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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Bank und ein paar kleine Läden untergebracht waren. Er manövrierte zwischen die anderen Gefährte hinein, die sich vor dem größten Kaufhaus der Stadt, Morris Kohns New York Store, drängten, dessen jährliche Umsätze sich dank des schnellen Wachstums Wichitas bereits auf 60.000 Dollar beliefen. Slade zog die Bremse an, sprang vom Wagen und half Rachel vom Kutschbock. Dann nahm er ihren Arm und führte sie auf den Gehsteig, auf dem sich Fässer und Kisten in allen Größen und Formen stapelten. Sie schritten unter dem überhängenden Dach des ersten Stockes des Backsteingebäudes entlang, dann öffnete er die Tür für sie und begleitete sie hinein. Er verabschiedete sich mit den Worten, er würde in etwa einer Stunde zurück sein.
    Rachel hörte ihn schon fast nicht mehr, so fasziniert war sie von den fertigen Kleidern auf Schneiderpuppen, den Stoffballen, den bunten Bändern in den Regalen, den Hüten, Schals und Handschuhen, die auf den langen, Tresen lagen, und den Lederstiefeln und Schuhen, die auf dem Boden arrangiert waren. Slade grinste über ihr offensichtliches Entzücken und machte sich auf den Weg zu Kimmerle’s Stone and Monument Works, die Kalkmörtel und Marmor für Grabsteine verkauften. Er brauchte Mörtel für das neue Blockhaus der Beechams und die Scheune und den Grabstein, den er vor ein paar Wochen für Indias Grab bestellt hatte. Danach ging er in die Fourth Street zur Planing und Mill Company, wo er eine Wagenladung Holzpfosten kaufte. In einer Eisenwarenhandlung besorgte er verschiedenes Werkzeug, Nägel und ein paar Rollen Stacheldraht. Rye Crippen würde keines von Rachels Rindern mehr kriegen – nicht wenn er es verhindern konnte!
    Inzwischen hatte Rachel im New York Store, nachdem sie sich alles angesehen hatte, endlich eine zarte, hellblaue Seide entdeckt, die sehr gut zu ihrem blonden Haar paßte, und beschlossen, sich ein hübsches neues Kleid zu gönnen, das sie zumindest am Feiertag des 4. Juli tragen konnte. Bei der wenigen Zeit, die sie hatte, würde es sicher mehrere Wochen dauern, bis es fertig war.
    Sie öffnete ihr Täschchen, zählte das Geld, rechnete kurz, wieviel sie für genügend Stoff und Faden und etwas passendes Band für ihr Haar brauchen würde, ging dann zum Tresen und ließ sich den Stoff abmessen und schneiden. Der Verkäufer tippte alles auf der Kasse ein und verpackte dann ihre Einkäufe in braunem Papier. Jetzt wanderte Rachel mit dem Paket in der Hand zurück zum Eingang des Ladens, um nach Slade Ausschau zu halten.
    Endlich kam er. Rachel hatte damit gerechnet, daß sie sofort nach Hause zurückfahren würden, aber zu ihrer Überraschung lud er sie ins Empire House Hotel zum Essen ein. Hinterher gingen sie am großen Fluß spazieren, um die Enten anzuschauen, die sich am Ufer sonnten, glücklich, weil der Frühling endlich gekommen war. Über ihnen flogen die Wildgänse zu ihren Sommerquartieren im Norden. Ihre durchdringenden Schreie hallten durch die Nachmittagsluft und vermischten sich mit dem Rascheln der knospenden grünen Äste der Pappeln, die entlang des Flußufers im Wind schwankten. Es war ein friedlicher Ausflug, den sie zufrieden und schweigend verbrachten.
    Obwohl Rachel sich geschworen hatte, von jetzt an Slade auf Distanz zu halten, war sie doch seltsam traurig, als der Tag zu Ende ging und er zögernd sagte, sie müßten sich jetzt auf den Rückweg zum Blockhaus machen.
     
    Wie immer wenn das Wetter es erlaubte, fuhr Fremont am Sonntag Rachel und die Kinder in die Stadt zur Kirche. Rachel hatte dabei immer ein schlechtes Gewissen, denn sie war ein Mitglied der Episkopalkirche, und India war Baptistin gewesen. Vielleicht hätte sie also die Kinder in die große, imposante Backsteinkirche an der Ecke First und Market Street bringen sollen, statt in ihre eigene kleine, bescheidene Holzkirche in der Lawrence Street. Aber India wäre sicher froh gewesen, daß die Kinder überhaupt einen Gottesdienst besuchten, denn Jonathan war seit Jahren in keiner Kirche mehr gewesen, genau wie Slade. Poke war zwar gläubig, aber nachdem Schwarze keinen Zutritt zu den Kirchen der Stadt hatten, blieb auch er zu Hause.
    St. John war die älteste Kirche in Wichita, das erste Gebäude war 1869 errichtet worden. Die erste Kirche, die auch als Schule diente, war aus Holz und mußte schon nach zwei Jahren abgerissen werden, weil das schwere Grasdach die Wände nach innen gebogen hatte und Einsturzgefahr drohte.
    Die neue Kirche war zwar nicht sehr groß, aber

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