Wildes Herz
dürfen. Meine Wölfin winselte freudig erregt, war dies auch in ihrem Sinne.
„Wirst du sie zur Gefährtin nehmen?“, fragte ich und lehnte mich gegen Leons Brust.
„Ich habe Chris gefragt. Er hat leider nicht zugestimmt.“
„Was für ein Ekel!“, echauffierte ich mich. „Ich muss ihm die Ohren lang ziehen, wie es scheint.“
„Sicher.“ Leon lachte laut schallend und legte seinen Arm vorsichtig um meine Schultern. „Ich brauche aber nicht unbedingt Chris Absolution, mir wäre es jedoch lieber. Wie viel es jedoch Enya bedeutet, das muss ich dir nicht sagen. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass wir einfach heiraten könnten, aber das müsste Chris nicht akzeptieren. Schon ein Kreuz mit ihm.“
Leon tat mir leid. Dass Chris so ein Stinkstiefel war, eigentlich unvorstellbar. Ich lächelte Leon breit an und stupste mit meinem Zeigefinger gegen seine Nase. „Was wetten wir, dass er weich wie Butter in der Sonne wird, wenn der Welpe erst einmal da ist? Der härteste Alpha wird bei Welpen zum Schoßhündchen. Selbst Desmond verhielt sich Welpen und werdenden Müttern gegenüber geradezu herzlich und fürsorglich. Wenn er den Welpen anerkennt, dann muss er auch eure Beziehung anerkennen. Und ich bin mir sicher, dass er den Welpen anerkennen wird! Wenn nicht, zwinge ich ihn dazu!“ Mein selbstsicherer Ton verwunderte mich selbst. Ich sagte das, nicht nur um Leon zu beruhigen. Die Worte kamen aus vollster Überzeugung und ich schenkte ihnen selbst bedingungslos Glauben.
Auch wenn ich keine Schuld an Aarons Zustand trug, kam ich mir schlecht vor. Während wir dekadent völlten und uns die Mägen vollschlugen, nippte Aaron nur gequält an seinem Glas Rotwein. Er trank winzig kleine Schlucke und würde sich so mit Sicherheit, den ganzen Abend an diesen kleinen Glas Bordeaux verweilen. Es war unvorstellbar für mich, nicht mehr essen zu können. Für Aaron hoffte ich, dass sein Wolf soweit zerstört war … Alleine der Gedanke war barbarisch! Ich spürte Aarons Tier, gefangen in der menschlichen Hülle. Es war eine Marter für Mensch und Tier. Dass Aaron noch hier saß, grenzte an ein Wunder! Die meisten Lykaner hätten ihrem Dasein bereits ein Ende gesetzt. Doch nicht Aaron. Der Mensch war ebenso stolz wie das Tier. Er kämpfte um jeden Tag und wollte nicht aufgeben. Aaron war voller Hoffnung.
Doch so sehr er hoffte, gegen den Fluch und was er dadurch geworden war, gab es kein Heilmittel. Jen, die Wölfin die das Essen zubereitet hatte und Gefährtin von Tank, hatte mir noch mehr Einzelheiten zu Aarons Zustand offenbart. Das Bannwesen hatte ihn mit einem Fluch belegt, der gewirkt war mit ihrem eigenen Blut. Nur ihr Blut könnte den Fluch brechen. Leider hatte sich diese Hexe sich mit dem Falschen angelegt. Ein Vampir, den sie ebenfalls versuchte zu verfluchen, hatte kurzen Prozess gemacht und ihr das Genick gebrochen. Mit ihrem Tod sanken die Chancen auf nahezu null, dass Aaron den Fluch brechen konnte. Seine Mutter hatte unterschiedliche Bannwessen kontaktiert. Doch keines sah sich in der Lage, ihm zu helfen.
„Jetzt mal eine andere Frage …“ Leon legte sein Besteck beiseite. Er hatte es sich angewöhnt, ein wenig zu essen. Vampire mussten keine Nahrung zu sich nehmen, zogen sie davon keinen Nutzen. Meist verweilte sich Leon an einem Glas Wein, wie Aaron. Heute hatte er ein wenig gegessen, um Jen nicht zu kränken, die über all dem mit Argusaugen wachte.
„Wo warst du, als es passiert ist? Du hast nicht einen Kratzer.“ Leons Ton klang nicht wenig vorwurfsvoll. Aber das war einfach Leon. Er tat sich schwer, Fremden zu vertrauen.
„Darf ich?“ Jen, die unscheinbare Lykanerin, hatte an der Tür zur Küche gelehnt gestanden. Sie presste sich nun energisch von ihr ab. „Mir gefällt sein Ton nicht und auch nicht die Intention, die hinter der Frage steckt.“ Jen war ganz anders, als ihr etwas grobschlächtig wirkender Gefährte Tank. Die Lykanerin war nett, sehr offen und sie hegte keine Vorbehalte gegen Aaron, aber auch nicht gegen Vampire.
„Ich bin in einem Rudel in Wyoming aufgewachsen, in dem es keine Rassenschranken gab. Unsere Alpha Anpaytoo war eine Sioux und sie war wie du. Prajit hat dir sicherlich schon in groben Zügen geschildert, dass du keine gewöhnliche Unterwürfige bist. Er hat dir irgendetwas von wildem Blut erzählt, nicht?“ Jen kam lächelnd auf mich zu. „Es ist dein indianisches Erbe, das dich frei von den Zwängen des Rudels macht. Nicht mehr und nicht weniger. Die Magie
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