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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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er Menschen tatsächlich umwarf. Trotzdem liebte Rachel ihn leidenschaftlich. Er berauschte sie, gab ihr das Gefühl, wild und lebendig zu sein wie er selbst.
    Ihre minzgrünen Augen funkelten. Sie saß mit hochroten Wangen neben Slade auf dem Kutschbock und hielt sich gut fest, damit sie nicht heruntergeblasen wurde. Vor ihnen flatterten die langen Mähnen und Schweife von Jonathans Zugpferden. Rachel hielt mit einer Hand fest die Büffelhautdecke umklammert, damit ihre Röcke nicht hochgepeitscht wurden, und Funken von Slades Zigarillo strömten im Wind.
    Da man schreien mußte, um sich verständlich zu machen, war eine Konversation praktisch unmöglich, wofür Rachel dankbar war. Nach ihrem verbalen Überschwang gestern abend war sie auf der Hut, um Slade Maverick nicht noch mehr über sich zu enthüllen. Die Vorstellung, daß sie in diesen letzten paar Wochen in seinen Augen lächerlich und mitleiderregend ausgesehen hatte, war zu demütigend, als daß sie noch weitere Blößen riskiert hätte. Um sich zu schützen, hatte sie sich hinter einer Mauer kühler Höflichkeit verschanzt und begleitete ihn heute morgen nur, weil ihr keine plausible Entschuldigung eingefallen war.
    Slade spürte die kaum merkliche Veränderung in ihrem Verhalten und fragte sich, was wohl der Grund dafür sein mochte. Er mochte die brave, prüde Miss Wilder nicht. Er wollte die Rachel von gestern nacht wiederhaben, die so tapfer der Gefahr entgegengeritten war und so beredt und sehnsüchtig über ihre Träume gesprochen und deren sommersprossiges, herzförmiges Gesicht im Mondlicht so schön gestrahlt hatte. Ihre kleine Rinderherde hatte Slade amüsiert, aber ihre Hoffnungen für sie und ihre Zukunft keineswegs.
    Ihm war schon seit langer Zeit klar, daß er nicht auf ewig herumziehen konnte, und daß ein Revolvermann nur geringe Chancen hatte, alt zu werden. Nachdem er keine Lust hatte, den Würmern früher als nötig als Fraß zu dienen, hatte er seit einiger Zeit viel über seine Zukunft nachgedacht, war aber noch zu keinen greifbaren Entschlüssen gekommen.
    In vieler Hinsicht hatte Indias Brief über seine Zukunft entschieden und ihn gezwungen, Wurzeln zu schlagen, bevor er es wollte. Und obwohl er nicht vorhatte, ein »Sodbuster« zu werden, mußte Slade doch zugeben, daß er sein neues Leben nicht unangenehm fand. Schon seit einiger Zeit spielte er mit dem Gedanken, sich irgendwo ein kleines Anwesen zu kaufen. Er war auf einer Plantage aufgewachsen, also verstand er etwas von Ackerbau, und er hatte auch viel über Viehzucht gelernt, von den Räuberbaronen des Westens, die ihn gelegentlich angeheuert hatten, um ihre Weidekriege zu führen.
    Außerdem hatte Kansas etwas, das Slade gefiel. Weil er viele Jahre in Texas verbracht hatte, liebte er weite, offene Flächen und mochte es, wenn er meilenweit sehen konnte. In einem solchen Land fühlte ein Mann sich nicht eingesperrt, eingezäunt und konnte herumstreifen, wohin ihn seine Füße trugen. Das war für einen Mann wie Slade wichtig, und somit war Kansas mit seinen endlosen, wogenden Ebenen genau das richtige für ihn. Und nach ihren unerwarteten Enthüllungen gestern abend fragte er sich, ob nicht auch Rachel Wilder genau richtig für ihn war. Sie hatte etwas so … Tapferes – ja, das war es – an sich, und obwohl sie ihn häufig maßlos irritierte, spürte er immer mehr den Drang, sie zu besitzen, zu behüten und zu beschützen.
    Er warf einen verstohlenen Blick zu ihr, wie sie da so still und schweigsam neben ihm saß und der Wind goldene Haarsträhnen um ihr Gesicht bauschte, die Augen funkelnd von irgendeinem namenlosen Gefühl, ein angedeutetes Lächeln auf dem süßen Mund.
    Heartland Ranch. So schlecht fand er den Namen gar nicht.
    Vor ihnen tauchte jetzt Wichita aus der Prärie auf, und Rachel war fasziniert wie immer, wie schnell die Stadt seit ihrer Gründung gewachsen war. Sie erstreckte sich bereits entlang der Ufer des Big und des Little Arkansas weiter nach Osten, und Delano breitete sich nach Westen aus. Innerhalb der Stadt war der Wind durch den Schutz der Gebäude nicht ganz so heftig, und Rachel war erleichtert, weil sie sich nicht mehr am Wagen festhalten mußte.
    Slade fuhr den Wagen durch die Stadt, die Douglas Avenue hinunter zur Ecke Main Street, wo er direkt gegenüber des einstöckigen Backsteinbaus namens Eagle Block stehenblieb, in dem die Zeitung Wichita Eagle, verschiedene Regierungsbüros und ein öffentlicher Versammlungssaal, die Wichita Savings

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