Wildes Herz
unterstellen, dass er Schutz benötigte, war keine gute Idee. Er war ein ziemlich dominanter Wolf gewesen und die Unterstellung von Schwäche hätte ihn gekränkt. Würde dieser Fluch nicht auf ihm lasten, wäre er wahrscheinlich sogar Alpha eines eigenen Rudels. Aaron war einfach zu dominant, um unter seinem Vater zu leben.
Die Wölfin legte den Kopf schief und witterte. „Oh Mist, Idiotenalarm! Wenn man vom Teufel spricht! Warum ist die Alarmanlage nicht scharf?“ Jens Ton war bissig. Kein dominanter Wolf hätte ihn geduldet, doch Aaron ließ ihn zähneknirschend durchgehen.
„Megan war im Garten. Ich habe den hinteren Quadranten ausgeschaltet. Die Sucht, du weißt.“
„Du hast die Alarmanlage ausgeschaltet, damit die Kleine und du paffen gehen können? Vielleicht hättest du sie auch wieder scharf stellen sollen, du lebensmüder Idiot!“ Jen marschierte zielstrebig auf einen Schrank zu, den sie hektisch aufriss. Er war prall gefüllt mit Waffen. Moderne Halbautomatikwaffen, ja sogar eine Maschinenpistole. Doch auch Schrotflinten, typische Jagdwaffen und eine Armbrust.
„Pfoten weg vom Waffenschrank, Jen!“ Noch bevor ich Mr. Rattengesicht sah, hörte ich seine Fistelstimme. Er pfefferte die Flügeltür auf und trat mit seinem Gefolge ins Esszimmer. „Wir haben eine Räumungsklage zu vollstrecken.“
Ich zählte sieben Wölfe an seiner Seite, allesamt in ihrer menschlichen Gestalt und bis auf die Zähne bewaffnet.
„Wo ist Tank? Was hast du mit ihm gemacht?“, keifte Jen schrill.
Seth lachte höhnisch. „Wollte intervenieren, der Trottel! Ich habe ihm mit überzeugenden Mitteln zu verstehen gegeben, was ich davon halte.“ Er wedelte mit der Sig herum und richtete sie dann auf Aaron, zielte unverwandt auf dessen Kopf.
„Du hast ihn doch nicht …“ Jen taumelte einige Schritte nach hinten.
„Wo denkst du hin. Wir sind doch Rudel! Nur ein wenig Blei, damit er ruhiger ist. Er ist in der Arrestzelle. Der wird wieder, wenn ihn denn jemand versorgt. Und genau das, ist mein Verhandlungsstandpunkt: Der Tote verpisst sich freiwillig aus unserem Revier, samt seiner Gäste. Er überlässt uns das Haus. Nur dann kriegst du den Schlüssel zu Tanks Zelle.“ Seth zog eine Kette unter seinem Pullover hervor, an der ein Schlüssel hing.
„Wie kommst du zu der Annahme, dass mir Tank so viel bedeutet?“ Aaron erhob sich langsam vom Tisch und ging ebenso gemächlich auf die Männer zu. Er war die Ruhe selbst, ganz im Gegensatz zu mir. Das hier konnte nicht gut ausgehen! Einer der Männer – ein sehr junger Mann mit schütteren blonden Haaren – hatte einen verdammt zittrigen Finger am Abzug. Er war nervös, stand er nicht hinter dem, was er gerade tat. Der junge Mann war unter Zwang hier. In jeder anderen Situation hätte ich versucht, ruhig auf ihn einzuwirken, aber ich musste auf Aarons Verhandlungsgeschick vertrauen.
„Theo und du seid beste Freunde. Das Gekappel heute Mittag tat ihm keine fünf Minuten später wieder leid. Und das er seine Gefährtin alleine zu dir lässt … Er ist dein Freund, wohlmöglich der Einzige im Rudel, seit dem bedauerlichen Zwischenfall, leider!“, log Seth. Er empfand kein Bedauern. Es kam ihm gerade recht, was mit Aarons Familie geschehen war, spielte es ihm die Karten zu, die er benötigte.
„Du möchtest, dass ich meine Sachen packe und verschwinde?“ Aaron stand so nah vor dem Mann, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. Er hatte das Dominanzspiel noch immer gut drauf und starrte dem Mann ohne die Sonnenbrille unverwandt in die Augen. Aaron war nett, aber ihm in die Augen zu sehen … seine Augen waren furchteinflößend.
„Ich möchte es nicht, ich bestehe darauf und solltest du es nicht tun, muss ich Gewalt anwenden. Den Beginn meiner Alphaherrschaft möchte ich nicht mit einem Blutbad besiegeln, also …“ Zu mehr kam Seth nicht mehr, stieß ihn Aaron hart mit der Hand vor die Brust. Der Mann flog zurück, riss zwei seiner Begleiter mit um und landete vor der Tür. Seine Sinne mochte Aaron verloren haben, aber seine Kraft … Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass er stärker war als jeder gewöhnliche Wolf.
Der Schuss des Jungen, mit dem nervösen Abzugsfinger, der sich sicherlich nur versehentlich gelöst hatte, traf Aarons Schulter und schleuderte ihn zu Boden. Aaron blieb liegen wie tot, völlig reglos.
„Was hast du getan?“, schrie Jen den jungen Mann an und fiel neben Aaron auf die Knie. Unter seinem Körper bildete sich eine
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