Wildes Herz
sich nett anhören, doch es ist zu viel für sie.“ Der Vampir presste seine zerrupfte Hand an seine Brust und biss sich auf die Unterlippe.
„Und woher weiß ein Vampir, wie es in einem Rudel abläuft? Und was in ihrem Kopf vorgeht?“ Prajits Ton war hart und unnachgiebig. Auch wenn er Leon behandelt hatte, er hatte es nicht gerne getan. Prajit konnte Vampire nicht sonderlich leiden und das nicht erst seit dem, was gestern geschehen war. Er sprang auf und hastete zu dem sichtlich mitgenommenen Vampir. Wäre Enya nicht sofort zur Stelle gewesen, um ihren Gefährten zu schützen, wäre Prajit Leon an die Gurgel gegangen. Sie verstellte ihm den Weg und blitzte den Arzt aus goldgelben Wolfsaugen an. „Weil er MEIN ist!“, knurrte sie besitzergreifend. „Der Vampir ist MEIN und gehört zu unserem Rudel!“
„Ich wusste ja, dass Chris lax ist, aber einen Vampir …“ Prajit grient gehässig. „Nein, das ist gerade in Mode, wenn ich mir einige Rudel in Europa ansehe.“ All die Aggressionen fielen schlagartig von ihm ab und er entspannte sich. „Ich lasse mich nur allzu gerne von Vorurteilen leiten, entschuldige Vam … Leon“, korrigierte er sich selbst. „Bis morgen solltet ihr hierbleiben. Seth hat deinen Arm ordentlich zugerichtet und wir haben noch einiges zu besprechen. Auch wenn unsere kleine Wölfin, Christians Spur am liebsten sofort folgen würde. Du bist diejenige, die für seine Unausgeglichenheit verantwortlich ist, nicht? Chris ist immer ein wenig … hibbelig, drücken wir es mal so aus. Aber gestern …“ Prajit raufte sich laut ausatmend die Haare zurück. „Er war ein richtig unangenehmer Charakter, ein dunkles Herzchen. Selbst Miras Kochkünste brachten ihn nicht dazu, aufzutauen. Nur schnell die Chose hinter sich bringen und wieder weg. Abby meinte, er sei unglücklich verliebt.“
„Und du meinst … wegen mir?“ Ich lachte hysterisch auf. „Er ist Alpha und ich …“
„Er ist ein Mann!“, lachte Prajit. „In allererster Linie ist er ein Mann und in wen man sich verliebt, das kann man sich nicht aussuchen. Ich kann ein Lied davon singen und ich bereue es nicht einen Tag, mich in die wunderschönste Frau der Welt verliebt zu haben. Auch wenn mein Status im Rudel jetzt unter ferner liefen ist. Wir haben drei wundervolle Kinder. Sie ist das Beste, was mir passieren konnte!“
„Bist du blind und blöd?“, fauchte mich Enya an. „Das Chris … Gott, bist du begriffsstutzig! Er hat dich nur widerstrebend gehen lassen. Auch wenn er groß getönt hat, dass du tun und lassen kannst, was du willst. Die ganzen anderen Schicksen im Rudel waren sauer, hat er sein Weibchen erwählt und du lässt ihn links liegen. Er ist ziemlich seltsam geworden in den letzten fünf Monaten. Unangenehm ist noch nett ausgedrückt. Es gibt nichts Schlimmeres, als einen verschmähten Wolf.“
„Enya, sie hat es einfach nicht mit dem Wolfsgebaren“, nahm Leon mich, wie schon so oft zuvor, in Schutz. Der Vampir war mir inzwischen so lieb geworden, kaum zu glauben. „Wir sind beide recht neu im Rudel und in ihrem letzten Pack, wurde sie nicht gerade hofiert. Sie tut sich verständlicherweise schwer, zu vertrauen. Und Chris hätte ja auch einfach mal seinen Mund aufmachen können. Sonst ist er doch auch nicht auf den Mund gefallen, aber bei ihr wird er schüchtern.“
„Ist doch auch egal! Zuerst müssen wir ihn und auch meine Mutter finden.“ Enya legte ihren Arm freundschaftlich um mich und küsste mich auf die Wange. „Vielleicht können wir später auch eure Bibliothek in Anspruch nehmen, habt ihr weitaus mehr alte Chroniken als wir.“
„Aber sicher doch“, stimmte Aaron zu. „Für diese Nacht seit ihr unsere Gäste. Das hier ist das Privathaus meiner Familie. Seth und die anderen haben hier keinen Zutritt. Ich habe die Alarmanlage scharf gestellt. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen um eure Sicherheit. Wenn ihr euch ein wenig ausgeruht habt, dann treffen wir uns im Wohnzimmer. Ich werde Tanks Gefährtin Jen bitten, etwas zum Essen herzurichten und dabei können wir unsere weitere Vorgehensweise besprechen. Jetzt sollte ich aber zuerst den alten Bob aus seiner Warteposition erlösen. Du hast den armen Mann völlig vergessen, liebe Megan.“
Upps! Ja, den hatte ich völlig vergessen. „Ich ruf ihn …“
„Nein, das muss ich persönlich machen. Nicht, dass Seth ihm an den Kragen will, wenn er alleine hier auftaucht. Noch habe ich ihn unter Kontrolle. Doch die Macht, die ich von meiner
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