Wildes Erwachen
ich nix za doo!«
»Tja, Herr Döberlein, Sie sagen uns leider nicht die Wahrheit, denn das Auto war in Ihrer Scheune und das wissen wir mit absoluter Sicherheit.«
»Wer hott des gsogd?«, brauste der Wirt auf.
»Tut nichts zur Sache«, Schuster lehnte sich entspannt zurück und fuhr nach einer kurzen Pause fort, »mit Ihrer Lüge bestätigen Sie unseren Verdacht, dass Sie an einem Mord und an einer Entführung beteiligt waren. Uns bleibt nichts anderes übrig, als Sie vorläufig festzunehmen. Ein Haftbefehl ist da schnell erwirkt.«
Es tat Kral gut, diesen Kotzbrocken auf ein Häufchen Elend reduziert zu sehen: Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, scheinbar auch der Speichel aus seinem Mund, denn seine Stimme war jetzt mit einem Krächzen unterlegt: »Des loss ich mir fei nett ohänga! Obber a Dummheit hob i gmacht, des is wohr.«
»Klartext, Herr Döberlein!«, forderte Schuster.
Die beiden erfuhren, dass in der Scheune tatsächlich ein Geländewagen seinen Standplatz hatte. Das Fahrzeug gehörte einem Bayreuther Bauunternehmer, der die Jagd der Gemeinde Kolkenreuth gepachtet hatte. Wenn er sein Revier besuchte, stellte er seinen BMW auf dem Hof ab und stieg in den Geländewagen um. Der Wirt hatte die Erlaubnis, diesen Wagen ab und an zu benutzen. »Und ich hobb des Auto dem Nämmbercher amol gehm, des hob iich derft.«
»Wann?«
»Watten’S, des wohr on an Samstooch vor drei odder vier Woch’n und am nächsten Dooch hod er’s dann gecha Middooch widder gebrocht.«
Was jetzt folgte, gefiel dem Wirt überhaupt nicht: Schuster verlangte von ihm den Nachweis, dass er am 11.1., also am Tag der Entführung und des Mordes, nicht in Selb gewesen sein konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Frau von oben zu holen und, noch viel schlimmer für ihn, zwei Stammtischler von nebenan beizubringen, die ihn an dem Sonntag in der Frühe zu Gesicht bekommen hatten.
Das Ergebnis war recht eindeutig: Döberlein kam nicht als Mittäter in Frage. Schuster eröffnete ihm, dass er mit weiteren Befragungen zu rechnen habe. Beim Abschied war es dann an Kral, dem Mann noch einen kleinen Denkzettel zu verpassen: »Ich gehe davon aus, dass Sie einverstanden sind, wenn ich Ihnen die Rechnung für die Behandlung«, er deutete auf sein Bein, »in Kürze zukommen lasse.«
Kurz schien es, als drohe Protest, aber es blieb dann doch bei einem kommentarlosen Kopfschütteln.
Die beiden waren schon auf dem Weg zur Tür, als sich Schuster noch einmal umdrehte: »Ach, Herr Döberlein, fast hätte ich’s vergessen: Wo steht der Wagen jetzt?«
»Denn hod der Nemmbercher mietgnumma.«
Schuster wandte sich an Kral, laut genug, so dass es auch der Wirt hören musste: »Die Bayreuther Kollegen müssen noch auf dem Hof sein. Ich fahr’ da mal hin. Und wenn der Wagen dort steht, lass’ ich die Spusi einen Blick drauf werden. Du müsstest dann noch einen Moment hier bleiben und drauf achten, dass Herr Döberlein nicht irgendjemand wegen des Wagens anruft, falls der woanders steht.«
Kral brauchte nicht lange auf den Kommissar zu warten. Der blickte nur kurz in die Gaststube. Sein kurzes Kopfnicken zeigte Kral, dass er einen Treffer gelandet hatte.
Der Wirt würde jetzt viel Phantasie und einiges schauspielerisches Talent aufbringen müssen, um dem Stammtisch sein Waterloo in der Küche in einen Sieg über die Polizei umzudeuten.
»Könnte der Wagen vom Tatort in Selb sein«, eröffnete Schuster das Gespräch, als er und Kral im Wagen saßen und in Richtung Autobahn fuhren, »zwar kein Pajero, aber es gibt da Spuren an den Rammschutzbügeln, die einen Kontakt mit einer Stoßstange vermuten lassen. Das muss jetzt noch mit unserer Spusi abgeklärt werden.«
Kral wechselte das Thema: »Was machen wir mit dem Besitzer? Sollten wir dem nicht …?«
»Wollte ich grad’ sagen. Ist das bei dir noch zeitlich drin, wenn wir über Bayreuth fahren? Den Halter hab’ ich schon.«
Kral blickte auf seine Armbanduhr: »Gleich sechs, ich hab’ zwar mächtigen Kohldampf, aber sehr lange kann das ja nicht dauern. Wir können ja anschließend eine Kleinigkeit essen.«
Herr Eberlein wohnte am nordwestlichen Stadtrand in einem stattlichen Bungalow, auf den durchaus auch die Bezeichnung Villa passte.
»Edel, edel!«, kommentierte Schuster, »hier wohnt mit Sicherheit kein Normalverdiener.« Zu der Feststellung trug auch der 7er-BMW bei, der vor einer der beiden Garagen abgestellt war.
Ein junges Mädchen, wohl gerade mal 14 Jahre
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