Wildes Herz
Vaterschaft nicht leugnen.
„Apropos Schlagen: Abby nimmt French gleich auseinander, wenn er noch einmal so stupide nickt.“
Tyler hatte recht, die Situation war am Kippen. Dass er das bemerkte, verwunderte mich nicht mehr, nachdem ich seine Akte gelesen hatte. An Tiberiu Aurél Kovac war mehr dran, als er uns weiszumachen versuchte. Seine Herkunft wäre in einigen Rudeln mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Problem gewesen, aber nicht bei unserem Rudel! Dennoch wollte ich erst unter vier Augen mit Chris sprechen, bevor ich die Bombe platzen ließ, wenn überhaupt.
„Ich habe verstanden, Abigail!“, konterte Leon wütend. „Ich reiß mich zusammen. Ich kriege meinen Arsch hoch und jetzt bring mich gefälligst zu meiner Frau!“
Das waren ganz andere Töne, die der sonst so ruhige Kanadier anschlug. Aber lieber so, als lethargisch vor sich hin versauernd.
Kapitel 17
„Das muss ich erst einmal verdauen!“ Chris ließ sich auf den Sessel fallen und raufte sich die Haare nach hinten. „Noch einmal für den Landfunk, ganz langsam.“
Dass es Chris so umhaute, das hatte ich beinahe erwartet. Es waren wirklich aufwühlende Neuerungen, die ich dank der Akte aus Gliwice herausgefunden hatte. Für mich durch die Bank weg positiv. Mein Gefährte, als Alpha, tat sich ein wenig schwer damit.
„Okay, langsam für dich, mein Schatz. Tylers Mutter - eigentlich heißt er ja Tiberiu Aurél, wir sollten es allerdings bei dem Tyler belassen, denke ich – ist eine gewisse Aurica Mina Kovac. Sein Vater ein Waldelf namens Ennamoa Panl… Panlo…“ Ich scheiterte an den ganzen ungewöhnlichen Zeichen kläglich. „Den Nachnamen kann ich beim besten Willen nicht aussprechen.“
„Pan?otí?“, berichtigte mich Chris gedankenverloren. Klar, das Mr. Sprachgenie kein Problem hatte, irgendwelche Elfennamen korrekt auszusprechen!
„Die Sprache der Elfen ist nicht einfach, enthält sie in etwa 40 Buchstaben. Je nach Dialekt können es weniger oder auch noch mehr sein. Sie enthält keine Umlaute, dafür um die 20 diakritische Zeichen, gefühlt weitaus mehr.“ Wenn Chris nervös war, begann er zu plappern. Seinen Vortrag über die Sprache der Elfen hielt er nur, weil er fieberhaft überlegte, was nun mit Tyler zu tun war.
„Egal wie er heißt, es ändert nichts“, ging ich auf seine Bedenken ein.
„Ich hätte den Elf in ihm riechen müssen.“ Chris legte nachdenklich die Stirn in Falten.
Einen Elf riechen? Klar, wenn Chris das hinbekam, dann wäre er die Spürnase des Jahrhunderts! Ein Elf passte sich an die vorliegenden Gegebenheiten an und kopierte den Geruch seines Gegenübers. Tyler roch wie ein Lykaner. Punkt!
„Elfen kann man nicht über den Geruch identifizieren“, rief ich Chris in Erinnerung. „Über ihr Aussehen und ihre empathische Fähigkeiten, sicher! Aber machen wir uns nichts vor: Ty sieht nicht aus wie ein Elf und mit empathischen Fähigkeiten, glänzt er im Regelfall auch nicht.“
Chris stieß einen leisen Seufzer aus und legte den Kopf weit in den Nacken zurück. „Ein Elf im Wolfspelz, wie nett!“, zog er es ins Lächerliche. „Und was nun?“
„Das ändert nichts!“, erwiderte ich aus vollster Überzeugung. „Wir sollten es handhaben wie bei Leon, nur dass ich Tyler gerne ins Vertrauen ziehen würde.“
„Er könnte denken, dass wir ihn damit unter Druck setzen wollen und dann nimmt er Reißaus. Ich verstehe nun auch, warum er seine wahre Identität und damit seine Vergangenheit so krampfhaft verbirgt“, gab Chris folgerichtig zu bedenken. Ich nahm auf seinem Schoß Platz und schenkte ihm ein aufheiterndes Lächeln.
„Und wenn ich wildes Blut mich daran versuche? Bei Leon hat es ja auch geklappt.“
„Mit Unterstützung von Lenis Präeklampsie.“ Chris griente schief und schob mich ein wenig auf seinem Schoß zurecht, damit er mir in die Augen sehen konnte. „Es ist ernst, Kleines, sehr ernst. Ich denke, dass Tyler wegen seiner Herkunft von seinem ehemaligen Rudel schikaniert, schlimm misshandelt und schließlich gebannt wurde. Er war Betawolf in seinem Rudel mit Ambitionen zum Alpha. Tyler ist der geborene Führer. Dass er sich mir unterwirft, erfordert viel Selbstdisziplin, ein geradezu bewundernswertes Maß. Elf …“ Er kicherte verschlagen. „Das erklärt einiges, auch seinen langweiligen Job! Elfen lieben Zahlen und den ganzen trockenen Kram. Sie sind pedantisch, elende Perfektionisten und dulden keine Fehler. Um unsere Finanzen muss ich mir wohl keine
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