel, Eve«, schrie sie, »und Poke. Mach auf, Schätzchen und laß uns rein!«
    Es schien, als warteten sie endlos, bis sich die Tür zögernd einen Spalt öffnete. Mit einer hochgehaltenen Kerosinlampe in der Hand und riesigen, ängstlichen Augen spähte Eve Beecham vorsichtig in die Dunkelheit hinaus. Ihr elfjähriger Bruder Gideon stand direkt hinter ihr mit einem alten Sharps-Karabiner im Anschlag. Als sie sahen, daß wirklich Rachel und Poke vor der Tür waren, atmeten die Kinder hörbar erleichtert auf und traten beiseite, um die Besucher ins Haus zu lassen.
    »Ach, Tante Rachel, wir sind so froh, daß du gekommen bist!« rief Eve. Eve schlang die Arme um Rachels Hals und drückte sie einen Augenblick an sich. Dann ließ sie sie los und fragte leise, ohne große Hoffnung: »Pa ist wohl nicht draußen in der Scheune und kümmert sich um das Vieh?«
    »Nein.« Rachel schüttelte den Kopf und hätte Jonathan am liebsten den Hals umgedreht, als sie sah, wie der Regen durch das Dach des Hauses tropfte und den Musseline durchnäßte, den India vor Jahren aufgehängt hatte, um den Dreck und das Gras aufzufangen, das von der Decke bröckelte. Das dünne Material hing inzwischen in Fetzen herunter, so daß sich Schlangen und Nagetiere, die der Regen vom Dach spülte, über den Boden schlängelten und herumhuschten. Rachel hätte zu gerne um India und ihr Leid geweint. Aber sie unterdrückte ihre Tränen mit Gewalt und fuhr fort: »Tut mir

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