Wildes Herz
Sorgen machen, sind Elfen zudem überaus ehrlich. Ich plappere, nicht? Tut mir leid! Wo war ich? Ach ja, die Bannung! Ein anstrebender Beta wird nicht grundlos gebannt. Tyler müsste sich gewaltig etwas zuschulden kommen lassen haben. Eine unangebrachte Körperverletzung, Vergewaltigung, Mord …“
„Oder die falsche Herkunft?“ Mir wurde ganz anders beim Gedanken daran.
„Bei antiquierten Rudeln reicht auch das. Keine Angst, ich werde ihn nicht rauswerfen. Um ehrlich zu sein, schätze ich seine Art und es ist verdammt schwer einen guten Buchhalter zu finden, der auch noch ein Werwolf ist. Zumindest zur Hälfte.“
Was sich im ersten Moment pragmatisch und geschäftsmäßig anhörte, bedeutete nichts anderes als, dass mein Wolf Tyler mochte und nicht bereit war, ihn gehen zu lassen.
„Sprechen wir mit ihm! Und ich denke, dass Abby mit von der Partie sein sollte. Die beiden haben einen Narren aneinander gefressen und sie ist deine Numero due“, übernahm ich seinen Wortlaut.
„Bei einem Essen heut Abend? Ist dir das recht? Ich würde auch kochen.“
Mein Magen zog sich in heißer Vorfreude zusammen. Chris Kochkünste waren ebenso sensationell wie seine Sprachkünste, nicht zu vergessen seine flinke Zunge … Mir wurde heiß und kalt, bedachte er meinen Nacken jetzt mit zarten Bissen. Der Mann war der Jackpot und er war mein Gefährte! Ich war stolz, etwas was ich nie zuvor verspürt hatte. Stolz auf ihn, aber auch stolz darauf, dass ich Alphagefährtin war und nicht mehr die unterwürfige Wölfin! Ich schloss die Augen, lehnte meinen Kopf gegen seinen und genoss es einfach, ihn zu spüren.
„Bis heut Abend ist noch lange Zeit“, spürte ich seine vibrierende Stimme an der empfindlichen Haut meines Halses. Auch das liebte ich! Ich liebte einfach alles an ihm. Was er mich spüren ließ … Ich lächelte glückselig, zog ihn hoch und hinter mir her ins Schlafzimmer. Noch nie hatte ich mich einem Rudel und einem anderen Wesen so verbunden gefühlt. Nicht einmal Als Rudel, obwohl ich den wie einem Vater geliebt hatte. Doch vor allem hatte ich mich noch nie einem Mann so nahe gefühlt. Meine Wölfin heulte vor Freude auf. Mein Mann, mein Gefährte … MEIN - für immer!
Kapitel 18
„Und dem Enkelkind und Tochter geht es gut?“ Tyler nahm einen Schluck des hervorragenden Chardonnays.
Ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen und Chris fühlte sich nicht weniger deplatziert. Unsere beiden Gäste hatten nur Augen füreinander. So heftig, wie Abby Tyler anflirtete … wow! Wenn die beiden nachher nicht zusammen in der Kiste landeten, würde ich einen Besen fressen.
„Sicher doch. Enya muss sich ausruhen. Ein Kaiserschnitt ist nichts Alltägliches bei einer Lykanerin. Es hätte böse ins Auge gehen können, wenn Meg nicht dort gewesen wäre, um Leon ins Gewissen zu reden. Doch es ist gut gegangen. Meiner Kleinen und meiner Enkeltochter geht es gut. Leon umsorgt die beiden mit einer Hingabe, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen habe. Allerdings ist er noch immer ein wenig in Sorge um den seinen Status, aber auch um Lounas Ansehen im Rudel.“ Abbys besorgter Blick schweifte zu Chris, der lapidar die Schultern hochzog. „Wenn Eni fit ist, sollen sie heiraten, wenn sie es denn wollen. Mir ist es Jacke wie Hose. Leon ist Rudel, wie es Eni ist und damit auch die kleine Louna. Gott, was haben sie sich nur bei dem Namen gedacht?“
„Namen können ein ganz schöner Graus sein“, plauderte Tyler erschreckend locker. „Neuigkeiten vom Green-Bay-Rudel?“
„Alles ruhig, wie gehabt“, antwortete Abby. „Aber Aaron kann es kaum erwarten, wieder von dort abzuhauen. Ihm gefällt es dort nicht mehr.“ Die hübsche Lykanerin legte einen geheimnisvollen Blick auf. „Aaron gefällt es hier. Er ist voll ins Rudel integriert, dank dir, wildes Blut. In Green Bay hält ihn rein gar nichts mehr. Er bat Jen und Tank lediglich darum, ein Zimmerchen im alten Herrenhaus für ihn freizuhalten, wenn er zu Besuch kommt.“
Ich räusperte mich und senkte verlegen den Kopf. Ich war sicherlich nicht der einzige Grund, für Aaron Wunsch schnellstmöglich zurückzukehren. Es gab da eine gewisse Lykanerin, die Aaron ganz besonders am Herzen lag. Aber es war noch zu frisch und gerade an aufkeimen. Aaron ließ es sehr langsam angehen, fürchtete er verletzt zu werden. Ich musste mich daran erinnern, warum wir hier waren. Heute ging es nur um Tyler. „Das freut mich“, erwiderte ich mit einem aufgezwungenen Lächeln.
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