Wildes Herz
mein durchgeknallter Alpha und Gefährte ja mich.
„Er ist im Schlafzimmer, wie schon die letzten 48 Stunden und schläft. Dass er nicht schläft, brauche ich dir wohl nicht zu sagen.“ Enya öffnete mir die Tür in einem süßen Blumenhängerchen, das ihre Kugel ungemein in Szene setzte. Sie war eine bildhübsche Schwangere und stahl jeder Wölfin damit die Show. Jeder Wolf des Rudels, egal ob Mann oder Frau, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Dennoch war sie unglücklich, wollte sie nur von ihrem Mann hofiert werden. Doch Leon strafte sie im Moment mit Verachtung, wie jeden von uns. Enya schloss die Tür hinter mir und musste einen Moment pausieren. Sie war völlig atemlos. Irgendwas war faul. Sie war blass um die Nase, hielt sich den unteren Rücken und strich mit der anderen Hand über ihren Bauch. Der Vollmond war schon vorüber, dennoch kam mir ihr Verhalten Spanisch vor.
„Mir geht es heute nicht so gut. Ich habe Kopf- und Rückenschmerzen. Mein Kreislauf macht ebenfalls Probleme.“
„Was sagt deine Mutter dazu?“
„Ich soll mich nicht so haben.“ Enya war plötzlich ganz grün im Gesicht und verschwand hastig im Bad. Meine Wolfsohren vernahmen, dass sich die Arme gerade übergab. Ich nutzte die Gelegenheit und ging ins Schlafzimmer.
„Na, du egoistisches Arschloch, geht es dir gut? Fühlt es sich gut an, sich im Selbstmitleid zu suhlen? Deiner Frau geht es gar nicht gut und du liegst hier und bedauerst dich selbst! Wie arm ist das denn?“ Sonst war ich immer die Liebe, aber im Moment platzte mir gerade die Hutschnur. Leon interessierte meine Ansage gar nicht. Er lag im Bett, ignorierte mich und sah durch mich hindurch. „Gott, wenn du deinen Hintern nicht augenblicklich hochbekommst und dich am Riemen reißt, dann prügle ich Vernunft in dich rein. Ja, ich weiß, dein Leben hat dich gefickt, aber das hat es mich auch, wortwörtlich! Lass die Vergangenheit endlich ruhen und leg sie ad acta. Du hast hier eine Familie, ein Rudel, eine Frau, die dich liebt und du wirst Vater! Reicht das nicht aus? Nein, du hängst dich so sehr in dieser verflixten Vergangenheit auf, dass es dich sogar körperlich beeinflusst. Diese dummen Blackouts werden immer schlimmer, wenn du im Dreck wühlst!“ Ich ließ mich neben ihn aufs Bett fallen, zog meine Knie vor meine Brust und umschloss sie fest mit beiden Armen. „Ty hat wirklich recht, gewisse Dinge sollte man ruhen lassen. Ich wünschte, ich könnte einiges vergessen, was mir widerfahren ist. Doch das kann ich nicht, also muss ich damit leben. Du hast vergessen und versuchst krampfhaft dich zu erinnern, Leon. Hast du schon einmal in Betracht gezogen, dass dein Geist dies aus einem guten Grund getan hat? Manche Dinge, die verborgen sind, sollten einfach besser verborgen bleiben. Wenn du das akzeptierst, erst dann kannst du Frieden finden.“
Endlich sah er mich an. Ängstlich und voll Furcht, aber er sah mich wenigstens an.
„Ich will dich einfach nicht verlieren, Leon. Du bist Rudel und du bist mein Freund. Ich habe dich lieb.“ Das Geständnis kam mir leicht über die Lippen. Es war die Wahrheit. Ich liebte ihn wie einen Bruder, wie ich auch Enya liebte oder Abby. Ja, sogar Ty mochte ich inzwischen und Corwin und Alisha. Ich liebte mein Rudel und Leon gehörte einfach dazu.
„Kannst du mir helfen?“ Leons Stimme klang schwach, richtig kläglich.
„Ja, das werde ich. Wie Enya es auch tun wird. Aber du lässt sie nicht an dich ran. Ihr geht es nicht gut und sie muss sich auch noch Sorgen um dich machen. Du hast dich vom Rudel entfernt, das bemerkt ihr Wolf. Es belastet sie ungemein, inzwischen auch körperlich. Deine schwangere Frau kotzt sich gerade die Seele aus dem Leib.“ Das fruchtete. Leon schwang sich hurtig aus dem Bett. Nur in Boxershorts bekleidet, präsentierte er seinen trainierten Oberkörper mit Sixpack.
Enya saß auf der Couch, noch grüner im Gesicht, als vor meiner Standpauke an Leon. Sie hielt mit zitternden Händen ein Glas Wasser und nahm einen Schluck, den sie aber sofort wieder ausspie. „Mir geht es beschissen“, jammerte sie. Wenn ein Wolf so viel Schwäche preisgab, dann ging es ihm wirklich schlecht.
Leon hatte sein Handy geschnappt, wollte Abbys Nummer wählen.
„Wir brauchen Prajit Singh“, sagte ich und reichte Leon die Visitenkarte des indischen Arztes. „Jetzt! Mit ner Hebamme ist es nicht getan. Wir brauchen einen Arzt!“
Ich wusste nicht, ob Werwölfe eine Gestose entwickeln konnte, doch Enya zeigte die
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