Wildes Herz
Lache roten Blutes. Der Schuss sah eigentlich nicht so wild aus. Nicht einmal einen Menschen hätte es sonderlich tangiert. Doch Aaron Blut floss wie Wasser und er war wie paralysiert.
„Ich würde sagen, ihr fahrt schnell zum guten Doktor Singh mit ihm, damit er die Kugel rausholen kann.“ Seth, der sich aufgerappelt hatte, hielt die Patronenhülse hoch, auf der eine rote Rune prangte. „Mit freundlicher Hilfe eines Bannwesens. Ich wusste nicht, ob die verfluchte Munition bei ihm wirkt, ist sie für Ghule gedacht. Doch wie du siehst …“ Er zog gleichgültig die Schultern hoch. „Sobald die Kugel draußen ist, löst sich auch der Bann von ihm. Also, entweder ihr geht jetzt und rettet ihn oder ihr bleibt hier und er verblutet. Wie ihr euch auch entscheidet, dass Haus ist danach MEIN. Ich würde jedoch vorziehen, dass der Tote hier nicht ausblutet.“
Jen würdigte ihn keines Blickes, packte Aaron unter den Achseln und sah dann Hilfe suchend zu mir. Ich packte mir die Füße des verletzten Mannes, aber nicht ohne Seth einen unterkühlten Blick zuzuwerfen, der ihn zusammenzucken ließ.
„Wir sehen uns wieder. Man sieht sich immer ein zweites Mal, Seth“, knurrte ich bissig.
Rattengesicht antwortete nicht auf meine Drohung, überging sie einfach.
„Wir packen seine Sachen ins Auto, ebenso Tank. Einer von uns bringt den Wagen zu Singh. Ich erwarte, dass ihr bis morgen sechs Uhr unser Territorium verlassen habt.“
„Fick dich!“, knurrte Jen und wand sich zu den anderen Männern. „Ihr Idioten werdet schon noch früh genug merken, in was für einen Schlamassel ihr euch reingeritten habt. Ich gebe diesem Rudel kein Jahr. Ach, was sag ich, keine sechs Monate! Dann wird das Gejammere groß sein, aber dann sind wir nicht mehr hier. Kein Tank, keine Jen, kein Aaron. Das Green-Bay-Rudel ist für mich gestorben und auch für meinen Gefährten. Für Aaron kann ich nicht sprechen, aber …“ Sie holte tief Luft und ließ den Rest offen. „Bye, ihr Schwachköpfe!“
Kapitel 8
„Ist Tank schwer verletzt?“ Ich hatte es mir auf der alten, völlig zerschlissenen Couch im Keller des Arztes bequem gemacht und war kurz an Enya gelehnt eingenickt. Jetzt war ich schlagartig aufgeschreckt, als Jen den Vorraum betrat. „Wie geht es ihm? Was ist mit Aaron?“
„So viele Fragen.“ Jen ließ sich einfach an Ort und Stelle auf den Boden fallen. Sie schloss die Augen, war sie völlig erledigt. „Tank geht es soweit gut. Er ist ziemlich schlecht gelaunt, brauch ich dir wohl kaum zu sagen. Ein verletzter, dominanter Wolf …“ Sie zog Luft durch die geschlossenen Zähne, erzeugte ein pfeifendes Geräusch. „Gut, dass Prajit um einiges dominanter ist, auch wenn man es kaum glaubt, so weit unten er ihm Rudel rangiert.“
Wegen seiner Frau, die unterwürfig war und seinen eigenen Rang damit weit runterzog. Prajit scherte sich nicht darum. Warum, das wurde mir schlagartig klar, kaum dass ich seine Frau Hiya kennenlernen durfte. Die Frau war einfach entzückend! Sie war bescheiden und lieb, nannte aber auch eine nicht zu verachtende Bissigkeit ihr Eigen, wenn man ihr an den Karren fuhr oder einen ihrer Lieben an den Kragen wollte. Im Rudel mochte sie unterwürfig sein, aber im richtigen Leben, stand sie ihren Mann. Hiya war Anwältin, eine richtig gute, wie Prajit schwärmte. So ein schmuckes Haus, wie die beiden ihr Eigentum nannten, bezahlte sich gewiss nicht von Luft und Liebe. Prajit hatte im Haus eine gut laufende Arztpraxis, Hiya ihre Anwaltskanzlei. Die beiden waren zufrieden mit ihrem Leben. Das Rudel war nötiges Beiwerk, aber nicht ihr Hauptlebensinhalt, wie bei anderen unserer Art.
„Seth hat ihm in die Brust geschossen. Es ist nicht lebensbedrohlich, aber er hat Probleme beim Atmen und ziemlich heftige Schmerzen, ist sein rechter Lungenflügel kollabiert. Nichts, was ein Wolf nicht hinkriegen würde.“ Ihr Gesicht sprach eine ganz andere Sprache: Sie verging vor Sorge um ihren Gefährten. „Er schläft jetzt und wir müssen kucken, wie wir ihn bis morgen früh hier wegbekommen. Prajit meinte, dass Theo ein paar Tage Ruhe bräuchte, aber er kann nicht hier bleiben. Die Drohung von Seth steht. Theo … Tank würde niemals Prajits Familie in Gefahr bringen wollen, also müssen wir gehen und Aaron …“ Jen seufzte. „Aufgrund seiner Besonderheit ist es schwer für Prajit herauszufinden, was ihm denn fehlt und dies zu behandeln. Die Kugel ist draußen und die Blutung steht, aber sie hat sein Schultergelenk
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