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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Miss Wilder«, sagte Slade betroffen. »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Ma’am, wirklich nicht. Ich weiß nur, was für eine Belastung das ist, und daß Sie sie sich eigentlich nicht leisten können … äh … daß Sie nur eine kleine Farm haben … äh … ich will damit sagen, die Zeiten sind schwer, Miss Wilder.« Er schwieg betreten und kam sich vor wie ein taktloser Narr, angesichts ihrer gefährlich blitzenden Augen, die ihm sagten, daß er durch seine unziemlichen Bemerkungen über ihre ärmlichen Verhältnisse alles nur noch schlimmer gemacht hatte.
    Die Landwirtschaft war ein hartes Leben, insbesondere in Kansas, wo sie von so unberechenbaren Faktoren wie Wetter und Bodenbeschaffenheit abhängig war. Die »Sodbusters«, wie man die Menschen der Great Plains manchmal nannte, waren reich an Hoffnung und Gebeten und arm an Ernte und Bargeld. Aus Indias Brief wußte Slade, daß die Heuschreckenplage im letzten Jahr kleine Farmen wie die Rachels verwüstet hatte, und trotz ihrer offensichtlich guten Erziehung hielt er es für unwahrscheinlich, daß sie ein Vermögen unter der Matratze versteckt hatte. Er spürte, wie hinter der Fassade der Entrüstung ihr Stolz und ihre Liebe für die Beecham-Kinder mit ihrer Sorge um die Kinder im Wettstreit lagen. Aber sie wäre sicher lieber tot umgefallen, als das gerade ihm, den sie verachtete, einzugestehen. Irgendwie mußte Slade ihr helfen, soviel war klar, aber er wußte noch nicht wie. Rachel war abweisend wie ein Kaktus. Er hatte nur wenig Erfahrung im Umgang mit einer solchen Frau – einer Dame. Die Frauen, die er kennengelernt hatte, hatten sein Geld nur zu gern genommen.
    »Ich komme genausogut zurecht wie alle anderen momentan auch, Mr. Maverick«, sagte Rachel mit eisiger Stimme, genau wie er erwartet hatte, »und das werde ich auch weiterhin. Außerdem, meine ich, so unangenehm mir das auch ist, stehe ich bereits in ihrer Schuld, weil Sie für den Schaden im Silver Slipper aufgekommen sind. Die Summe werde ich natürlich so bald als möglich zurückzahlen …«
    »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, daß das nicht nötig ist, Miss Wilder«, unterbrach sie Slade. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Aber wenn Sie darauf bestehen, wie wäre es dann, wenn Sie die Kinder versorgen und ich Ihnen dafür die Schuld erlasse? Schließlich und endlich kam es ja nur zu diesem unglückseligen Vorfall im Silver Slipper, weil Sie versucht haben, meinen Nichten und Neffen zu helfen, ein Umstand, für den ich mich ohnehin verantwortlich fühle. Wären Sie damit einverstanden, Ma’am?«
    »Aber ja … ja natürlich«, erwiderte Rachel nach einiger Überlegung. Das war zumindest keine kalte Geschäftstransaktion zwischen Fremden, sondern anders als das, was ihr der Revolvermann vorher angeboten hatte und was sie zutiefst getroffen hatte. Sie strahlte mit einemmal übers ganze Gesicht, und Slade fand, daß sie aussah wie ein Engel, mit ihrem goldenen Haar, das im flackernden Licht der Öllampe wie ein Heiligenschein schimmerte. »Bitte, Mr. Maverick, wollen Sie nicht hereinkommen?« bat sie ihn mit einem Lächeln, das ihm durch Mark und Bein ging.
    Höchst erstaunt über seine eigene Reaktion auf diese prüde, anständige Frau, die so gar nicht sein Typ war, zog Slade seinen Hut und hielt ihn vor sich, als er sich duckte, um nicht am niedrigen Türrahmen anzustoßen. Ohne zu ahnen, was für eine Wirkung sie auf ihn hatte, trat Rachel beiseite, um ihn eintreten zu lassen, und wurde dann fast umgeworfen von den Beecham-Kindern, die sich auf sie stürzten und alle gleichzeitig auf sie einplapperten. Nach einiger Zeit gelang es Rachel, sie zu beruhigen, und sie stellte Slade Fremont, Poke und Gus vor. Sie stellte befriedigt fest, daß der Revolvermann nicht nur ihrem Großvater und dem Schweden die Hand schüttelte, sondern auch dem Schwarzen. Slade Maverick hatte in ihren Augen wieder einen Punkt für sich errungen, denn nur wenige weiße Männer – und ganz besonders Südstaatler – hätten das getan. Auch wenn sie ihn haßte, mußte sie ihm das zugute halten.
    Im Schein der Öllampe, die Rachel auf einen kleinen Tisch gestellt hatte, musterte Fremont Slade eindringlich von Kopf bis Fuß. Anscheinend gefiel ihm, was er da sah, denn der alte Mann nickte kurz und bot ihm einen Stuhl an.
    »Setzen Sie sich doch ein bißchen zu uns«, sagte Fremont. »Wir haben nicht oft Besuch, und ich würde gern hören, was es Neues auf der Welt gibt.« Er wandte sich an seine Enkelin. »Sag

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