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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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Händen!
    »Weißt du eigentlich, warum die nach dir suchen, also angeblich?« Die Frage der alten Frau, die für sie schon längst »die Oma« war, riss sie aus ihren Gedanken.
    »Nein.«
    »Du sollst nicht richtig im Kopf sein, so richtig gemeingefährlich. Und sie wollen dich in eine Anstalt bringen, sobald ein Platz frei ist, haben sie gesagt.«
    »So, verrückt bin ich also! Komisch, ich war schon lange nicht mehr so klar im Kopf wie jetzt! Und deshalb habe ich eine Bitte: Ich muss unbedingt in Aš bei einem Polizisten anrufen. Der wird denen dann schon sagen, wer hier wirklich nicht ganz richtig im Kopf ist.«
    »Schätzchen, das ist nicht so einfach, wie du denkst. Wir können erst ans Telefon, wenn meine Tochter oben ist. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich habe den komischen Verdacht, dass sie mit den Brüdern irgendwelche krummen Geschäfte macht. So gegen zwölf, halb eins schläft sie meistens. Wir gehen dann rüber ins Lokal und du kannst telefonieren.«
     
    »Brückner!«
    »Josef, hier spricht Renata Straková, deine ehemalige Geliebte.«
    »Renata! Willst du mich verarschen? Weißt du, wie spät es ist?«
    »Nicht zu spät für einen Bullen, der einen großen Fang machen will.«
    »Darf ich das so deuten, dass du dich stellen willst?«
    »Richtig.«
    »Dann sag mir, wo du dich im Moment aufhältst, ich hole dich ab. Noch besser: Du gehst zur nächsten Polizeistation und lässt dich einbuchten. Alles klar?«
    »Nichts ist klar, Josef! Du solltest mir erst mal zuhören!«
    »Okay, schieß los!«
    Ihr Bericht samt angehängter Beichte machte den Major zunächst einmal sprachlos.
    »Bist du noch dran?«
    »Man wird doch erst mal überlegen dürfen!«
    »Josef, ich habe dich nicht gefragt, ob du mich heiraten willst! Hier beim Telefon kann jeden Moment jemand auftauchen, der mich nicht sehen darf.«
    »Okay, wenn ich das richtig sehe, macht es keinen Sinn, wenn wir in Doubrava mit großem Getöse auftauchen?«
    »Richtig.«
    »Kann es sein, dass diese Kneipe auch eine Pension ist?«
    »Auch richtig.«
    »Dann wird sich morgen früh gegen neun dort ein deutsches Pärchen einmieten.«
    »Ich verstehe nicht, was …«
    »Lass dich überraschen!«
     
    »Wann taucht eigentlich Ihre Tochter hier unten auf?«
    »Nicht vor neun«, antwortete die Mutter der Wirtin, »sie schläft gern lange. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, hier in mein Zimmer kommt sie bestimmt nicht. Liegt wohl an ihrem schlechten Gewissen, weil sie mich in dieses Loch abgeschoben hat.«
    Die Stimme kam aus dem Flur: »Hallo, ist hier jemand?«
    Eindeutig Brückner!
    Die Frau ging nach draußen, um nachzusehen, wer da gerufen hatte. Bei ihrer Rückkehr lachte sie: »Ein Pärchen aus Deutschland hat sich eingemietet, angeblich verheiratet! Aber bestimmt nicht miteinander, das sieht doch jeder.«
    »Wirklich ein Paar«, fragte Renata erstaunt, »und aus Deutschland?«
    »Wenn ich’s sage! Ich kenne mich mit den deutschen Kennzeichen nicht so gut aus. Das Nummernschild beginnt mit ›N‹.«
    »Norimberk«, kommentierte Renata.
    »Na, ist ja egal, woher die kommen«, grinste die Großmutter, »auf jeden Fall ein komisches Gespann! Er so um die 60 mit einem richtigen Hungerleidergesicht und Locken auf dem Kopf. Ein Bild für die Götter! Sie sehr hübsch, so um die 30. Da frag’ ich mich doch, was die von dem alten Sack will.«
    Renatas Feststellung: »Nichts, rein gar nichts!« wollte sie allerdings nicht gelten lassen: »Also, jetzt schlägt’s dreizehn! Woher willst denn du das wissen?«
    »Weil ich den alten Sack kenne. Er ist der Polizist, den ich angerufen habe.«
    »Und sie?«
    »Wahrscheinlich eine junge Kollegin. Und es kann durchaus sein, dass der geile Bock bei dieser Gelegenheit etwas von ihr will.«
    »Hast du da Töne«, empörte sich die alte Dame, »das arme Ding! Da muss man doch etwas machen!«
    »Dem wird schon der Schnabel sauber bleiben, wenn ich gleich hoch gehe zu denen. Schließlich sollen die mich ja hier raus holen!«
    »Du musst aber warten, bis meine Tochter unten in der Gaststube ist!«
    »Wer wohnt denn noch hier in dem Haus? Ihre Tochter ist doch sicher verheiratet?«
    »War!«, korrigierte die alte Frau lachend, »ihrem Mann hat sie schon vor ein paar Jahren den Laufpass gegeben. Und meine Enkelin kommt nur am Wochenende. Sie macht ihre Ausbildung in Prag.«
    Renata erhob sich: »Dann will ich mich schon einmal verabschieden.« Sie reichte ihrer Beschützerin die Hand und wollte sich bedanken, aber

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