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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Was war das? Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, daß sie etwas wollte, was sie nie zuvor gewollt hatte.
    Langsam wanderte ihre Hand ihren Hals entlang, auf dem sich bereits leichte blaue Flecke zeigten, bis hinunter zu der Brust, die Slade berührt hatte. Unbewußt ahmte sie seine Berührung nach, strich leicht wie eine Feder mit der Handfläche über ihre Brustwarze. Sie regte sich sofort und wurde hart, und dieselben Wellen des Entzückens strahlten von diesem Herd aus wie in der Scheune, so heftig, daß Rachel fürchtete, die Besinnung zu verlieren. Hochrot vor Scham riß sie ihre Hand weg. Was war nur in sie gefahren, so etwas zu tun? An allem war natürlich dieser Mann schuld – dieser verdorbene Revolvermann! Hatte sie sich nicht vorgenommen, nie mit ihm allein zu sein?
    Zitternd packte Rachel ihre Haarbürste und fing an, sich grob die Haare zu striegeln. Sie riß so fest an den zerzausten Locken, daß ihr die Tränen in die Augen stiegen. Nachdem sie das Haar ausgekämmt und alles Heu entfernt hatte, wand sie es zu einem Knoten, den sie mit Nadeln aus ihrem Schmuckkästchen feststeckte. Hoffentlich würden sie reichen. Sie mußte die anderen später in der Scheune suchen. Sie kosteten Geld, und sie konnte es sich nicht leisten, neue zu kaufen. Ihr Verlust war ein weiterer Punkt, den sie Slade zu seinen Ungunsten ankreiden würde.
    Nachdem sie mit Frisieren fertig war, rückte sie den gerüschten Kragen ihres Kleides zurecht, strich ihren Rock glatt und entfernte die letzten Strohhalme. Dann kniff sie in ihre Backen, um etwas Farbe hineinzuzaubern, und musterte sich kritisch im Spiegel. Jetzt war sie wieder fast die alte, ordentliche Rachel. Zufrieden nickte sie ihrem Spiegelbild kurz zu. Dann ging sie wieder nach unten, um ihre Arbeit zu erledigen, und faßte den Entschluß, den Vorfall in der Scheune ganz bald zu vergessen.
    Slade war, wie Rachel erfuhr, losgeritten, um Jonathan zu suchen und ihn nach Hause zu bringen – notfalls mit gezogenem Revolver, davon war sie überzeugt. Die drei älteren Buben, deren Hilfe er tatsächlich zum Bau einer neuen Blockhütte brauchte, hatten sich zu Fuß zum Beecham-Haus aufgemacht; sie hofften, auf dem Wagen ihres Vaters mitfahren zu können, falls ihr Onkel ihn fand (was sie nicht bezweifelten). Eve war in die Scheune gegangen, um das Vieh zu versorgen. Susannah trocknete gerade die letzten Teller ab, während Naomi auf einem Stuhl stand und, so gut es ging, das Geschirr verstaute. Andrew hatte bereits einen zweiten Eimer Wasser geholt – für das Morgenbad des kleineren Tobias – und setzte ihn gerade zum Wärmen auf dem Ofen auf.
    »Onkel Slade hat gesagt, wir sollen dir sagen, es wär’ schön, wenn du ihnen später einen Essenskorb zum Haus bringst«, verkündete Susannah, »aber nur, wenn du beim Vorbereiten nicht stocksauer bist – was immer das heißen soll.«
    Rachel mußte bei diesen Worten übers ganze Gesicht grinsen. Der Wüstling hatte nach heute morgen wohl Angst, vergiftet zu werden! Es würde ihm ganz recht geschehen, dachte sie – aber sie würde es natürlich nicht tun. Seeks, der Halbblutindianer, von dem sie ihr Wissen über Präriekräuter und Blumen und das Wünschelrutengehen gelernt hatte, hatte sie ausdrücklich davor gewarnt, »schlechte Medizin« anzuwenden. Er hatte ihr sehr ernst erklärt, wenn man sein Herz den »bösen Geistern« öffnete, würden sie mit Sicherheit hereinkommen. Rachel hatte allergrößten Respekt vor Seeks – er war ungeheuer erdverbunden – und wollte nichts tun, was er verurteilt hätte. Also unterdrückte sie ihren Impuls, so verlockend die Vorstellung auch war, Slade etwas ins Essen zu mischen (natürlich nichts Tödliches). Aber es tat ihr schon gut, sich vorzustellen, wie er den ganzen Nachmittag mit Magenkrämpfen zur Latrine rannte.
    Leise vor sich hinsummend, goß Rachel das jetzt lauwarme Wasser in das Becken und wusch Tobias mit dem Schwamm ab, dann wickelte sie ihn, zog ihm ein neues Hemdchen an und goß etwas warme Ziegenmilch in die Flasche, die sie aus einem Marmeladeglas und den Überresten eines alten Gummihandschuhs gebastelt hatte. Sie setzte sich vorsichtig auf ihren Schaukelstuhl (der nicht so bequem für ihren lädierten Po war wie vorhin ihr Bett) und fütterte und schaukelte das Baby.
    Toby, wie sie ihn nannte, war ein schönes Kind, mit daunig weichen schwarzen Haaren und dunkelblauen Augen. Als sie ihn jetzt ansah, merkte sie, daß er seiner Mutter India und seinem Onkel Slade glich.

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